Gegen diesen Bond machten die Herren Moore, Brosnan & Co bloß Kasperletheater.

James Bond 007 - Casino Royale

Gegen diesen Bond machten die Herren Moore, Brosnan & Co bloß Kasperletheater.

24.11.2015

Von che

James Bond 007 - Casino Royale

„Geschüttelt oder gerührt?? ? „Mir scheißegal!? ? Holla, das sind neue Töne von 007. Einer solchen Stillosigkeit hätte sich weder Sean Connery noch Roger Moore noch Pierce Brosnan schuldig gemacht. Doch der Affront gegenüber dem mythischen Cocktail ist kein peinlicher verbaler Ausrutscher. Vielmehr steht er für ein grundlegend neues Konzept vom längstlebigen Superhelden des Kinos ? sowohl was die Figur als auch die Geschichte drumherum angeht.

Den neuen, Daniel Craig, kennt man in Deutschland bisher nur von kleinen Rollen in „Road To Perdition? oder Steven Spielbergs „München?. Dass sie trotzdem in der Erinnerung haften blieben, zeigt, was für ein erstklassiger Schauspieler er ist. Vielleicht hat ihn gerade das in einigen Fan-Foren in den Verdacht eines Weicheis geraten lassen. Stimmt schon: Bond Nummer sieben wimmert unter der Folter (die er aber doch heldenhaft durchsteht), verliebt sich heftig und kämpft mit den Tränen, als ihn sein Mädchen bitterlich enttäuscht. Im Tagesgeschäft unterlaufen ihm einige gewaltige Schnitzer, und in den Actionszenen merkt man seinem Gesicht und Körper an, welche Mühe es kostet, die Schurken in die Schranken zu weisen. Doch genau diese Schwebelage zwischen Heißsporn und Sensibelchen macht Bond als Figur wieder (oder überhaupt zum ersten Mal) wirklich interessant. In einigen Szenen schimmern sogar Traumata und seelische Verletzungen aus einem Leben vor der Lizenz zum Töten durch. Da steckt noch viel Potenzial für die charakterliche Entwicklung in den nächsten Folgen drin.

Auch die Handlung, die unter Brosnan immer mehr zum Bummbumm-Klimbim entartete, hat diesmal Hand und Fuß. Die Möchtegern-Weltherrscher und irren Atombomben-Freaks haben erst einmal abgedankt. Der Bösewicht Le Chiffre (Mads Mikkelsen, „Adams Äpfel?) ist ein vergleichsweise ordinärer Geschäftemacher, der in erster Linie „eine anständige Rendite? erzielen will. Dass er zu diesem Behuf Massen an unschuldigen Menschen über die Klinge springen lassen will, darf man zumindest auf metaphorischer Ebene durchaus wirklichkeitsnah nennen.

Nun muss freilich niemand fürchten, 007 sei zum Kunstkino übergelaufen. Action gibt es schon auch reichlich. Allerdings verzettelt sie sich nicht in ausuferndem Digital-Brimborium wie im aktuellen Hollywoodkino, sondern setzt in eher altmodischer Tradition auf ehrliche Handarbeit und kraftvollen Körpereinsatz. Da rinnt der Schweiß, doch im Kern entfaltet sich das Duell zwischen Bond und Le Chiffre auf psychologischer Ebene ? mit dem Highlight einer sehr langen, aber ungemein dicht inszenierten Pokerpartie. Vollends zu einer runden Sache macht „Casino Royale? die großartige Besetzung der Nebenfiguren mit Eva Green (für die das Attribut Bond-Girl eine Beleidigung wäre), Giancarlo Giannini, Isaach de Bankolé und einigen anderen.

Bleibt eigentlich nur zu kritteln, dass der Film am Anfang wieder mal das unsägliche Klischee-Bild von Afrika als dem finsteren Chaos-Kontinent bemüht. Außerdem gibt es auf Madagaskar definitiv keine Giftschlangen. Etwas weniger schlampige Recherche ist aber das einzige, was wir uns von Daniel Craigs zweitem Bond-Abenteuer zusätzlich wünschen.

Wer ist der beste James Bond aller Zeiten?