Hallo, ich bin Lilly

Kinder des katholischen Kindergartens begleiten 40 Küken ins Leben

Die Sonnenkinder des katholischen Kindergarten St. Georg sind seit Montag „Brütpaten“. Über drei Wochen begleiteten die Kinder 40 Eier in einem Brutkasten, um mehr über das Wunder des Lebens und das fedrige Tier „Huhn“ zu erfahren.

28.04.2016

Von Benjamin Breitmaier

Bei so jungem Leben ist Vorsicht geboten. Doch die Sonnenkinder kennen sich mittlerweile gut aus mit ihren Schützlingen. Bild: bbm

Bei so jungem Leben ist Vorsicht geboten. Doch die Sonnenkinder kennen sich mittlerweile gut aus mit ihren Schützlingen. Bild: bbm

Empfingen. Kalt ist es an diesem Donnerstagmorgen. Der Garten von Markus Gaus und Janina Donisi zieht sich in die Länge. Der Mittelweg ist gesäumt von Käfigen, Gatter für kleine Nager. Ein Käfig für Kanarienvögel. Heute hat die Familie Besuch in dem kleinen Paradies, das sie sich hier aufgebaut hat. Hinter der Tür eines Schuppens sind Geräusche. Sie stammen nicht von Haustieren, sondern von 15 Kindergartenkindern. Ein Ofen schützt vor den eisigen Temperaturen draußen. Die Kinder richten ihre Blicke in die Holzkiste mit ihrem wertvollen Inhalt: neues Leben.

Bis Montag durften die Küken noch direkt im Kindergarten residieren. Jetzt wurden sie hier im Schuppen untergebracht. Doch die Kinder wollten sie gleich besuchen.

„Die mit dem schwarzen Punkt, das ist Lilly“, erklärt eines der Kinder mit lauter Stimme. Lilly war die erste. Jetzt versteckt sich das kleine gelbe Knäuel mit den paar dunklen Federn am Kopf zwischen seinen Brüdern und Schwestern unter der Heizlampe. Es war Montag, 13.35 Uhr. Zu dem Zeitpunkt durchbrach die kleine Lilly ihre Eierschale und sagte „Hallo Welt“.

Es war Markus Gaus, Kindergartenvater und Lehrer an der Empfinger Grundschule, der den Kindern vor drei Wochen einen professionellen Brutapparat samt 40 befruchteten Eiern zur Verfügung gestellt hat. Ab dem Zeitpunkt waren drei Dinge wichtig: dreimal täglich müssen die Eier gewendet werden, außerdem muss jemand Temperatur und Wasser zur Befeuchtung kontrollieren. In einem großen Wandkalender dokumentierten die Kinder über 21 Tage jedes Wendemanöver. Während die kleinen Küken so vor sich hin brüteten, gab es für die Kinder eine ordentliche Packung an hühnerischem Wissen. Außerdem wurde gekocht. Die Kinder müssen schließlich wissen, wozu die Eier verwendet werden können.

„An der Ohrscheibe“, ruft es laut im Garten von Markus Gaus. Es ist die Antwort auf die Frage, wie ein Hühnerhalter feststellen kann, welche Farbe die Eier der Hühner später haben werden – braun oder weiß. Fakten wie diese haben sich die Kinder in den vergangenen drei Wochen gemerkt.

Hausherrin Janina Donisi erklärt die Lebensweise der Hühner im kleinen Tierparadies der Dettenseer Straße. Neben dem Schuppen mit den Küken steht das Domizil der erwachsenen Hühner. Laut krakeelt der Hahn als sich die Kinder nähern. „Nachts werden die Türen zu geschlossen, damit der Marder oder Fuchs nicht kommt, und die Hühner stiehlt“, sagt Donisi.

Bis zum gestrigen Donnerstag waren schon 28 der 40 Küken geschlüpft. Für ihr Engagement bekamen die Kinder ein „Brützertifikat“. Außerdem sind die „Sonnenkinder“ jetzt Hauptbrütpaten und bekamen ein Foto und ein Buch von Hühnern mit Eierrezepten geschenkt.