Horb · Konzert

Kein Festival – dafür rote Zahlen

Die „Crazy Hit Shit Party“, die am 4. Juli auf dem Horber Festplatz steigen sollte, ist abgesagt. Der 18-jährige Veranstalter Rico Hennel investierte hunderte Stunden in die Planung – und kämpft jetzt mit der Rückabwicklung.

28.04.2020

Von Manuel Fuchs

Auch die Großparty auf dem Horber Festplatz am 4. Juli ist der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Bild: Manuel Fuchs

Auch die Großparty auf dem Horber Festplatz am 4. Juli ist der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Bild: Manuel Fuchs

Große Pläne hatte Rico Hennel: Über Monate hatte der heute 18-Jährige ein 8-Stunden-Event für Freunde elektronischer Musik auf den Weg gebracht. Am 4. Juli sollte es als „Crazy Hit Shit Party“ für 5000 Besucher auf dem Horber Festplatz stattfinden. Die Künstler waren gebucht, Katja Krasavice, die selbsternannte „Queen of Bitches“ als Top-Act unter Vertrag. Der Kartenverkauf war angelaufen – das Projekt schien auf einem guten Weg. Und nun pulverisiert die Corona-Pandemie alle Pläne.

„Unendlich viel Zeit ist dafür draufgegangen – letztlich für nix“, erklärt Hennel zerknirscht. 500 Eintrittskarten, Armbänder mit Chip, die als Zahlungsmittel auf dem Gelände dienen sollten, hatte er schon unters Volk gebracht. „Das klingt vielleicht nicht nach so arg viel, aber grade jetzt im Frühling hätten die gebuchten Künstler angefangen, unter ihren Fans Werbung für ihren Auftritt in Horb zu machen.“ Davon hatte sich Hennel einen deutlichen Schub in den Vorverkäufen versprochen.

Aber es kam bekanntlich anders: „Am 10. April haben wir uns entschieden, die Sache komplett abzublasen“, sagt der Veranstalter. Es sei absehbar gewesen, dass ein Verbot kommen werde – und fünf Tage später wurde die Vorahnung zur Gewissheit.

Tickets, Sponsoren, Partner

Jetzt wird all das rückabgewickelt, was das Veranstaltungsteam in den vergangenen Monaten mühevoll geplant hatte. Wer schon eine Eintrittskarte gekauft habe, müsse sich um nichts kümmern, verspricht Hennel: „Wir kennen von allen Ticketkäufern die Bankverbindungen und werden die Beträge der Reihe nach zurückerstatten; nächste Woche geht es damit los.“ Im Nachhinein, so sagt der Veranstalter, sei es fast ein bisschen Glück, dass noch nicht so viele Tickets verkauft waren.

Auch Sponsoren und Partner sollen zeitnah bedient werden, nachdem der Anlass ihres Engagements hinfällig geworden ist.

Hennel hofft, dass die gebuchten Künstler ihre Gagen ebenfalls zurückzahlen. Doch denen geht es wie vielen: Ihre Umsätze sind derzeit rar und die Aussichten düster. Viele seien kooperativ, manche mauerten aber und ließen es gar auf einen Rechtsstreit ankommen, erzählt Hennel. Er wirft einen Blick in den nämlichen Vertrag und schluckt: „Gerichtsstand ist Berlin“. Er hofft noch auf eine außergerichtliche Einigung.

Auch andere Entwicklungen, die sich aus der Corona-Pandemie ergeben haben, machen dem jungen Mann das Leben nicht leichter: „Vier Tage vor meiner Führerscheinprüfung mussten die Fahrschulen zumachen. Mein Auto steht schon vor der Tür, aber ich darf’s nicht fahren“, erzählt er. Ärger ist in seiner Stimme nicht zu hören; eine Schuld will er niemandem zuschieben. Dass er sich ganz andere Sachen vorgestellt hatte, die er in diesem Frühling erledigen wollte, dürfte niemanden überraschen.

Immerhin bleibt ihm sein Hauptberuf vorläufig erhalten: Er absolviert eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement, und Auszubildende können nicht auf Kurzarbeit gesetzt werden, erläutert Hennel.

Tiefrote Zahlen

Wie es jetzt weitergeht, vor allem finanziell? Hennel bleibt vage: „Wir müssen gucken, wie wir’s machen“, meint er. Das Projekt wird mit einem hohen vierstelligen Betrag in den roten Zahlen enden – „vielleicht auch fünfstellig, je nachdem, wie sich das mit den Gagen entwickelt“. Ganz schön viel Lehrgeld.

Auf die Frage, welche Erfahrungen er aus dem Projekt mitnehme, muss Hennel nicht lang überlegen: „Sich immer gut absichern und lieber einmal öfter miteinander beraten, bevor man etwas entscheidet.“

Rico Hennel Archivbild

Rico Hennel Archivbild

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Erstellt:
28.04.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 28.04.2020, 01:00 Uhr

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