Kirchen

Jetzt darf er endlich ins Mikro schwäbeln

Früher träumte er nur davon, dass seine Stimme im Radio zu hören ist. Später bremste ihn der Dialekt aus. Doch seit diesem Sommer geht Christoph Gruber, Empfinger Pfarrer, im Radiostudio in die Vollen.

11.10.2018

Von Frank Wewoda

Hans-Peter Mattes (links) Dekanatsreferent der katholischen Kirche aus Tuttlingen und Beauftragter für die Verkündigungsarbeit bei„antenne1 Neckarburg Rock & Pop“, steht zusammen mit Christoph Gruber vor dem Mikrofon im Studio des Senders in Rottweil. Privatbild

Hans-Peter Mattes (links) Dekanatsreferent der katholischen Kirche aus Tuttlingen und Beauftragter für die Verkündigungsarbeit bei
„antenne1 Neckarburg Rock & Pop“, steht zusammen mit Christoph Gruber vor dem Mikrofon im Studio des Senders in Rottweil. Privatbild

Gefremdelt hat der evangelische Pfarrer nie mit dem Mikrofon vor seiner Nase: „Früher wollte ich immer mal in ein Mikrofon sprechen“, erinnert sich Christoph Gruber. Lange ist diese erste Annäherung ans Radio her: Mit 18 Jahren machte er beim damaligen Radio Neckarburg ein Praktikum.

Der 43-Jährige lernte ursprünglich Industriekaufmann, hatte dabei natürlich wenige Berührungspunkte mit der Arbeit in den Medien. Später orientierte er sich um, war lange Jahre als Jugendreferent tätig. Daran schloss sich die berufsbegleitende Ausbildung für den Pfarrdienst an.

Diese bot auch die Chance zu einem Radiolehrgang, die Gruber beim Schopf packte. So ging er im Evangeliumsrundfunk auf Sendung, der bundesweit zu hören ist. Genau dieser Umstand wurde jedoch zum Problem: „Dort kam immer die Rückmeldung, dass bei mir zu viel Dialekt zu hören
ist.“ Zwar ging es nur um die schwäbische Sprachfärbung. Doch reichte diese offenbar, um im nördlicheren Deutschland Irritationen auszulösen.

„Die Nachricht gehört ins Radio“

Ganz anders sieht es jetzt bei seiner Arbeit für den Lokalsender „antenne 1 Neckarburg Rock & Pop“ aus, der nach seinem Sommerurlaub auf den Empfinger Pfarrer zugekommen ist. Der musste nicht lange überlegen nach der Anfrage: „Es ist für mich ein Segen, dass ich jetzt in Schwäbisch sprechen kann am Mikrofon“, so Christoph Gruber. In Rottweil produziert er immer dienstags alle 14 Tage auf einen Schwung sieben Beiträge unter dem Motto „Moment mal – ein Moment zum Nachdenken und Auftanken“. Die sind dann jeweils eine Woche lang täglich um 9.15 Uhr zu hören. Daraufhin übernimmt für eine Woche der Kollege Hans-Peter Mattes diesen Auftrag, der katholische „Beauftragte für die Verkündigungsarbeit“.

Als Verkündiger sieht sich auch Christoph Gruber: „Wenn ich sage, wir haben die beste Nachricht der Welt, dann gehört die ins Radio!“ Als Bezirkspressepfarrer hat er sich viel mit Medienarbeit beschäftigt. Am Radio schätzt er, wie sich das Medium bei vielen in den Tagesablauf integriert. „Das Evangelium, das wir weitersagen, wird so zu etwas Normalem wie der Wetterbericht und die Nachrichten.“ Das Radio sei eine große Chance, Menschen in ihrem Alltag zu erreichen. Gehen die Beiträge auf Sendung, werde er von manchen Leuten angesprochen: „Ich habe dich beim Zähneputzen gehört!“ Inhaltlich decken Grubers Beiträge ein weites Spektrum ab. Von Carmen und Matthias, die getraut wurden, handelte ein Beitrag etwa. Der stellte das „Ja“ zueinander in der Öffentlichkeit und vor Gott heraus, das in allen Beziehungen immer wieder erneuert werden müsse. Zur Trauung des Paars sei der Beitrag dann in der Kirche vorgespielt worden.

Als verantwortungsvoll empfindet Gruber diese Arbeit: „Ich sehe das nicht als Spielwiese, sondern als Aufgabe, um die ich mich nicht gerissen habe.“ Denn 26 Wochen im Jahr mit je sieben Themen mit Tiefgang zu füllen, kann durchaus Respekt einflößen. „Die größte Herausforderung ist es, auf den Punkt in 50 Sekunden einen Gedanken zu entfalten“, erklärt Gruber. Wenn Leute Fragen, ob er keine Angst habe, dass ihm nichts mehr einfällt, antwortet der Pfarrer: „Ich habe mir diese Aufgabe nicht ausgesucht. Gott wird dafür sorgen, dass mir einfällt, was ich sagen soll.“

Radiosendung mit dem Empfinger Pfarrer

Die einminütigen Radio-Beiträge des Empfinger Pfarrers Christoph Gruber sind im Wechsel mit denen des Tuttlinger Dekanatsreferenten Hans-Peter Mattes von der katholischen Kirche zu hören, und zwar montags bis sonntags jeweils um 9.15 Uhr auf „antenne 1 Neckarburg Rock & Pop“. Die Sendung nennt sich „Moment mal - ein Moment zum Nachdenken und Auftanken“. Das frühere Radio Neckarburg hat sich im August dieses Jahres umbenannt in „antenne 1 Neckarburg Rock & Pop“. Seither spielt der Sender vermehrt aktuelle Rock- und Pop-Titel neben Musik aus den 1980er- und 1990er-Jahren.

Zu hören ist der Lokalsender im Bereich von Horb und im Landkreis Freudenstadt auf der UKW-Frequenz 104,6 oder im Internet im Livestream unter www.
antenne1-neckarburg.de