Ein Späthippie als Held der Karrieremüden: zur Nachahmung aber nur bedingt empfohlen.

Into the Wild

Ein Späthippie als Held der Karrieremüden: zur Nachahmung aber nur bedingt empfohlen.

23.11.2015

Von che

14.09.2015 Into the Wild
© null 02:32 min

Rastlos durch Schule und Studium brettern und dann zackzack ins Berufsleben, Karriere machen. Mitten in diesem, auch in Deutschland üblich gewordenen Rattenrennen zieht der Amerikaner Chris McCandless die Notbremse. Ein Studium in Harvard vor Augen, zerschnipselt der Sohn wohlhabender Eltern seine Kreditkarten, verschenkt und verbrennt seine Ersparnisse und macht sich mit nichts als den Kleidern am Leib auf eine Reise durch Amerika. Anfangs noch in herzlichem Kontakt mit Bauern, Arbeitern und anderen Herumtreibern, ist sein eigentliches Ziel die Wildnis und Einsamkeit im polaren Alaska, wo vermeintlich die Erlösung von der „vergifteten Zivilisation? winkt.

Dass ein junger Mann vor dem Ernst des Lebens einen Naturtrip unternimmt (und in der Regel irgendwann in den Schoß der Gesellschaft zurückkehrt), ist nicht unbedingt filmreif. Bei Chris McCandless gibt es zwei jedoch zwei Besonderheiten. Erstens hat er seine Survival-Tour ins unwirtliche Alaska in den neunziger Jahren mit dem Leben bezahlt. Zweitens wurden seine nachgelassenen Aufzeichnungen von dem Autor Jon Krakauer zu einem Tatsachen-Roman verarbeitet, der in den USA zum Bestseller avancierte. Sean Penn hat daraus jetzt einen schönen Film gemacht.

Beinahe ohne dramatische Volten und im gemächlichen Tempo, folgt der Film den Wanderpfaden des milchgesichtigen Aussteigers (Emile Hirsch), auf denen sich intensives Naturerlebnis und eindringliche Begegnungen, so mit einem gealterten Hippiepärchen und einem vereinsamten Armeeveteranen, abwechseln. Trotz erheblicher Sympathie für den Freiheitsdrang und die Abkehr vom karrieristischen Weg, macht ihn Penn jedoch nicht zur reinen Lichtgestalt. Zu dubios ist sein aus Büchern ? vor allem von Henry David Thoreau ? gezogener moralischer Rigorismus, der ihn zum völligen Bruch mit seiner Familie und in einen verstiegenen, letztlich selbstzerstörerischen Zivilisationshass treibt.

Formal ist der Film makellos. Die drei Erzählebenen ? die Reise durchs amerikanische Kernland, das Vegetieren im hohen Norden und die Rückblenden zur Kindheit und Jugend ? sind virtuos miteinander verflochten; die Landschafts- und Menschenbilder des französischen Kameramanns Eric Gautier („Herzen?) trotz gelegentlicher Kitschnähe durchweg eine Augenweide. Nur das philosophische Dünnbrettbohren aus dem Off („Ruhezustand des menschlichen Seins?) hätte man raffen können ? zugunsten einer etwas raucherfreundlicheren Länge als 148 Minuten.

Erhältlich als Leih- und Kauf-DVD (Anbieter: Universum-Film)

Into the  Wild

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Erstellt:
23.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 23.11.2015, 12:00 Uhr

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J 13.12.200812:00 Uhr

toll

Gertrude 22.11.200812:00 Uhr

es ist schon eine Weile her, als ich den Film gesehen habe, aber er wirkt immer noch nach. Sehr beeindruckt hat mich auch die Stimmung der Zeit in den 70igern, atmosphärisch besser erfasst als Wim Wenders das zuwege gebracht hat. Hier wird eine Kritik an der gutbürgerlichen Gesellschaft dargelegt, die der heutigen Generation fremd ist.

ich 26.10.200812:00 Uhr

was für ein Müll!
ein kompletter Dummkopf zerschnippelt seine Kreditkarten, macht einen auf das-Establishment-kann-mich-ma​l, pilgert nach Norden und verreckt schlussendlich an seiner eigenen Dummheit.
Das, und kein Satz mehr ist die komplette Essenz diese Films.
Man kann sich diesen Satz in 5 Sekunden durchlesen oder 2 Stunden seines Lebens damit verschwenden, den Film anzuschauen.

redbaron 16.09.200812:00 Uhr

top film, super soundtrack, tolle aufnahmen.
Wen die story interessiert muss sich den film unbedingt anschauen. Ein wirklich klasse film indem man sich so richtig hienein veresetzen kann.
Sehr hervorragen auch die verschiedenen charaktere, die alle kurz in dem film vorgestellt werden.

pete doherty 18.07.200812:00 Uhr

perfekt^^

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