Fenster in die Vergangenheit

Karl Wezel sichtet 6000 Dias von Walter Dannecker aus der Geschichte Mühlheims

Ob Feuerwehrübung, TG-Jubiläum, Hochzeiten, Baumaßnahmen oder Hochwasser: Wann immer in Mühlheim und Umgebung früher etwas los war, hielt Walter Dannecker wichtige Ereignisse mit einer Kamera fest. Über die Jahrzehnte sind mehr als 6000 Bilder entstanden. Diese sichtet und sortiert derzeit Karl Wezel vom Arbeitskreis „Tradition und Wissen“ im Rahmen von „Sulz engagiert“.

13.04.2016

Von cristina priotto

Karl Wezel sichtet 6000 Dias von Walter Dannecker aus der Geschichte Mühlheims

Sulz/Mühlheim. „Bei mir zu Hause lagerten die Dias alle nur in Boxen im Buffet“, erzählt Walter Dannecker. Angeschaut hat der 84-Jährige sich die Bilder schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Deshalb ist der Mühlheimer froh, dass Karl Wezel auf den einstigen Haus- und Hoffotografen des Orts zukam und bat, den schlummernden Schatz zu sichten und im Arbeitskreis „Tradition und Wissen“ bei „Sulz engagiert“ der Öffentlichkeit zugänglich machen zu dürfen.

Mit der aufwendigen Sichtung der Bilder hat Wezel vor rund vier Wochen begonnen. Rund 800 Fotos konnte der lokalgeschichtlich interessierte Rentner auf diese Weise bereits durchsehen. „Es sind auch viele aus Sulz, Bergfelden, Fischingen und Holzhausen darunter“, berichtete Karl Wezel am Dienstag begeistert. Ein Sechstel des Bestands, etwa 1000 Dias, möchte der Mühlheimer digitalisieren lassen. Und zwar sortiert nach verschiedenen Ortsteilen: „Jeder Stadtteil soll seine Bilder kriegen“, schwebt Wezel vor.

Dannecker, ein gelernter Küfer, hat alles mit der Kamera dokumentiert, das dem Autodidakten vor die Linse kam: Vereinsveranstaltungen und Feuerwehrübungen finden sich ebenso wie Überschwemmungen, Bauvorhaben oder Hochzeiten. Damit nicht genug, hat der einstige Rotkreuzler und Feuerwehrmann jedes Bild fein säuberlich mit Datum und den abgebildeten Personen beschriftet. Einsortiert wurden die Dias anfangs in Holzkistchen, später in Plastikboxen und ein Blatt Papier mit handschriftlicher Auflistung mit Bleistift mit Kurzbeschreibungen der Motive hinzugefügt.

Ähnlich groß ist der Aufwand, den Karl Wezel betreibt: Etwa 6000 der gerahmten Positive will der pensionierte Schlosser durchsehen. Dabei geht der 72-Jährige nach einem klaren Prinzip vor: Zuerst greift Wezel sich eine beschriftete Diabox und liest die Liste mit den Beschreibungen durch. Als nächstes hält der Rentner die Bilder ans Licht, eine Auswahl wirft der Fotosichter mit einem Projektor an die Wand. Zum Schluss verfasst Karl Wezel eine neue Liste und nummeriert die zum Digitalisieren ausgewählten Bilder.

„Es ist wichtig, dass dies für die Nachwelt erhalten bleibt“, sieht der 72-Jährige sich als Missionar in puncto Lokalgeschichte.

In einigen der Plastikboxen klaffen allerdings Lücken: Manche Fotos wurden ausgeliehen, verwendet und kamen nicht mehr zurück.

Den ersten Fotoapparat kaufte Walter Dannecker übrigens in den 1950er-Jahren, um während einer Fahrradtour von Neustadt im Schwarzwald über die Alpen nach Venedig die Reiseeindrücke festzuhalten. An Filmen verwendete der passionierte Beobachter stets nur das beste Material und ließ diese im Labor von Christian Wiedemann in Sulz entwickeln.

Da es das Ziel des Arbeitskreises „Tradition und Wissen“ ist, die Bilder künftigen Generationen zugänglich zu machen, plant Wezel Dia-Abende, und auch Jugendclub und Schule sollen mit ins Boot geholt werden. „Es ist für die Jugend interessant, zu wissen, wie es früher mal aussah und wie der Ort sich verändert hat“, ist der 72-Jährige überzeugt. Eine Auswahl der Fotos soll auf der neuen Mühlheimer Homepage gezeigt werden.

Info Wer noch Dias von früher hat, vor allem aus Mühlheim, kann sich an Karl Wezel wenden.

Die ersten Dias archivierte Walter Dannecker fein säuberlich in Holzkistchen.

Die ersten Dias archivierte Walter Dannecker fein säuberlich in Holzkistchen.

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Erstellt:
13.04.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 13.04.2016, 01:00 Uhr

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