OB-Wahl

Jan Zeitler kann’s packen

Bei der Kandidatenvorstellung in Überlingen machte Horbs Bürgermeister eine gute Figur. Viele rechnen mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen.

29.10.2016

Von Stef Manzini

Stefan Lutz, Chefredakteur des „Sükurier“, und die Kandidaten zur Wahl des Oberbürgermeisters in Überlingen, Georg Müller, Klaus Kirchmann, Sabine Becker, Jan Zeitler und der Leiter der „Südkurier“-Lokalredaktion Stefan Hilser (von links nach rechts) in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula des Salem College am Donnerstagabend in Überlingen. Bild: Manzini

Stefan Lutz, Chefredakteur des „Sükurier“, und die Kandidaten zur Wahl des Oberbürgermeisters in Überlingen, Georg Müller, Klaus Kirchmann, Sabine Becker, Jan Zeitler und der Leiter der „Südkurier“-Lokalredaktion Stefan Hilser (von links nach rechts) in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula des Salem College am Donnerstagabend in Überlingen. Bild: Manzini

Über 800 Gäste begrüßte der „Südkurier“ zur Podiumsdiskussion mit den Kandidaten der bevorstehenden Wahl des Überlinger Oberbürgermeisters Donnerstagabend in der Aula des Salem-College. Bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche füllte das interessierte Überlinger Wahlvolk die Veranstaltungsorte bis auf den letzten Platz. Nach der offiziellen Kandidatenvorstellung durch die Stadtverwaltung am vergangenen Dienstag, stand die Diskussion der Kandidaten im „Salem International College“ im Fokus.

Amtsinhaberin Sabine Becker, Jan Zeitler, Bürgermeister aus Horb, Lokalmatador Klaus Kirchmann und Georg Müller, Lehrer aus Schwäbisch Gmünd, standen den Überlingern Rede und Antwort zu den Themenkomplexen Verkehrssituation und Landesgartenschau – zentrale Punkte der OB-Wahl am 6. November.

Herz und Hand

Stefan Hilser, „Südkurier“-Lokalchef in Überlingen, versuchte zu Beginn eine entspannte Atmosphäre herzustellen und durch persönliche Fragen die Kandidaten auch jenseits der reinen Sachargumentation darzustellen. Dies gelang ihm und war, wie viele Besucher im Anschluss sagten, eine für sie wichtige Grundlage zur Beurteilung und Differenzierung der Bewerber. Befragt nach ihren Gefühlen, beladen mit der schweren Amtskette des Überlinger OB einer Prozession voranzuschreiten, antwortete Überlingens Oberbürgermeisterin Sabine Becker: „Man kann diese schwere Amtskette allerdings auch als Frau gut tragen“, und warf einen langen Blick auf ihre drei männlichen Konkurrenten. Auf die Frage nach ihrem Plan B, falls sie nicht wiedergewählt würde, gab Becker zu, keinen solchen zu haben.

Jan Zeitler musste sich bei eben jenen Lockerungsübungen, die den Auftakt zur Podiumsdiskussion boten, vom Moderator zu einer Ausssage bei seiner 15-minütigen Ansprache an die Wähler vom vergangenen Dienstag befragen lassen: „Sie sagten, Sie wollen auch mit dem Kopf ins Überlinger Rathaus – und nicht nur mit dem Hintern“. Hilser bat um eine Erklärung, was genau man sich darunter vorzustellen habe. Wortreich kam Zeitler zum Kern seiner Aussage und erklärte, er wolle nicht nur körperlich im Rathaus anwesend sein, und der Spruch bedeute so etwas wie „mit Herz und Hand“.

Angespannte Verkehrssituation

Auf die Frage, was er denn tue, wenn er feststellte, dass Überlingen eben kein zweites Horb ist und was der passionierte Schachspieler Zeitler denn mache, wenn ihn der Überlinger Gemeinderat Schach setze, antwortete Zeitler: „Ich bin durch meine Tätigkeit als Bürgermeister in Horb mit seinen 17 Teilorten bestens auf die Aufgabe in Überlingen vorbereitet. Man darf mich Schach setzen, das spornt mich an – niemals aber Schachmatt.“

Die Themen Verkehr und Landesgartenschau hatte Stefan Hilser bewusst vorbereitet, da sie in Überlingen eine große, wenn nicht die größte Rolle im Hinblick auf das möglicherweise neue Stadtoberhaupt spielen. Lösungskonzepte für die angespannte Verkehrssituation könnten also bei vielen Wählern über die Wahl des Kandidaten entscheiden.

Die Amtsinhaberin verteidigte ihre Position und wies darauf hin, dass man bei der Verkehrsberuhigung der Innenstadt vorankomme. Sie sieht Überlingens Zukunft auch als Fahrrad-Stadt und mit dem Einsatz von Elektrobussen und einer Elektrobahn. Überlingen als Luftkurort und Heilbad habe da eine Verpflichtung, die es zu erfüllen gebe. Herausforderer Georg Müller dazu: „Wer von außen kommt, ist noch nicht frustriert und findet auch Lösungen.“ Klaus Kirchmann, er ist im Entwicklungsdienst unter anderem in Myanmar tätig: „Konsenspunkte sind mir wichtig.“ Jan Zeitler wollte dazu, wie er sagte, gerne konkreter werden. „Wir brauchen ein Radverkehrskonzept, die Sperrung oder Umwandlung einzelner Straßen ist mir da zu kurz gegriffen“.

Streitpunkt Platanenallee

Den schwelenden Streit der Überlinger Bürgerschaft um die bevorstehende Abholzung der Platanenallee, zugunsten einer Ufer Renaturierung und zur Schaffung des Uferpark-West im Zuge der Landesgartenschau 2020 nahm Stefan Hilser zum Anlass, die Kandidaten imaginäre Postkarten bemalen zu lassen. „Folgen sie ihrer Fantasie, wie sieht Überlingen 2020 aus?“ Jan Zeitler, der nach einem überraschend schwachen Auftritt am Dienstag in dieser Veranstaltung zur Hochform auflief, malte ein Blumenmeer, eine Naturbühne und Kinder, die mit ihren Großeltern fröhlich flanieren. Der Bürgermeister aus Horb, dessen Gattin Geschäftsführerin der Landesgartenschau in Öhringen ist, relativierte zum ersten Mal in diesem Wahlkampf seine Position gegenüber der Bürgerinitiative BÜB. Diese kämpft für den Erhalt der über 150 Platanen am westlichen Überlinger Ortseingang. In dieser Frage bisher auf einer Linie mit der Oberbürgermeisterin und dem Gemeinderat, sprach Zeitler nun davon, die rund 3500 Stimmen der BÜB nicht außen vor lassen zu wollen. Gäste der Veranstaltung sahen darin eine taktischen Zug Zeitlers, sich bereits jetzt die Stimmen der BÜB für einen eventuell bevorstehenden zweiten Wahlgang sichern zu wollen.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Viele der Anwesenden nutzten die Gelegenheit, den vier Kandidaten Fragen zur Stadtentwicklung zu stellen. „Was tun Sie konkret, um die Wirtschaft voranzubringen?“, so der Einzelhändler Peter Würden. Zeitlers Antwort: „Dafür stehe ich, das ist genau mein Ding“. Gerade sein Sachverstand in kommunalen Belangen sowie seine Erfahrung als Bürgermeister in Horb und damit in einem laufenden Verwaltungsbetrieb, hebt Zeitler bei vielen der befragten Bürger aus dem Feld seiner männlichen Konkurrenz hervor. Glaubt man den Aussagen einiger Gäste am Donnerstagabend, sehen diese bei der bevorstehenden Wahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen der bisherigen Amtsinhaberin Becker und des Horber Bürgermeisters Zeitler voraus.

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Erstellt:
29.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 34sec
zuletzt aktualisiert: 29.10.2016, 01:00 Uhr

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