Bankenfusion

Keine Zwangsheirat

Die Volksbank Dornstetten und die Raiffeisenbank Horb wollen Anfang des Jahres 2018 zur „VR-Bank Dornstetten-Horb“ verschmelzen.

22.04.2017

Von Dunja Bernhard

Die Vorstände und Aufsichtsräte der Volksbank Dornstetten und der Raiffeisenbank Horb signalisieren harmonisches Einvernehmen. Bild: Kuball

Die Vorstände und Aufsichtsräte der Volksbank Dornstetten und der Raiffeisenbank Horb signalisieren harmonisches Einvernehmen. Bild: Kuball

Das mal vorweg: Beide Banken seien gesund, sagen die Vorstände der Volksbank Dornstetten und der Raiffeisenbank Horb unisono. Es sollen keine Filialen geschlossen werden und es werde keine fusionsbedingten Kündigungen geben. Warum dann fusionieren?

„Wir haben die Fünf-Jahres-Prognose gesehen“, sagte Harald Queisser, Vorstand der Raiffeisenbank Horb. Ein Strukturwandel des Bankgeschäfts stehe bevor.

Die Bankenaufsicht fordere Lösungsstrategien von kleinen Banken. Deshalb wollten die Horber und Dornstetter Banker frühzeitig Entscheidungen treffen. „Wir
wollen gestalten und uns rechtzeitig positionieren.“ Wenn man
gut sei, hindere das einen nicht daran, noch besser zu werden,
ergänzte Gottfried Joos, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Dornstetten.

Fusionen müssten nicht immer aus einer Notlage heraus geschehen, sagte Michael Mania, Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank. Mit mehr Personal und mehr Eigenkapital lasse sich besser wirtschaften.

Regionale Banken stehen durch die anhaltende Niedrigzinsphase und die Auswirkungen der Digitalisierung vor großen Herausforderungen, berichtete Burkhard Hellstern vom Horber Raiffeisenbank-Vorstand. Vor allem die zunehmende Bankenregulierung führe zu unverhältnismäßigen Kostensteigerungen für kleinere Banken. „Das ist ein Spagat in drei Richtungen“, sagte Queisser. Die Kundenbetreuung dürfe dabei nicht ins Hintertreffen geraten. Beide Häuser arbeiteten aktiv an Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Einige Kooperationsprojekte seien schon erfolgreich gewesen.

Als Braut und Bräutigam bezeichnete Joos die beiden Banken. „Uns verbinden die Zahlen.“ Die Ertragsrückgänge der vergangenen Jahre seien nicht mit Kostensenkungen (wie Personalabbau) ausgeglichen worden. Außerdem hätten die beiden Banken fast die gleiche Herkunft und wuchsen in der Vergangenheit über Fusionen. Aus kleinen Einheiten seien starke Institute geworden, die dabei regional blieben.

So soll es auch weiterhin sein. Keine der bisher 14 Filialen – beide Banken zusammen genommen – soll geschlossen werden. Die Verbreitungsgebiete ergänzen sich. Allerdings könnten die Öffnungszeiten der Filialen bedarfsorientiert verkürzt werden, schränkten die Vorstände ein. Auch soll die Beratung zentralisiert werden. Schwerpunkt der Volksbank waren bisher Firmenkundengeschäfte, die Raiffeisenbank betreute überwiegend Privatkunden. Nach der Verschmelzung der beiden Banken ergebe das eine „prima ausgeglichene Kundenstruktur“, sagte Stefan Greza, vom Volksbankvorstand.

Fusionsbedingte Kündigungen werde es nicht geben, betonten die Vorstände. Einige Mitarbeiter gingen aber mit 63 Jahren in den Frühruhestand. „Um jungen Kräften Platz zu machen.“ Mit den Angestellten sei schon Anfang 2017 über die Fusionspläne gesprochen worden, sagte Queisser.

Die Vorstände werden künftig ein Vierer-Gremium bilden. Zum Aufgabenbereich der Strategieentwicklung soll Marktnähe hinzu kommen. Im neuen Aufsichtsgremium sollen Aufsichtsräte aus beiden Banken in gleicher Anzahl vertreten sein. „Der Größere soll nicht den Kleineren dominieren“, sagte Bernd Nestle vom Dornstetter Aufsitzrat. Die Banken begegneten sich auf Augenhöhe.

Nach der Verschmelzung wird die Bank den Namen „VR-Bank Dornstetten-Horb“ tragen. Der juristische Sitz wird in Dornstetten sein. Verwaltungssitze wird es in beiden Orten geben. Noch steht der Fusionsprozess ganz am Anfang. Über 100 Einzelschritte seien zu gehen, sagte Joos. „Unser Ziel ist es, die Verschmelzung beider Häuser auf der Basis der Jahresabschlüsse 2017 spätestens im Frühjahr 2018 von den Versammlungen beschließen zu lassen.“

Zahlen aus dem Abschluss des Jahres 2016

Die Volksbank Dornstetten hatte 2016 rund 7400 Mitglieder und knapp 15 000 Kunden. Das Eigenkapital lag bei 36,7 Millionen Euro. Das betreute Kundenvolumen betrug 561 Millionen Euro. Die Volksbank Dornstetten hat acht Geschäftsstellen.

Die Raiffeisenbank Horb ist nur ungefähr halb so groß. 3165 Mitglieder hielten im Jahr 2016 Anteile an der Bank. Rund 7500 Kunden wurden in sechs Filialen betreut. Das Eigenkapital lag bei 15,4 Millionen Euro. Das betreute Kundenvolumen betrug 274,6 Millionen Euro. Beide Finanzinstitute sind Genossenschaftsbanken.

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Erstellt:
22.04.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 22.04.2017, 01:00 Uhr

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