VfB Stuttgart

Keine Wahl gegen den KSC: Die Wende muss her

Nach fünf sieglosen Zweitliga-Partien sind die Erwartungen im Heimduell mit dem Tabellenletzten riesengroß, doch es droht ein schwieriges Spiel.

08.04.2017

Von WS

Anweisungen am Spielfeldrand: VfB-Trainer Hannes Wolf (links) mit seinem Kapitän Christian Gentner am Mittwochabend beim Auswärtsspiel gegen die Münchner Löwen, das mit dem Stuttgarter Ausgleich zum 1:1 in der Nachspielzeit endete. Foto: Eibner

Anweisungen am Spielfeldrand: VfB-Trainer Hannes Wolf (links) mit seinem Kapitän Christian Gentner am Mittwochabend beim Auswärtsspiel gegen die Münchner Löwen, das mit dem Stuttgarter Ausgleich zum 1:1 in der Nachspielzeit endete. Foto: Eibner

Stuttgart. Warum das Zweitliga-Derby VfB gegen KSC auch bei Borussia Dortmund interessiert? Schon kurios: Da stehen sich morgen (13.30 Uhr/Sky) zwei junge Trainer gegenüber, die sich aus gemeinsamen BVB-Zeiten kennen und schätzen: Hannes Wolf, 35, auf Stuttgarter Seite und Marc-Patrick Meister, 36, der neue Karlsruher Chefcoach. Der bisherige Assistent war am Mittwoch für den entlassenen Mirko Slomka aufgerückt. Beide, Wolf und Meister, haben in Dortmund Jugendmannschaften betreut, Wolf vor seinem Wechsel zum VfB Stuttgart die U 19, bei der bis 2015 Meister das Sagen hatte.

Plötzlich sind sie Konkurrenten in sportlich schwieriger Mission: Der VfB muss im Aufstiegsrennen nach fünf Spielen ohne Sieg und nur vier Punkten mit einem Befreiungsschlag die Wende schaffen, der Tabellenletzte KSC braucht unbedingt ein Erfolgserlebnis, um vielleicht doch dem drohenden Gang in die dritte Liga zu entgehen.

Die Nervosität wächst auch in Stuttgart. Hannover 96 ist letzte Saison zusammen mit dem VfB aus der Bundesliga abgestiegen und hat nach Rückschlägen kürzlich zuerst das Management, dann den Chefcoach ausgetauscht. Die Karlsruher haben sogar schon den zweiten Trainerwechsel hinter sich. Was, wenn der VfB morgen erneut Punkte liegen lässt? Hannes Wolf wäre dann zumindest angezählt.

Auch wenn die Verantwortlichen bei jeder Frage nach einem Zusammenhang mit dem Fall Kevin Großkreutz abwinken würden: Seit der Publikumsliebling wegen der „Prügel-Affäre“ gehen musste, hat die Mannschaft nicht mehr gewonnen. Wurde da, abgesehen vom Schock an sich, vielen einfach nur zu bewusst, wie wenig es braucht, um wieder in einen Sog negativer Schlagzeilen zu geraten? Fehlt schlicht ein Kämpferherz vom Schlage Großkreutz'? Oder setzt der Erwartungsdruck der Mannschaft immer mehr zu?

Nach der ersten Rückrundenniederlage, dem 0:1 in Fürth, ist sie zuletzt auch gegen Dresden und bei den Münchner Löwen einem Rückstand hinterhergelaufen. Nur weil jeweils in letzter Minute der Ausgleich glückte, hat das Selbstvertrauen nicht ganz radikal gelitten. Und: Dadurch, dass auch die Mitfavoriten reihum immer wieder schwächeln, bleibt der Vierkampf mit Hannover, Braunschweig und Union Berlin um die beiden Aufstiegsplätze bisher spannend.

Der Countdown läuft: Jetzt sind es noch sieben Spiele. Mit den beiden Konkurrenten Berlin (Heimspiel am 24. April) und Hannover (auswärts am 14. Mai) bekommt es der VfB noch direkt zu tun, zunächst aber mit den Abstiegskandidaten KSC und Arminia Bielefeld (auswärts an Ostermontag). Unter besonderen Erschwernissen findet das Landes-Derby statt. Nach dem vorzeitigen Saisonende für Flügelstürmer Carlos Mané muss Wolf morgen auf Mittelfeldspieler Anto Grgic (leichte Oberschenkelprobleme) verzichten. Für den Schweizer soll Matthias Zimmermann zum Zug kommen.

Ganz egal, wer spielt, für den Trainer zählt inmitten der Schwächephase vor allem eine Priorität: „Wir brauchen von Beginn an elf Mann auf dem Platz, die bereit sind, alles für unseren VfB zu geben.“ Kevin Großkreutz, der sich in Dortmund fit hält, meldete sich mit einer emotionalen Botschaft auf Twitter und Instagram: „Kämpft, grätscht, zerreißt euch! Ich drücke die Daumen und bin mit den Gedanken bei euch. Ihr schafft das. Euer Freund.“

Sorgen machen wie in der Hinrunde, als sich der VfB in Karlsruhe mit 3:1 durchsetzte und es letztlich friedlich blieb, die „Problemfans“ bei diesem so genannten Hochrisikospiel. Die unschöne Rivalität der Ultras besteht seit Jahren. Die Polizei muss Ausschreitungen befürchten. Es wird mit mehr als 600 gewaltbereiten Fans gerechnet. Wie am vergangenen Wochenende rund ums Dresden-Spiel sind deshalb etwa 1000 Beamte im Einsatz. Auch Wasserwerfer werden postiert.

Es dürfte also erneut ein ziemlich brisanter Fußball-Sonntag werden. In der Stuttgarter Arena, die mit 58 000 Zuschauern ausverkauft ist, und außerhalb.

Seit vier Tagen KSC-Cheftrainer: Marc-Patrick Meister. Foto: dpa

Seit vier Tagen KSC-Cheftrainer: Marc-Patrick Meister. Foto: dpa