Debatte über Liebe, Lüge und Verrat im Dogma-Stil. Frisch, gewagt und gelungen.

Keine Lieder über Liebe

Debatte über Liebe, Lüge und Verrat im Dogma-Stil. Frisch, gewagt und gelungen.

24.11.2015

Keine Lieder über Liebe

Anlässlich der Französischen Filmtage hatten wir den Verdacht geäußert, dass das junge deutsche Kino momentan mutiger, frecher und widerborstiger ist als das junge französische. Hier ist nun der Beweis. „Keine Lieder über Liebe? ist gewiss kein großartiger Film, aber Regisseur Lars Kraume traut sich wenigstens was.

Wie in so manchem Kunstfilm älteren Datums ist sein Protagonist ein orientierungsloser Filmregisseur (Florian Lukas). Weil diesem Tobias nichts besseres einfällt, entschließt er sich zu einer Dokumentation über die Popgruppe seines Bruders Markus (Jürgen Vogel) und deren aktuelle Tour. Doch das sich öde anlassende Konzertgefilmsel wird bald von ganz anderen Fragen überwölbt: Hatte Markus vor Jahresfrist ein Verhältnis mit seines Bruders Freundin Ellen (Heike Makatsch)? Und ist das der Grund, dass deren Liebe seitdem am Erkalten ist?

Das ist natürlich banaler Stoff, schon hundertmal erzählt, aber Regisseur Kraume findet einen originellen Dreh. Ohne Drehbuch schickte er Schauspieler und Band auf eine echte Tournee, alle Szenen wurden spontan improvisiert und im Reportage-Stil abgefilmt. Das aus 150 Stunden Material destillierte Endprodukt plätschert zuweilen provozierend gemächlich dahin, oft ergeben sich aber auch Momente emotionaler Dichte, die großen Melodramas würdig sind.