Ein Film wie ein Norweger: wortkarg, verschroben und ein bisschen zu lang.

Kitchen Stories

Ein Film wie ein Norweger: wortkarg, verschroben und ein bisschen zu lang.

24.11.2015

Von che

Kitchen Stories

So oder so ähnlich soll diese Studie in den fünfziger Jahren tatsächlich durchgeführt worden sein: Schwedische Forscher untersuchten das Küchenverhalten norwegischer Junggesellen, um daraus Erkenntnisse für die perfekte Küche ohne überflüssige Laufwege zu gewinnen. Im Film schwärmt nun eine Armada von Hilfswissenschaftlern mit Volvo und Wohnwagen hinaus aufs norwegische Land, um den freiwilligen Studienobjekten vom Hochsitz aus auf die Finger zu schauen und jeden Handgriff akkurat zu protokollieren. Persönlicher Kontakt zwischen Beobachter und Proband ist zwecks Wahrung der Objektivität strengstens untersagt.

In diesem Sinne nistet sich Folke, ein verdruckster Loser, in der Küche des einsamen Eigenbrötlers Isak ein. Schon bald mündet die bizarre Versuchsanordnung in eine wunderbare Feindschaft. Während Folkes Unbehagen in Argwohn gegen den unkooperativen Gastgeber umschlägt, lässt dieser keine Gelegenheit aus, sich mit kleinen Schikanen für den Angriff auf seine Privatsphäre zu rächen. Wie diese Käuze sich schweigend bekleinkriegen, ist minimalistische Hochkomik im magischen Dreieck von Stummfilm-Groteske, absurdem Theater und nordischem Gemüt.

Weil der norwegische Regisseur Bent Hamer („Eggs?) aber an das Gute im Menschen glaubt, kann das keinen ganzen Film lang so weitergehen. Tatsächlich haben aufmerksame Zuschauer längst gemerkt, dass, was sich hier so ausgiebig neckt, im Grunde innig liebt. Irgendwann wird auch Folke und Isak ihre Gemeinsamkeit als Underdogs bewusst. Auf ein geteiltes Butterbrot folgt ein veritables Besäufnis, aus dem die beiden als Freunde fürs Leben und einig' Rebellen gegen den wissenschaftlichen Effizienzwahn hervorgehen.

So gewaltig lässt es Hamer menscheln, dass die gallige Groteske allmählich zur niedlichen Schnurre mit allgemeinhumanistischer Botschaft abflacht. Das können auch die bis zum Anschlag ausgereizten Kalauer über nationale Marotten der Schweden und Norweger nicht verhindern. Apropos: Der Linksverkehr in Schweden ? dies zur Verhütung womöglich lebensgefährlicher Missverständnisse ? wurde 1967 abgeschafft.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 55sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Plueschsofa 19.06.200412:00 Uhr

ganz anders, sehr skandinavisch, herrliche Details und wenig Worte!

Hans 22.04.200412:00 Uhr

Super Film.

Ohlsen44 26.03.200412:00 Uhr

Müde Männer, Müde Witze, Müder Film

der Ralf 19.03.200412:00 Uhr

Die eigentliche Frage ist: Wie kommt jemand überhaupt auf die Idee, so einen Film zu machen? - Egal.
Sehr, sehr stiller Humor, und wenn man am Ende auch nicht so recht weiss, was man da eigentlich gesehen hat - man mag den Film dann doch irgendwie, wenngleich gerade das Ende überhaupt nicht zu dem vorherigen Film passt. Verlegenheitslösung? Das hätte er sich und uns schenken können.

06.03.200412:00 Uhr

Ein Film der leisen Töne....wie man so sagt.Ergo: ziemlich öde

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