Benfizkonzert

Klangfarbbahnen wie aus Seidenpapier

Einen Zwischenstopp auf ihrer Konzertreise nach Italien legte das Landesjugendorchester Nordrhein-Westfalen am Sonntag in Tübingen ein, um für den Verein „Ein Hospiz für Tübingen“ zu musizieren.

18.10.2016

Von ach

 Bild: Metz

Bild: Metz

Die 80 Musiker/innen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren zeigten im Uni-Festsaal vor knapp 400 Zuhörern ein schwindelnd hohes Niveau bereits gleich zu Anfang mit Yasutaki Inamoris „Tragischem Divertimento“, geschrieben im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen für das Jugendorchester. Sinnig hat Inamori hier Kompositionsversuche collagiert, die er selbst als Jugendlicher schrieb. Das dichte Klanggewebe erinnerte an Ligeti: seidenpapierdünne Farbbahnen und durchscheinende Klangflächen aus Glissandi, gedämpften Blechbläsern, rauschender Anblasluft und mit Bogenhaar geriebenen Kontrabass-Saiten. Die gebürtige Tübinger Violinistin Lara Boschkor faszinierte in Henryk Wieniawskis 1. Violinkonzert mit grandioser Brillanz und absoluter Tonsicherheit: makellos, spannungsvoll eskalierend, eine kristallin zugespitzte Höhe, weißglühende Intensität in den gesanglichen Passagen. Zuletzt legte das Orchester unter Hubert Buchbergers Leitung mit Johannes Brahms‘ 4. Symphonie einen monumentalen Wurf vor. Unter den gängigen Referenzaufnahmen muss man lange suchen nach einem so bedingungslosen Ausdruck und einer so leidenschaftlichen Verve. Überragend die beiden Ecksätze. Für den Hospiz-Verein gingen über 2050 Euro Spenden ein.