Jugend

Kein Alkoholsumpf

Eine Party mit hartem Alkohol bringt das Horber Marmorwerk in die Schlagzeilen. Die Vereinsvorsitzende Viviane Weschenmoser wehrt sich dagegen.

06.12.2017

Von Dagmar Stepper

Im Horber Marmorwerk wurde am vergangenen Samstag eine Party gefeiert, die für Zündstoff in der Stadt gesorgt hat. Bild: Schmidt

Im Horber Marmorwerk wurde am vergangenen Samstag eine Party gefeiert, die für Zündstoff in der Stadt gesorgt hat. Bild: Schmidt

Es lief etwas schief am vergangenen Samstagabend im Horber Marmorwerk. Bis gegen 23.30 Uhr wurde locker Party gefeiert, wie es ein-, zweimal im Quartal üblich ist. Vor Mitternacht werden dann die unter 18-Jährigen nach Hause geschickt. Einer der Veranstalter drehte die Runde, er kennt fast alle Gäste. Doch an diesem Abend weigerten sich drei 17-Jährige, die Party zu verlassen. Stattdessen schnappten sie sich einen Feuerlöscher, versprühten den Inhalt und randalierten.

Die Veranstalter riefen daraufhin die Polizei. Als die Beamten eintrafen, leisten die Jugendlichen zudem noch Widerstand. Die Polizisten hatten das Ganze aber schnell im Griff und übergaben die Jugendlichen den herbeizitierten Eltern.

Natürlich ist Viviana Weschenmoser nicht glücklich über den Zwischenfall. Sie ist Vorsitzende des Vereins „Haus der Jugend Marmorwerk“, der die Partys veranstaltet. Dass aber dieser Abend im „Schwarzwälder Bote“ zu einem Komasaufen mit billigem Schnaps hochstilisiert und das Marmorwerk als „Alkoholsumpf“ bezeichnet wurde, das macht sie sehr wütend. Denn an diesen Gerüchten sei so gut wie gar nichts dran, betont sie im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE.

Weschenmoser war an dem Abend selbst nicht im Marmorwerk. Doch sie kennt die Partys, sie kennt die Jugendlichen, die dort bei den Partys helfen. „Die sind alle über 18 Jahre alt“, stellt sie fest. Weschenmoser bestätigt, dass an dem Abend auch harter Alkohol verkauft wurde. Das sei bei den anderen Partys des Vereins auch so. Der Verein habe sich dazu entschlossen, damit die über 18-Jährigen nicht am Flößerwasen ihren Wodka ohne Aufsicht trinken, sondern im Marmorwerk, wo auch ältere Erwachsene im Regelfall bei den Partys dabei sind. Die dann auch mal
sagen: „Okay, Junge, jetzt trinkst mal ein Wasser.“ Oder: „Jetzt ist aber mal gut.“

Dass an dem Abend Wodka für einen Euro verkauft wurde, lehnt sie kategorisch ab: „Das geht natürlich gar nicht.“ Aber dass es harten Alkohol gibt, stellt Weschenmoser nicht grundsätzlich an den Pranger: „Bei Veranstaltungen für Erwachsene kann auch Schnaps verkauft werden. Das wird bei der Fasnet und an jedem Dorffest so gehandhabt.“ Schnaps an unter 18-Jährige werde im Marmorwerk nicht verkauft. Sie betont: „Wir halten die Jugendschutzgesetze ein.“

Keine städtische Veranstaltung

Weschenmoser weist auf Folgendes hin: Man müsse unterscheiden zwischen städtischen Veranstaltungen und Angeboten des Jugendreferats im Marmorwerk und den Veranstaltungen des Vereins. Dem Verein gehört das Gebäude, das Jugendreferat ist ein Mieter. Bei städtischen Veranstaltungen gibt es überhaupt keinen Alkohol. Bei Veranstaltungen des Vereins schon.

Seit einem Jahr versucht der Verein mit einem neuen Konzept, das Marmorwerk mit Leben zu füllen. So wird an Wochenenden das Haus für Privatpartys vermietet. Was sehr gut ankomme. Denn das Marmorwerk hat alles da, was für eine Party gebraucht wird. Angefangen von der Disco-Kugel bis zur komplett ausgestatteten Küche. Dann veranstaltet das Marmorwerk selbst Partys. „Das war ein ausdrücklicher Wunsch der Horber Jugendlichen“, sagt Weschenmoser. Diese wüssten oft nicht, wohin sie am Wochenende gehen sollen. Weschenmoser kann das verstehen, sie bezeichnet sich selbst als „Mamorwerk-Kind“. Am besten sollte fast jedes Wochenende Party sein. Das allerdings könne der Verein mit seinen rund 100 Mitglieder nicht stemmen.

Weschenmoser will nicht falsch verstanden werden: Sie will das Problem nicht kleinreden. Aber die Diskussion sollte angemessen bleiben. Und das ist sie ihrer Meinung nach nicht. Dass der Verein sich über Konsequenzen Gedanken macht, auch das ist für sie keine Frage. So könnten beispielsweise Einlasskontrollen eingeführt und den Jugendlichen je nach Alter verschiedenfarbige Armbänder ausgehändigt werden. „Wir werden das Konzept überdenken“, betont sie.

Was aber frustriend sei, ist der Schaden für die Jugendarbeit, die so eine Art der falschen Berichterstattung anrichtet. Für die Jugendlichen sei das sehr demotivierend. Eins sei jedenfalls klar: „Wir werden weiterhin Partys im Marmorwerk veranstalten.“

Viviana Weschenmoser. Archivbild: Kuball

Viviana Weschenmoser. Archivbild: Kuball

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Erstellt:
06.12.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 57sec
zuletzt aktualisiert: 06.12.2017, 01:00 Uhr

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