Kill Billy

Kill Billy

Tragikomödie um einen alten Möbelladenbesitzer, der sich mit rabiaten Methoden gegen die Übermacht von Ikea zur Wehr setzt.

01.10.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Kill Billy

Einen Kerl namens Billy gibt es in diesem Film nicht. Gemeint ist das berühmt-berüchtigte Regal, das hier symbolisch für die schwedische Möbelmarktkette Ikea steht. Nachdem der Moloch eine Filiale in der Heimatstadt des etwa 60-jährigen Harold eröffnet hat, steht der Besitzer eines kleinen Ladens für hochwertige Möbel vor dem Ruin. Um seiner Wut ein Ventil zu geben, beschließt der Norweger, den greisen Ikea-Gründer Ingvar Kamprad zu entführen. Der Plan: Kamprad soll vor laufender Handy-Kamera gestehen, dass Ikea-Möbel Murks sind.

Bei der Umsetzung dieses Plots unterläuft der norwegische Regisseur Gunnar Vikene so ziemlich jede Erwartung: „Kill Billy“ ist weder ein spannender Thriller, noch eine schräge Krimikomödie, die wirtschaftlichen Fragen werden nicht vertieft und auch die Tarantino-Anspielung des (deutschen) Titels geht ins Leere. Stattdessen düst Harold im altersschwachen Saab erst einmal zwanglos durchs verschneite Skandinavien. Er besucht seinen verlorenen Sohn, dessen Existenz ebenfalls aus den Fugen ist, und gabelt ein Teenie-Mädchen aus prekären Familienverhältnissen auf.

Diese Ebba assistiert ihn dann immerhin bei der Entführung, die allerdings auch schnell zu verpuffen droht. Denn der bei einer Autopanne eher zufällig aufgegriffene Kampgard empfindet die Freiheitsberaubung als abenteuerliche Abwechslung und denkt auch unter Druck nicht daran, sein besserwisserisches Gehabe abzulegen. Nebenbei entdecken die beiden älteren Herren auch die ein oder andere Gemeinsamkeit.

Diese Konstellation gebiert zwar manchen galligen Witz, führt aber zu keiner Antwort, worauf der Film eigentlich hinaus will – außer auf die Erkenntnis, dass die meisten Skandinavier Ikea zwar nicht leiden können, aber trotzdem wie von Sinnen Billy & Co kaufen.

Ikea hätte einen stärkeren Gegner als dieses etwas phlegmatische  Roadmovie verdient.

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Erstellt:
01.10.2016, 10:27 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 51sec
zuletzt aktualisiert: 01.10.2016, 10:27 Uhr

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