Empfingen · Eventbühne

„Kein Set gleicht dem anderen“

Der Frankfurter Techno-DJ Felix Kröcher kommt zehn Jahre nach seinem Auftritt auf der Beatparade wieder nach Empfingen. „Höchste Zeit!“, sagt er.

30.05.2020

Von Manuel Fuchs

„Kein Set gleicht dem anderen“

Die Event-Bühne auf dem Empfinger Verkehrsübungsplatz in der Weillindestraße begrüßt am heutigen Samstag, 30. Mai, um 21 Uhr DJ Felix Kröcher mit seiner Techno Motor Show. Als Vorgeschmack auf den Gig stand er der SÜDWEST PRESSE Rede und Antwort.

SÜDWEST PRESSE: Wer noch DJ Felix Kröcher noch nie erlebt hat – was erwartet den in Empfingen?

Felix Kröcher: Zumindest jahrelange Erfahrung! Ich habe dieses Jahr tatsächlich, spruchreif, 20. Bühnenjubiläum. Leider kann ich das wegen Corona nicht so richtig feiern, weil ich eben nicht auf der Bühne stehen kann. Da haben wir uns das mit den Autokinos und zurechtgedacht. Ich finde, dass es eine wirklich gute Idee ist.

Schubladen sind unfein – aber welchem Genre ordnen Sie sich selbst am ehesten zu?

Im Großen und Ganzen bin ich DJ, der die elektronische Musik darstellt, in meinem Künstler-Wesen. Wir sprechen natürlich etwas plump von Techno, das hat aber sehr viele Facetten. Das kann auch mal ein bisschen housiger sein oder ein bisschen ruhiger, dann knallt’s wieder – das halte ich wie ein Schauspieler, da greife ich in die Trickkiste. Ich weiß natürlich, was ich vorbereitet habe, welche Titel ich dabei habe, und vieles wird damit improvisiert. Kein Set gleicht dem anderen.

Sie stammen aus Frankfurt am Main und legen jetzt in Empfingen an der A81 auf – was ungefähr so viele Einwohner hat wie die Frankfurter Altstadt. Wie kommt’s zu dem Sprung?

Okay, das wusste ich jetzt nicht. Mit Empfingen verbindet mich ... da müsste ich selbst mal nachsehen, wann das war, jedenfalls hab ich mal in Empfingen bei der Beatparade gespielt. Mindestens zehn Jahre ist das her. Die Beatparade gibt es ja nach wie vor – dieses Jahr natürlich nicht. Also, gefühlt vor zehn Jahren war ich hier, und es war schön. Klar, wenn man die Loveparade gewohnt war als Kind der 1990er-Jahre, dann ist das natürlich ein Unterschied. Aber vom Feeling her, wie die Leute da feiern, hat mich die Beatparade stark daran erinnert. Natürlich sind Berlin und Empfingen schwer zu vergleichen, aber wenn man da gespielt hat und die Leute Spaß hatten, das war schon das Gleiche. Seitdem war ich nicht mehr in Empfingen, meine ich, deshalb wird’s wohl höchste Zeit, dass ich mal wieder vorbeikomme. So eine Partykultur hat man nicht überall; grade in kleineren Gemeinden ist das manchmal ein bisschen schwierig. Dann steht da eine Lobby, und die ist nur dagegen. Es ist super, wenn sich auch der Bürgermeister so einsetzt.

Haben Sie schon Erfahrungen mit Auftritten für Menschen in Autos?

Ich habe schon mehrere Termine gespielt und muss sagen: Ist in Ordnung! Man hat als Künstler natürlich Bedenken, wenn da – in Anführungsstrichen – nur Blech vor einem steht, und weil man sowas auch noch nie gemacht hat. Das ist wohl eine menschliche Angewohnheit, dass man sich da eben Gedanken macht: Wie kann ich da performen, wie kommt das an? Bekomme ich auch Feedback? Aber: Es ist tatsächlich möglich, und es macht Spaß!

Wie groß waren die Gigs?

Es waren jetzt insgesamt drei. Ich habe die Tour letzte Woche gestartet, da standen jeweils so zwischen 200 und 400 Autos.

Empfingen wird wohl etwas kleiner.

Es macht aber auch ein Mega-Bild, wenn 120 Autos vor einem stehen und Lichthupe geben. Das ist schon beeindruckend.

Einige Ihrer Gäste in Empfingen erleben so ein Auto-Konzert vielleicht zum ersten Mal. Was empfehlen Sie denen zur Vorbereitung?

Vorbereiten? Das ist eine gute Frage. Ich bin auch ganz jungfräulich drangegangen und hab einfach losgelegt. Man sollte einfach jede Menge Spaß mitbringen, das muss reichen als Vorbereitung. Und dass man wirklich Bock drauf hat, was Einzigartiges zu machen. Wenn man ehrlich ist: Ich glaube nicht, dass das die Zukunft ist. Aber im Moment eben der mögliche und machbare Weg, miteinander Spaß zu haben, als Künstler jemanden zu unterhalten.

Hab ich das richtig verstanden: Sie übertragen das, was Sie auflegen, über eine Radiofrequenz in die Autos, haben selbst keine Boxen auf der Bühne.

Genau, es gibt da eine UKW-Frequenz, die so etwa eineinhalb Kilometer weit reicht. Die Jungs und Mädels können ihr Autoradio anmachen, die Frequenz einstellen, und dann geht’s los. Ich höre mich auf der Bühne selbst über die Monitorbox. Die wird aber nicht ausreichen, um den ganzen Platz zu beschallen.

Das heißt, der Sound, den Ihr Publikum erlebt, steht und fällt mit dem Boxen-Set im Auto?

Ja, genau. Je nachdem, was die für eine Anlage drinhaben, kann das auch richtig viel Spaß machen.

Was machen Sie bei solchen Auftritten anders als vor Menschen, die sich frei bewegen können?

Es ist tatsächlich ein bisschen was anderes. Normalerweise stehe ich ein einem Club oder auf Festivals. Da ist man näher an den Personen dran, die dicht an dicht nebeneinanderstehen – was im Moment eben nicht möglich ist. Im Techno-Genre spielt das Mikrofon eigentlich gar keine Rolle, man lässt die Musik sprechen. Aber hier bekomme ich eben kein direktes Feedback, sehe nicht die Menschen, die Gesichter, die Emotionen, wie sie sich bewegen. Deshalb war es für mich auch wichtig, egal, wo ich hinkomme, die Leute zu begrüßen. Das ist die einzige Sache, die ich wirklich anders mache: Dass ich das Mikrofon in die Hand nehme, mich vorstelle und „Hallo“ sage. Ja, und dann geht’s los, dann spricht die Musik für sich.

Ist bei Autokonzerten irgendetwas besser als bei normalen Gigs?

(überlegt ... seufzt) Die Uhrzeit! (lacht) Ja, die Uhrzeit! Normalerweise spiele ich mitten in der Nacht, das geht dann frühestens um 1 Uhr los, kann auch mal 5 Uhr sein. Und bei den Autokinos fang ich schon um halb neun oder neun Uhr abends an. Das ist für einen wie mich, der jetzt seit 20 Jahren unterwegs ist, eine Herausforderung. Ich bin zwar durch und durch ein Nachtmensch, aber das kommt einem entgegen.

Welches Getränk steht bei Ihnen auf der Bühne? Äbbelwoi, Red Bull oder Wasser?

Hier und da mal eine Dose von Moskovskaya oder einfach Wasser! Die Getränke von ihnen sind wirklich super und ich bin sehr stolz, sie als Tour-Partner dabei zu haben! Selbst wenn ich durch und durch ein Frankfurter Bub bin, das mit dem Äbbelwoi ist nicht so bei mir angekommen.

Was muss schief gehen, damit Sie sagen: Genug jetzt, ich brech ab!

Das ist eine gute Frage, aber ich habe sie mir noch nie gestellt. Da müsste wahnsinnig viel schief gehen. Selbst zu Anfangszeiten, wenn nur zwei oder drei Menschen da waren und Eintritt bezahlt haben, und selbst wenn nicht, wenn sie nur gekommen sind, um mich zu hören, dann hat man als Künstler einfach die Verpflichtung, da zu sein und das Beste draus zu machen – egal, was passiert. Ich möchte den Teufel nicht an die Wand malen, aber ich hab schon einige Sachen erlebt, wo ich auch nicht gegangen bin.

Bleiben Sie über Nacht in Empfingen, oder fahren Sie wieder nach Hause?

Ich mach eine richtige Roadtour. Tatsächlich schlafe ich nach dem Gig in Empfingen in dem Wohnmobil, mit dem ich auch unterwegs bin. Und am nächsten Tag geht es wieder auf Tour.

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Erstellt:
30.05.2020, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 44sec
zuletzt aktualisiert: 30.05.2020, 01:00 Uhr

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