Nationalelf

Kantersieg in Eiseskälte

Mit 8:0 landete die DFB-Auswahl einen standesgemäßen Erfolg bei Fußball-Zwerg San Marino. Debütant Serge Gnabry machte mit drei Treffern auf sich aufmerksam.

12.11.2016

Von GEROLD KNEHR

Ein Talent aus dem Ländle: Der ehemalige Stuttgarter Jugendspieler Serge Gnabry (rechts) erzielte im Nationaltrikot gegen San Marino seine ersten drei Länderspieltore. Foto: Eibner

Ein Talent aus dem Ländle: Der ehemalige Stuttgarter Jugendspieler Serge Gnabry (rechts) erzielte im Nationaltrikot gegen San Marino seine ersten drei Länderspieltore. Foto: Eibner

Sie haben es nicht geschafft. San Marino verlor das gestrige WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland mit 0:8 (0:3) – und war damit schlechter als Rekordweltmeister Brasilien, der im legendären WM-Halbfinale 2014 gegen Joachim Löw Jungs bekanntlich „nur“ mit 1:7 untergegangen war.

Ein Dreierpack von Debütant Serge Gnabry, zwei Tore von Jonas Hector, Treffer von Sami Khedira und Kevin Volland sowie ein Eigentor ergaben den standesgemäßen Erfolg der DFB-Auswahl, die in der Qualifikationsgruppe C mit der makellosen Bilanz von nunmehr 12 Punkten und 16:0 Toren anführt.

Es waren sehr unwirtliche Bedingungen unweit der italienischen Adria, 25 Kilometer vom einst als „Teutonengrill“ verschrieenen Sommer-Urlaubsort Rimini. Dauerregen, der den Spielern ins Gesicht blies, ein eisiger Wind – es hat schon angenehmere Bedingungen für ein Fußballspiel gegeben.

Bemerkenswertes oder gar Geschichtsträchtiges ereignete sich gestern Abend im Zwergstaat San Marino mit seinen 32 000 Einwohnern nicht. Die Gastgeber verhinderten im überraschend nicht voll besetzten früheren „Olympiastadion“ von Serravalle, das mittlerweile weit weniger pompös „San-Marino-Stadion heißt, eine 0:13-Packung, wie sie sie vor zehn Jahren gegen Deutschland hinnehmen musste. Es war die höchste Pleite der mit nunmehr 134 Niederlagen in 139 Spielen so reichen san-marinesischen Fußball-Geschichte. Dennoch lässt sich die Mannschaft weiter „La Serenissima“ (die sehr Heitere) nennen.

Die Erkenntnisse für Joachim Löw und seinen mittlerweile deutlich erweiterten Trainer-Stab dürften sich angesichts der Chancenlosigkeit des Kontrahenten in engen Grenzen halten. „Wir wollen die Abläufe vor allem im Spiel nach vorne optimieren“, hatte Co-Trainer Marcus Sorg vor der Begegnung erklärt. Von Beginn an ran durften die Länderspiel-Neulinge Benjamin Henrichs (Bayer Leverkusen) und Serge Gnabry (Werder Bremen). Vor allem Letzterer zeigte mit einem furiosen Auftritt, dass er gewillt war, wie schon bei Olympia auch diese Chance zu nutzen. Er brauchte nur neun Minuten, für sein erstes Länderspieltor – mit freundlicher Unterstützung der Gastgeber in Form eines Fehlpasses auf den Bremer.

Vielleicht war das ganze doch zu schnell gegangen, denn es dauerte bis zu 32. Minute, ehe Jonas Hector nach Vorarbeit von Mario Götze das 3:0 erzielte. Auch er legte in der zweiten Halbzeit einen Treffer nach. Die DFB-Auswahl machte es gestern mit links. Zuvor und danach schlichen sich immer wieder Unkonzentriertheiten ins deutsche Spiel ein.

Kein neues Selbstvertrauen konnte der in der Bundesliga noch immer torlose Thomas Müller sammeln. Zweimal verhinderte Torhüter Aldo Simoncini einen Treffer des Münchner, einer seiner Torschüsse ging ins Seitenaus. In den vorangegangenen drei Quali-Spielen hatte Müller jedoch viermal getroffen. Damit bleibt Müller der erfolgreichste deutsche Torschütze in der Qualifikation für die WM 2018 in Russland.

Keine Gelegenheit, sich auszuzeichnen, hatte Torhüter Marc-Andre ter Stegen, der in bei seinem Länderspieldebüt 2013 beim 3:4 in den USA gepatzt hatte, als er einen harmlosen Rückpass von Benedikt Höwedes zum 0:1 ins eigene Tor kullern ließ. Bei seinem ersten ersten Qualifikationsspiel im DFB-Team kam sein Tor nach der viel bejubelten ersten Eckball für San Marino in Gefahr.

Die Diskussion über den Sinn und Unsinn solcher Begegnungen, deretwegen der Profifußball in Deutschland unterbrochen wird, wird nach der gestrigen Begegnung weitergehen. Ein ernsthafter Gradmesser wird am Dienstag (20.45 Uhr) in Mailand das Testspiel gegen Italien. Hier darf sich Joachim Löw echte Erkenntnisse erhoffen. Das gestrige 8:0 war nicht der richtige Gradmesser.