Sportvereine

Kinderschutz geht alle an

Film und Diskussion zur Sensibilisierung der Trainer.

16.11.2016

Von bkn

Drei Jugendliche aus Halle vom Sportbund Sachsen-Anhalt drehten einen Kurzfilm über Kinderschutz im Sport. Diesen stellten sie unter dem Titel „Verlier dein Gesicht nicht – Kinderschutz geht uns alle an“ am Freitag im Rottenburger Waldhorn Kino vor. Mit Roxana Rogon und Saskia Krebsz waren zwei der Macher anwesend.

Der Film beginnt mit einer Hand, welche die Schulter eines etwa 14-jährigen Mädchens berührt. Dies löst bei ihr einen Strom von Erinnerungen aus. Da ist der Trainer, der ihr eine neue Trainingshose schenkt, die sie vor seinen Augen anprobieren soll. Da sind Berührungen, Anzüglichkeiten, Demütigungen durch den Mann, dessen Gesicht man nicht sieht. Bei einer Pyramide im Sportunterricht greift ihr der Lehrer wieder an den Po. Jetzt wehrt sie sich. Erstmals. Brüllt ihn an. „Lass mich endlich los, fass mich nie mehr an.“

Der Film entstand im Rahmen eines EU-Projekts. „Die Frage für uns war: Wie kann man das Thema unter die Leute bringen?“, erklärte Saskia Krebsz im Waldhorn. „Dann haben wir uns für den Film entschieden und ihn mit 20 Jugendlichen umgesetzt.“ Der Film kommt sehr direkt, ohne Umschweife zum Punkt des sexuellen Übergriffs. Darüber wurde in der nachfolgenden Gesprächsrunde ausführlich diskutiert. „Der Film ist eher für ein Publikum ab 15 Jahren aufwärts“, erklärte Roxana Rogon. „Für ganz junge Zuschauer ist er nichts, manches verstehen sie noch nicht.“

Seit 2013 mit Führungszeugnis

Organisiert wurde die Veranstaltung vom TV Rottenburg, Lokalen Bildungsnetz (LoBinN) und dem Kino im Waldhorn. Stefan Schmeckenbecher moderierte. Er ist Projektleiter bei LoBiN, aber auch ehrenamtlicher Beauftragter für das Thema Kinderschutz beim TVR. An der Podiumsdiskussion nahmen der TVR-Vorsitzende Klaus Maier, Kreisjugendreferent Jürgen Reichert-Hammerand und die Leiterin des neu gestarteten Jugend- und Familienberatungszentrums Heike Himmelreicher teil.

Maier berichtete, dass der TVR sich seit 2010 mit dem Thema Grenzüberschreitungen und sexuelle Übergriffe bei Kindern beschäftige. 2013 beschloss der Verein konkrete Maßnahmen. „Wir wollten alles tun, was im Vorfeld eines potenziellen Übergriffs möglich ist.“ Übungsleiter und Trainer unterzeichneten einen Ehrenkodex, alle gaben ein Führungszeugnis ab, Hauptamtliche ein erweitertes.

Einig waren sich alle, dass ein Übergriff nie ganz ausgeschlossen ist. „Es gab, bis es im Film so weit kam, sicher Vorzeichen“, sagte Himmelreicher, „aber so weit darf es gar nicht kommen.“ Wichtig sei, bemerkte Reichert-Hammerand, dass in einem „Präventionskonzept“ potenziell gefährliche Situationen schon auf unterer Ebene geklärt werden. Eine gemeinsame Haltung des Vereins sei wichtig. Beim TVR sei das ideal gelöst mit dem Kinderschutzbeauftragten.

Aber: Es gebe viel Unsicherheit, was ein Trainer dürfe und was nicht. Schmeckenbecher berichtete, dass er in Workshops mit Ampelkarten arbeite, mit denen die Teilnehmer über konkrete Situationen abstimmen können: Das ist okay, das geht zu weit.

Reichert-Hammerand wies darauf hin, dass das Verhältnis der Kinder zu ihren Eltern entscheidend sei. „Sie sind die ersten Ansprechpartner.“ Veranstaltungen wie die im Waldhorn, sagte Klaus Maier, seien dazu angetan, das Thema in die Vereine zu tragen. Schade nur, dass so wenige gekommen seien. „Wir haben 100 Trainer eingeladen.“ Doch nur 15 kamen.

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Erstellt:
16.11.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 16.11.2016, 01:00 Uhr

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