Nationalmannschaft

Khedira: Kein Groll gegen Gündogan

Der Weltmeister startet heute mit dem Heimspiel gegen Tschechien in den heißen Herbst. Auf dem Weg zur WM 2018 in Russland zählen für Joachim Löw nur zwei Siege.

08.10.2016

Von THOMAS GOTTHARDT

So soll Sami Khedira (im Trikot von Juventus Turin) auch heute im WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien agieren: Stark im Kopfballspiel, stark im Zweikampf, schnell im Umschaltspiel. Foto: Imago

So soll Sami Khedira (im Trikot von Juventus Turin) auch heute im WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien agieren: Stark im Kopfballspiel, stark im Zweikampf, schnell im Umschaltspiel. Foto: Imago

Hamburg. Joachim Löw musste es nochmal loswerden, bevor die Qualifikation zur Fußball-WM 2018 in Russland mit zwei Heimspielen heute in Hamburg gegen Tschechien und am kommenden Dienstag in Hannover gegen Nordirland (beide 20.45 Uhr/live bei RTL) so richtig losgeht. Er habe am Auftritt des DFB-Teams in Frankreich (0:2 gegen den Gastgegner im Halbfinale) nicht viel auszusetzen gehabt, sagte Löw. „In den Ballbesitzzeiten, dem Spiel im letzten Drittel, bei den angekommenen Pässen, dem Herausspielen von Chancen, der Laufleistung insgesamt, den kurzen Sprints, der Vermeidung von Konterchancen des Gegners und der Anzahl der Gegentore“ – überall sei die Mannschaft besser gewesen als bei der WM-Endrunde 2014 in Brasilien, als es bekanntlich den vierten Stern gab.

12, 13 Versuche, so haben die Trainer um Löw in einer Analyse festgestellt, benötigt die Fußball-Nationalmannschaft durchschnittlich für einen Treffer. Aus Löws Sicht ist die Abschlussschwäche ein altbekanntes Problem. „Schon in der Qualifikation für die EM konnten wir sehen, dass das eine Schwachstelle von uns war. Wir benötigen zu viele Chancen. Das war auch in Frankreich beim Turnier so“, sagte er. Damals beschrieb er es recht plastisch mit „fehlender Geilheit beim Toreschießen.“ Es sei deshalb wichtig, jetzt und in Zukunft wieder effizienter zu werden.

Damit hat der Bundestrainer das Ziel für die nächsten Jahre festgeklopft. Nun geht es darum, mit der richtigen Auswahl des Personals das in die Tat umzusetzen. Dabei wird viel darauf ankommen, wie das zentrale Mittelfeld in der Nach-Schweinsteiger-Ära besetzt sein wird und mit welchem Tempo das Umschaltspiel nach Ballgewinn angegangen wird.

Sami Khedira hat da seine eigenen Vorstellungen. So wie Borussia Dortmund das machen würde, tauge es durchaus als Vorlage, sagte der Italien-Legionär (Juventus Turin). Allerdings habe die DFB-Auswahl grundsätzlich sogar noch mehr Potenzial als der BVB.

Der 29-Jährige hat alles Recht der Welt, sich für diese Position Gedanken zu machen, schließlich rangeln sich Khedira und Ilkay Gündogan um die Stelle neben Toni Kroos. Wobei Löw zumindest für heute klargestellt hat, dass Khedira und Kroos anfangen werden. Ob Gündogan im Verlaufe der Partie noch eingewechselt wird, hänge vom Verlauf der Begegnung ab. Am Dienstag gegen Nordirland wird dann aber wohl der Deutsch-Türke von Manchester City den Vorzug bekommen.

Dass Khedira nach der Rückkehr von Gündogan ein wenig um seinen Stammplatz fürchten muss, juckt ihn dabei nicht. „Die Diskussion interessiert mich nullkommanull“, sagte Khedira: „Ich bin dafür da, meine Leistungen zu bringen, und habe immer gespielt – auch wenn eine Diskussion immer wieder stattfindet.“ Im Gegenteil: Der Ex-Stuttgarter macht sich sogar stark für Gündogan. „Ilkay ein wichtiger Spieler für uns, weil er enorme Qualität hat. Er ist ein sehr fleißiger Junge und Freund.“ Grundsätzlich hätten alle Kandidaten „so viel Qualität, dass wir alle spielen könnten“.

Boateng kommt zurück

Ansonsten zeigte sich auch Joachim Löw durchaus offensivstark. Er erwarte sechs Punkte aus den beiden Heimspielen, machte der Bundestrainer klar und setze die Mannschaft damit bewusst unter Druck. Gegenüber dem souveränen Auftaktsieg in Norwegen (3:0) wird es zumindest gegen Tschechien vermutlich nur eine Veränderung geben: Der nach überstandener Verletzung zurückgekehrte Abwehrchef Jerome Boateng wird in der Innenverteidigung Benedikt Höwedes ablösen. Fürs Torschießen sollen sich alle verantwortlich fühlen, nicht nur die nominellen Offensivkräfte wie Thomas Müller, Mario Götze, Mesut Özil oder Julian Draxler. „Wir sind sehr flexibel im Angriffsspiel. Nicht nur die Offensivspieler können Tore erzielen, sondern auch Defensive bei Standards oder wenn sie wie ein Joshua Kimmich nachgehen“, sagte Kapitän Manuel Neuer.

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Erstellt:
08.10.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 50sec
zuletzt aktualisiert: 08.10.2016, 06:00 Uhr

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