Sympathisch widerspenstige kleine Verwandte von Wong Kar-wais Rätselfiguren.

Isabella

Sympathisch widerspenstige kleine Verwandte von Wong Kar-wais Rätselfiguren.

23.11.2015

Von Dorothee Hermann

Isabella

Inspektor Ma ist ein Polizist, der aus Verdächtigen Informationen mit der Bierflasche herausprügelt. Nicht dieser grobe Machismo lässt ihn interessant werden, sondern das rätselhafte Mädchen, das ihn verfolgt. Warum lässt sie sich von Ma Shing demütigen? Verbindet sie ein gemeinsames Geheimnis, oder will Cheung Bik-yan den Mann bloß für ihre eigenen Bedürfnisse instrumentalisieren? Weiß sie wirklich etwas über ihn, oder ist sie nur eine raffinierte Geschichtenerfinderin?

Als sie Ma Shing mit seiner Vergangenheit konfrontiert, kommt sie ihm ungewöhnlich nahe. Widerstrebend fühlt Shing sich zum ersten Mal verantwortlich für einen anderen Menschen. Regisseur Pang Ho-Cheung inszeniert die ungewöhnliche Vater-Tochter-Beziehung sehr sorgfältig. Er hat jenes besondere Auge, dem jeder Gegenstand, jeder Blick kostbar wird. Ein zerfetzter Sessel, das schimmernde Halblicht in Shings Wohnung, die abblätternden Hausmauern der Straßenzüge, sogar die Huren, die Shing sich ins Haus bestellt ? alles scheint erfüllt von der Melancholie einer untergegangenen Zeit.

Mit seinen ungewöhnlichen Kameraeinstellungen dürfte dieser Film visuell eine der Entdeckungen des Festivals sein. Schauplatz ist das Macao der Übergangszeit, bevor es im Dezember 1999 von Portugal an China zurückgegeben wurde. Gedreht wurde vor zwei Jahren in Hongkong und in China