Kühles Folterkammerspiel, das den Horror in den Kopf des Zuschauers trägt.

Junta

Kühles Folterkammerspiel, das den Horror in den Kopf des Zuschauers trägt.

24.11.2015

Von che

Junta

Die Zeit der lateinamerikanischen Militärdiktaturen ist zum Glück vorbei, aber das Unrecht noch lange nicht abgegolten. In Argentinien, wo das Terror-Regime zwischen 1976 und 1983 rund 30 000 „subversive Elemente? foltern und ermorden ließ (viele wurden lebendig aus Flugzeugen über dem Meer abgeworfen), kamen die Verantwortlichen, sofern sie überhaupt verurteilt wurden, nach kurzer Zeit wieder frei.

"Junta" von Marco Bechis hält die Erinnerung an die Gräueltaten wach und ist zugleich Teil einer Kampagne für Gerechtigkeit gegenüber den Opfern. Der Originaltitel „Garage Olimpo? spielt darauf an, dass sich viele der Folterkeller hinter unscheinbaren Fassaden verbargen. Hier ist es eine still gelegte Autowerkstatt mitten in Buenos Aires, in die die Lehrerin Maria zwecks gewaltsamer Erpressung von Geständnissen verschleppt wird. Einer ihrer Peiniger entpuppt sich als ein früherer Verehrer ? ein winziger Hoffnungsschimmer im finsteren Verließ.

Regisseur Bechis geht es freilich weder um eine bizarre Lovestory noch um Schockeffekte. Sein Anliegen ist die banale Routine der institutionalisierten Grausamkeit: Die Beflissenheit, mit der die Folterknechte die Stechuhr bedienen, die Geräusche ihres Ping-Pong-Spiel während der „Arbeitspausen?, die akribischen Berechnungen der Voltstärke für Elektroschocks, das dröhnende Radio, um die Schreie zu übertönen. Bechis' kühl-analytischer Blick auf den Horror schließt ein Happy-end von vornherein aus, das es für den Regisseur selbst gab: Er wurde nach zehn Tagen aus dem Folterkeller freigelassen und nach Italien abgeschoben.

Die Geschichte von „Junta? lehnt sich auch an das Schicksal Elisabeth Käsemanns an, die 1977 von argentinischen Militärs entführt, misshandelt und umgebracht wurde. 2001 hat das Amtsgericht Nürnberg Haftbefehl gegen die zwei mutmaßlichen Mörder erlassen; vor Kurzem auch gegen den damaligen Junta-Chef Jorge Videla.

Zum Artikel

Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 52sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.