Dorfentwicklung

Kein klassischer Dorfplatz

Der Rexinger Ortschaftsrat will gegenüber der ehemaligen Synagoge ein Info-Zentrum bauen. Dort soll mehr geboten werden als nur ein paar Bänke.

09.11.2016

Von Fabian Schäfer

Die ehemalige Bäckerei Essig in der Rexinger Dorfmitte wird abgerissen. Stattdessen soll dort ein Informations-Zentrum entstehen.Bild: Schäfer

Die ehemalige Bäckerei Essig in der Rexinger Dorfmitte wird abgerissen. Stattdessen soll dort ein Informations-Zentrum entstehen.Bild: Schäfer

Nur noch das „Gerippe“ der ehemaligen Bäckerei Essig gegenüber der Rexinger Synagoge ist noch übrig. Keine Fenster, keine Türen, innen nur leere, verlassene Räume. Vor dem Haus steht ein großer Baucontainer, in den ein Arbeiter im 30-Sekunden-Rhythmus Steine, Holz und andere Materialien aus dem Inneren der früheren Bäckerei schleudert. Denn das Haus in der Dorfmitte wird abgerissen.

Auf der Höhe des Kinderspielplatzes entsteht also eine freie Fläche. Eine Bürgerin sieht sich das Schauspiel an. „Was kommt da dann hin? Vielleicht Parkplätze? Davon gibt es hier nämlich wirklich nicht genügend“, sagt sie. Gerade wenn man die Kinder von der Schule abholen wolle, sei dieses Thema immer wieder ein Problem. Und auch wenn man zum Bäcker oder Metzger in der Freudenstädter Straße müsse, sei die langwierige Suche nach einer Haltemöglichkeit vorprogrammiert. „Naja, wir werden ja sehen“, sagt die Frau und geht weiter. Sie hat offensichtlich noch nichts mitbekommen von den Plänen des Ortschaftsrats.

Dieser will an der Stelle der einstigen Bäckerei einen neuen Dorfplatz errichten. Stadtplaner und Landschaftsarchitekt Karl Vandeven hält von dieser Idee wenig. „Ein Schelm, wer mutmaßt, dass dieser Dorfplatz auch die Autos der Besucher für die Synagoge beherbergen soll. Wer soll denn sonst diesen Dorfplatz nutzen? Die Bewohner oder die Ortschaftsräte bei zwei Festen im Jahr?“, fragt Vandeven in einem Leserbrief in der SÜDWEST PRESSE. Rexinger Bürger würden sich kaum auf den Platz setzen. „Für wen also der Aufwand und das viele Geld?“, fährt Vandeven fort. Und auch das „Opfer“ der Planungen schmerzt den Landschaftsarchitekten: „Schon der dafür vorgesehene Abbruch der ehemaligen Bäckerei Essig wird eine Sünde sein“, schreibt Vandeven. Dieses Bebauung werde in der Dorfmitte fehlen. Genauso wie neue Dorfbewohner, die dort die alten Häuser wieder mit Leben füllen oder neu bauen, erklärt der Stadtplaner.

Sayer will „keine klaffende Lücke“

„Ich muss Herrn Vandeven in vielen Punkten Recht geben. Wir haben uns auch lange Gedanken gemacht“, sagt Rexingens Ortvorsteherin Birgit Sayer. Dass das alte Gebäude weg müsse, sei klar gewesen. „Das ist nicht mehr zu sanieren. Daher haben wir es erworben und reißen es nun ab“, erklärt Sayer. Bereits seit eineinhalb Jahren überlege man sich, was mit dem Platz passieren soll. Der erste Ansatz waren laut Sayer tatsächlich Parkplätze. „Aber wenn in der Synagoge eine Veranstaltung ist, reichen sechs bis acht neue Stellplätze auch nicht aus. Und für private Anlieger-Parkplätze kann ich kein öffentliches Budget ausgeben“, sagt die Rexinger Ortsvorsteherin. Deshalb sei man umgeschwenkt, auf die Idee mit dem Dorfplatz. „Wir wollen aber keine klaffende Lücke in der Dorfmitte entstehen lassen, sondern schon eine gewisse Flucht“, erklärt Sayer. Man wolle die Straße nicht erweitern und dann eine große, freie Fläche haben.

Doch was genau soll denn nun gegenüber der Synagoge entstehen? „Wir planen eine Art Informations-Zentrum. ‚Open-Air‘, sozusagen. Etwas für die Öffentlichkeit, das Einwohner und Gäste dazu einlädt, etwas über Rexingen zu erfahren“, kündigt die Ortsvorsteherin an. Man sei aktuell noch am Entwickeln der Details, alles sei bislang recht vage. „Wir wollen verschiedene Strukturen mit einer geschlossenen Kante nach hinten und zur Straße hin“, sagt Sayer. Es solle kein „klassischer Dorfplatz“ entstehen und man müsse ja auch keine künstlichen Räume schaffen, „an denen man nicht sein will“, findet Birgit Sayer.

Resonanz bislang positiv

„Wir haben uns auch bewusst gegen einen Verkauf entschieden, da wir auch einen Teil der Fläche abgeben wollen. Dann können die Anwohner ihre Gärten etwas erweitern und damit ihre Lebensqualität erhöhen“, erzählt Sayer. Bis das Info-Zentrum allerdings fertig ist, wird noch einige Zeit vergehen. 2017 wolle man erst einmal die Geometrie herstellen und dann weitersehen. „Aber man sollte darauf vertrauen, dass etwas Positives entsteht“ sagt die Ortsvorsteherin. Die Resonanz aus der Bürgerschaft sei bislang auch durchweg optimistisch.