So langsam werden uns diese dänischen Familien vertrauter als unsere eigene.

Kleine Missgeschicke

So langsam werden uns diese dänischen Familien vertrauter als unsere eigene.

24.11.2015

Von che

Kleine Missgeschicke

Mutter stirbt. Eines Tages wird sie einfach so vom Auto überfahren. Die Angehörigen Ehemann, Bruder, die drei erwachsenen Kinder sind geschockt. Doch nach Bewältigung der Trauerrituale ändert sich ihr Alltag höchstens insofern, als dass sie sich noch krampfhafter an längst gescheiterten Lebensentwürfen festkrallen.

Die Dogma-nahe dänische Regisseurin Annette Olesen nimmt den Todesfall zum Anlass, sich diese normal verkorksten Existenzen genauer anzuschauen. Der Witwer gibt verzweifelt bemüht den Clown, der er schon immer war. Nesthäkchen Marianne klammert sich verkrampft an ihren Vater, derweil das wahre Leben an ihr vorbeirauscht. Ihr älterer Bruder, ein unbelehrbarer Workaholic, lässt sehenden Auges seine Ehe in die Brüche gehen. Onkel Sören versauert mit Arthrose im Sofa und treibt seine Frau in eine Affäre. Und Schwester Eva geht mit ihren aufgesetzten Künstlerallüren allen auf die Nerven. Jede dieser Miniaturen ist präzise gezeichnet, psychologisch fundiert und überzeugend gespielt.

Doch zum stimmigen Familienbild wollen sich diese unter die Haut gehenden Einzelschicksale nicht so recht verdichten. Der Tod der Mutter hinterlässt fast keine Spuren in der Erzählung. Andere Verbindungslinien - etwa der im Raum stehende Inzest-Verdacht - wirken sehr gewollt. Und das Ende - jeder darf noch schnell ein bisschen Hoffnung schöpfen - ist arg ungelenk konstruiert.

Meiden muss man den Film deswegen aber nicht. Wem „Italienisch für Anfänger? zu sanft und "Hundstage" zu hart war, dürfte mit ihm bestens bedient sein.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 44sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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