Tennis in Stuttgart: Gemeine Konstellation

Kerber muss zum Auftakt gegen Teamkollegin Beck ran

Heute trifft beim Stuttgarter Tennisturnier die beste deutsche Spielerin Angelique Kerber auf ihre Fed-Cup-Kollegin Annika Beck - gleich eine gemeine Konstellation am zweiten Spieltag des Hauptfelds.

20.04.2016

Von HELEN WEIBLE

Stuttgart. Einfach nur ein paar Bälle schlagen, die Beschaffenheit des Sandplatzes in der Porsche-Arena ausprobieren, das hätte das deutsche Fed-Cup-Team sicher vorgezogen. Doch nachdem sie am frühen Montag vom erledigten Klassenerhalt in der Weltgruppe per Privatjet aus Rumänien eingeflogen waren, wartete zunächst ein Medienmarathon auf sie. Zahlreiche Interviews und Fotoshootings hatte das Quartett schon hinter sich, als am Abend die Eröffnungsfeier des Tennis Porsche Grand Prix stieg - da blieb keine Zeit für ein Training oder einen Spaziergang in der Landeshauptstadt. Und bei der Players Night, bei der sich alle in Robe warfen, sahen die Ladies nicht mal müde aus.

In strahlend weiß gekleidet: Die Australian-Open-Gewinnerin Angelique Kerber, diesjährige Titelverteidigerin beim Porsche Grand Prix und Markenbotschafterin des Autobauers. Den ganzen Rummel meistert die immer lächelnde Kielerin inzwischen mit links. "Davon habe ich immer geträumt und ich würde jetzt nicht tauschen wollen mit jemanden", sagte die Weltranglistendritte in der Porsche-Arena. Stress macht sich die 28-Jährige nicht, die Freude auf die Matches überwiegt: "Das ist ein Heimturnier, Familie, Freunde sind hier. Wenn man herkommt, fühlt man sich zuhause", so der Star des Turniers. Es kann losgehen - aber wie!

Mit Ausnahme einer Autogrammstunde am Nachmittag blieb Kerber genügend Zeit, um sich auf ihr erstes Match heute (18.30 Uhr) vorzubereiten, wobei schon bald feststand, dass es zum Auftakt für die Titelfavoritin ein deutsches Duell geben würde. Denn Youngster und Fed-Cup-Teamkollegin Annika Beck hatte die Lucky Looserin Camila Giorgi (Italien) souverän mit 6:4, 6:2 bezwungen und war bei ihrer dritten Hauptfeldteilnahme im mit 759 000 Dollar dotierten WTA-Turnier in die zweite Runde eingezogen. Die sympathische Bonnerin freute sich ausgelassen über ihr Match vor einer stattlichen Zuschauerkulisse von gut 3500 Fans. "Danke an das tolle Publikum", rief die 22-Jährige ins Mikrofon, das ihr Turnierdirektor Markus Günthardt hinhielt. Ob das frühe Zusammentreffen mit Kerber denn für sie eher ein Vor- oder Nachteil bedeute? "Natürlich ist es schade, dass wir uns so früh im Turnier begegnen. Ich werde als Underdog mein Bestes geben", versprach die Hobbyviolistin, die als Talismann immer eine kleine Holzgeige in ihrer Sporttasche mit sich trägt. Das erste Zusammentreffen der beiden in Melbourne ist noch gar nicht lange her, ging mit 6:4, 6:0 aber klar an die spätere Finalistin. Die Fed-Cup-Kolleginnen Andrea Petkovic und Julia Görges greifen ebenfalls erst heute im Einzel ein. Wildcardinhaberin Görges trifft auf die Französin Alizé Cornet (14 Uhr), im Anschluss bekommt es Petkovic mit deren Landsmännin Kristina Mladenovic (WTA 28) zu tun.

Neben Beck zeigte ein weiteres deutsches Tennistalent ihr Potenzial. Die aus Metzingen stammende Laura Siegemund überzeugte in ihrem zweiten Spiel erneut. Die 28-Jährige, die bei den Australian Open schon ein variables Tennis gezeigt hatte, gewann den ersten Satz gegen die Russin Anastasia Pavlyuchenkowa mit 6:0, lag im zweiten Durchgang zunächst 2:5 zurück und erkämpfte noch das 7:5 zum Sieg. "Ich habe zwischendurch vergessen, Gas zu geben, das Gaspedal dann aber wieder gefunden", erklärte Siegemund happy und im Jargon der Automobilbranche. Im anstehenden Viertelfinale gegen die Rumänin Simona Halep könnte sie weiter für Furore sorgen.