Freudenstadt · Konzert

Klarer Inge-Sound ohne Nebengeräusche

„Spaß garantiert“ versprachen die Punkrocker in Bezug auf ihr CD-Release-Konzert am vergangenen Samstag im Kinder- und Jugendzentrum Freudenstadt.

21.05.2019

Von Andreas Wagner

Seit 24 Jahren auf der Bühne zuhause: Mit ihrem vierten Album „Herzlich Willkommen“ begeisterten „Tante Inge“ aus Horb ihre Fans in Freudenstadt. Bild: Andreas Wagner

Seit 24 Jahren auf der Bühne zuhause: Mit ihrem vierten Album „Herzlich Willkommen“ begeisterten „Tante Inge“ aus Horb ihre Fans in Freudenstadt. Bild: Andreas Wagner

In der Tat herrschte bereits große Vorfreude bei den Fans, welche gespannt den neuen Songs entgegenfieberten. „Herzlich Willkommen“ lautet der Titel des vierten Albums,
welches erstmals professionell über „Wiewaldi-Tonträger“ produziert wurde.

Ganze 24 Jahre hat es gedauert bis die Punkband einen Plattenvertrag erhielt, was sich ganz wesentlich auf die Qualität der Songs auswirkte. „Ein klarer Inge-Sound ohne Nebengeräusche“, bezeichnete Drummer Franz-Peter Göttler das neue Album. Mit ihren neuen Songs bleiben die Musiker weiterhin ihrer Linie treu.
„Wir haben uns bei jedem Besetzungswechsel neu erfunden und haben uns nie auf einen Sound festgelegt“, verdeutlichte Frontmann Christian Heinrichs (Gesang und Gitarre). Dies ist auch einer der Gründe, warum die Inge-Fans ihrer Lieblingsband die Treue halten. „Die Fans altern zusammen mit uns“, stellte Göttler amüsiert fest.

Den Auftakt des Abends gestalteten die etwas jüngeren Punk-Rocker „Bad Astärs“ aus Balingen. Seit gerade mal fünf Wochen existiert die Band, die in der Besetzung mit Kevin Winkens (Gesang und Gitarre), Marcus Dreher (Bass und Gesang) und Ersatz-Drummer Felix Zimmermann aufspielte. Dennoch überzeugten die Punks als eingespieltes Team, welches sich musikalisch gekonnt in Szene setzte.

Klassische Punk-Parolen wie „Fick das System“ führten unter anderem dazu, dass sich das Publikum lautstark gesanglich in das Geschehen miteinbrachte. Als hörenswert erwies sich unter anderem der Titel „Down The Road“, welcher im Rhythmus den typischen Marilyn-Manson-Beats ähnelte. Ebenso abwechslungsreich gestaltete sich die Darbietung von „Irgendein Punk-Song“, welcher rein gesanglich und mit klarem Gitarrensound zu Gehör gebracht wurde. Sehr kreativ überarbeitete die Truppe Chris Isaaks „Wicked Game“. So fanden sich in dem Cover Rap-Parts und schnelle Gitarrensoli wieder, die den Song in eine kraftvolle Punkversion verwandelten.

Anschließend hießen „Tante Inge“ die Besucher „Willkommen im Punkrockhaus“, wie der erste Titel des neuen Albums lautet. Dabei sprang der Funke gleich zu Beginn auf die euphorisierten Fans über, die sogar vereinzelt die Textpassagen bereits mitsangen. „Was ist denn hier los? Was für ein geiler Empfang“, stellte Frontmann Heinrichs erfreut fest.

Textsicher und voller Tanzfreude zeigten sich die Besucher auch bei den Klassikern wie „Partyrock & Dosenbier“ und „Du verdienst meine Liebe nicht“. „Es gibt Songs und Bands, die sollte man nicht covern“, betonte der Schlagzeuger während der Ansage des nächsten Titels. Dieser Tatsache zum Trotze, „pimpten“ die Punks einen Evergreen der 60er-Jahre. Ein wahrer Punk hält sich schließlich nicht an Regeln, dachten sich die Musiker wohl. Gut so, denn die Punk-Version von „Liebeskummer lohnt sich nicht“ (Siw Malmquist) sorgte nicht nur für große Belustigung bei den Fans. Ferner führte dies auch zu vereinzelten Paartänzen, die im Dreivierteltakt ihre ganz eigene Dynamik entwickelten.

Doch auch für Melancholie ist Platz in der Punk-Musik, wie der neue Song „Diese Straßen“ deutlich machte. In der Punk-Ballade lässt die Band die gute alte Zeit wieder aufleben die sie in Freudenstadt erlebt haben. Nach einer Ode an Freudenstadt folgte eine Hommage an den Bassisten Ingo Hoss, welche ebenfalls auf dem neuen Album zu hören ist. Dadurch soll die Frauenwelt auf den Single und „Herr Bassist“, wie der Titel lautet, aufmerksam werden. „Seid ihr heute Abend noch allein? Dann könnt ihr morgen früh schon die neue Frau Bassistin sein“, lautete die Message.

Schon immer wollte Heinrichs einen Song gegen Nazis schreiben. „Daran bin ich kläglich gescheitert. Ich bin die Sache wohl zu ernst angegangen“, stellte der Frontmann fest. In seinem letzten Versuch (Schönheit vs. Dummheit) schien ihm dies musikalisch als auch lyrisch jedoch gelungen zu sein. „Schönheit schützt vor Dummheit nicht und du bist wunderschön“, gab Heinrichs den Refrain zum Besten.

Trotz aller Neugier auf das neue Liedgut, sehnten sich die Fans auch nach weiteren Klassikern. Dem kamen die Musiker auch mit „Rotwein an der Adria“ sowie „Endlich wieder Sommer“ nach. Sehr zur Freude des Publikums, welches beherzt zum kollektiven „Pogo“ vor der Bühne einlud. Die Musiker hatten ihren Fans nicht zu viel versprochen. Die neuen Songs trafen voll den Geschmack der Fans, wobei auch die Klassiker der Band für einen stimmungsvollen und ausgelassenen Abend sorgten.

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Erstellt:
21.05.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 06sec
zuletzt aktualisiert: 21.05.2019, 01:00 Uhr

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