Nummer drei der Welt verteidigt Stuttgarter Titel - Siegemund zu müde

Kerber jubelt im Traumfinale

Angelique Kerber hat ihren Titel beim Stuttgarter Turnier erfolgreich verteidigt. Im Traumfinale ließ die Nummer drei der Welt der müde gewordenen Lokalmatadorin Laura Siegemund mit 6:4, 6:0 keine Chance.

25.04.2016

Von HELEN WEIBLE

"Willkommen mein neuer Porsche Boxster!"- Angelique Kerber triumphierte zum zweiten Mal in Folge im Finale von Stuttgart. Foto: Eibner

"Willkommen mein neuer Porsche Boxster!"- Angelique Kerber triumphierte zum zweiten Mal in Folge im Finale von Stuttgart. Foto: Eibner

Stuttgart. "Ein Auto hat noch Platz in der Garage", hatte Angelique Kerber nach ihrem Dreisatzsieg im Halbfinale über die Tschechin Petra Kvitova gesagt. Wenige Stunden später stand fest, dass die beste deutsche Tennisspielerin dort für das schicke orangene Cabrio mit 350 PS unter der Haube tatsächlich Platz machen darf. Ihren zweiten Porsche durfte sie gleich nach dem 6:4, 6:0-Erfolg über Überraschungsfinalistin Laura Siegemund auf den Centercourt fahren. Dieses Mal klappte es auch mit dem Vorwärtsgang auf Anhieb. Die alte Tennis-Queen in Stuttgart ist auch die neue.

Das Finale des 39. Porsche Tennis Grand Prix schrieb schon vor dem ersten Aufschlag Geschichte: Erstmals standen sich zwei Deutsche beim Stuttgarter Traditionsturnier im Endspiel gegenüber. "Die Krönung einer phantastischen Turnierwoche", freute sich die Sportliche Leiterin Anke Huber über das Aufeinandertreffen der zwei von acht gestarteten Deutschen. Die Metzingerin Laura Siegemund war zudem die erste Qualifikantin, die es in der Historie bis ins Finale geschafft hatte. Gegen die an zwei gesetzte Kerber absolvierte sie bereits ihr achtes Spiel. Die Nummer 71 der Welt hatte dabei zwei Top-Ten-Spielerinnen ausgeschaltet und erobert nun dank des größten Erfolgs ihrer Karriere mit Position 42 die Top 50.

Über das ganze Turnier hinweg überzeugte die Spielerin der Stunde Punkt um Punkt mit hartem Tennis. Das Publikum goutierte ihre Vorstellungen stets mit reichlich Applaus und Sprechchören à la "Auf geht s Laura, auf geht s!" Die Bachelorabsolventin in Psychologie ließ sich davon zusätzlich motivieren: "Ich habe hier eine Wahnsinnswoche erlebt", richtete die Bezwungene wiederholt ein herzliches Dankeschön an die Menge in der proppevollen Porsche-Arena. Sie habe noch viel vor dieses Jahr und auf der Tour, versprach die Achtelfinalistin der Australian Open. "Das ist noch nicht das Ende einer langen Reise!" Auch von einer Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro träumt Laura Siegemund, die in der Bundesliga für den TC Karlsruhe den Schläger schwingen wird.

Sensationell war, wie sie gegen die favorisierte Linkshänderin in das Finalmatch gestartet war. Per aggressivem Angriffsspiel ließ die 28-Jährige ihre Konkurrentin Kerber kaum punkten und zog auf 3:0 weg. Dann nahm die gleichaltrige Gegnerin den Kampf an und sicherte sich das Break zum 2:3. Von da an diktierte wieder die Siegerin von Melbourne das Geschehen, glich auf 4:4 aus und sicherte den ersten Satz mit 6:4. Noch einmal schwer umkämpft war der Beginn des zweiten Durchgangs: Über sechs Mal Einstand nutzte schließlich "Angie" ihre Chance zum 1:0. "Dass ich den zweiten Satz gut beginne, war wichtig", so Kerber. Als sie auch das nächste Spiel für sich entschied, jubelte die Norddeutsche schon mit geballter Faust, wohl spürend, dass sie sich auf der Siegerstraße wähnte. Ihre schwäbische Konkurrentin musste eine medizinische Auszeit nehmen. Die anstrengenden Tage hatten an ihr gezehrt. Auch nach der Behandlung fand sie nicht mehr ins Match zurück. "Meine Müdigkeit hat den Sieg gekostet. Der Akku hat nur für drei Schläge in einem Ballwechsel gereicht", erklärte Siegemund sehr enttäuscht. Sie habe keine Schippe mehr drauflegen können.

Kerber, die sich nun vor dem nächsten großen WTA-Turnier in Madrid noch eine Woche Auszeit mit Familie und Freunden gönnt, ist sich ihrer Rolle stets bewusst. "Jeder, der jetzt gegen mich spielt, hat im Grunde nichts zu verlieren. Laura hat hier einen super Lauf gehabt. Deshalb wollte ich einfach die Ruhe bewahren und mich auf meine Stärken konzentrieren", so Kerber. Ihr Gameplan war aufgegangen. Die Porsche-Markenbotschafterin wird mit dem Gewinn des Heimturniers ihre Erfolgsgeschichte fortschreiben wollen. Und Siegemund wird - auch ohne Porsche - weiterhin Gas geben.