Erfolgreiche Geschäftsmodelle

Göppinger LaserOn: Klug gelasert

Ein Göppinger Unternehmer zeigt, wie Mittelständler mit digitalen Geschäftsmodellen erfolgreich sein können. In seinem Online-Shop lassen sich Schweißteile kalkulieren und bestellen.

13.08.2021

Von Axel Raisch

Ein Familienunternehmen: Tochter Katrin (Marketing) und Vater Helmuth Klug (Geschäftsführung). Foto: Giacinto Carlucci

Ein Familienunternehmen: Tochter Katrin (Marketing) und Vater Helmuth Klug (Geschäftsführung). Foto: Giacinto Carlucci

Göppingen. Keine Frage, die Klug Laser GmbH aus Göppingen stammt aus der alten Wirtschaftswelt: Seit 24 Jahren bearbeitet das mittelständische Unternehmen von Helmuth Klug Metall, schweißt, biegt und schneidet Bleche entsprechend den Kundenwünschen. Das Göppinger Unternehmen ist eines von 5300 Metall- und Elektrobetrieben in Baden-Württemberg, die 980?000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen – und damit 21 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.

Mit seinen 90 Mitarbeitern gehört Klug nicht zu den Größten, doch dem Metallspezialisten ist etwas Besonderes gelungen. „Mit unserem neuen Unternehmen ,LaserOn' haben wir den ersten Online-Shop eines Herstellers geschaffen, auf dem Kunden individuelle Schweißteile und -baugruppen in Standardgrößen online kalkulieren und direkt bestellen können“, sagt Katrin Klug.

Die 26-Jährige ist die Tochter von Helmuth Klug, der 1997 Klug Laser in Göppingen gegründet hatte und nun als Geschäftsführer beider Unternehmen fungiert. Der Markt sei derselbe. Bei dem seit Mai freigeschalteten Online-Shop komme die Kundschaft jedoch aus einer größeren Entfernung als bei der Klug Laser GmbH, nämlich aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.

Gerade für individuelle Teile sei das Angebot maßgeschneidert, sagt Katrin Klug. Der Kunde speise die CAD-Daten seiner Bauteile ein, binnen Sekunden würden sämtliche Fertigungsverfahren und Eigenschaften ausgelesen. „Im nächsten Schritt kann der Kunde die Produktionsdetails nach seinen Anforderungen festlegen und den Auftrag gleich kalkulieren“, erläutert die 26-Jährige. Der Kunde spare durch die digitale Abwicklung Zeit und erziele durch die direkte Bestellung beim Hersteller zudem einen günstigeren Preis. „In unserer Branche ist es extrem wichtig, den Wünschen der Kundschaft gerecht zu werden“, ergänzt ihr Vater.

Der staatlich geprüfte Techniker hatte 1997 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Moderne Ausstattung sowie das Thema Digitalisierung waren ihm seit jeher wichtig. Zu seinen Grundsätzen gehört, mit modernen Maschinen zu fertigen und stetig nach Verbesserungen zu suchen. So ist die Produktion inzwischen an ein vollautomatisches Blechlager angebunden. „Wir wollen alles soweit wie möglich automatisieren“, erklärt Katrin Klug, beispielsweise auch, dass sich Aufträge selbstständig über ein System anlegen und in der Folge mit den Maschinen und miteinander kommunizieren.

Innovative Metallbetriebe im Südwesten

Das Göppinger Unternehmen ist einer der zahlreichen innovativen Metallbetriebe im Südwesten. Die technologische Stärke Baden-Württembergs begründet Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer Peer-Michel Dick so: „Wir hatten das Glück, in den Anfängen der Technologisierung einige exzeptionelle Tüftler im Lande zu haben, die den Prozess angestoßen haben. Daraus haben sich eine unglaubliche Anzahl von sehr erfolgreichen Clustern der verschiedenen Richtungen innerhalb Metall- und Elektroindustrie gebildet.“

Präzisionsarbeit digital gesteuert und maßgeschneidert: Mit dem Laserstrahl wird Blech geschnitten. Foto: Giacinto Carlucci

Präzisionsarbeit digital gesteuert und maßgeschneidert: Mit dem Laserstrahl wird Blech geschnitten. Foto: Giacinto Carlucci

Von herausragender Bedeutung für die große Anzahl von rund 11?500 Patenten der M+E-Firmen im vergangenen Jahr sei die Verknüpfung von Hochschule und Wirtschaft. „Die enorme Dichte und Vernetzung unserer Industrie hat Baden-Württemberg zu einer der innovativsten Regionen der Welt gemacht“, betont Dick.

Bei der Klug Laser GmbH treiben die Innovationen das Wachstum. Das hat einen Nebeneffekt: „Am Standort stoßen wir leider an räumliche Grenzen“, bedauert Helmuth Klug. Mittel- bis langfristig werde die Suche nach einem anderen Standort wohl unumgänglich sein. Nach dem Corona-Einbruch habe sich die Auftragslage schnell erholt. „Wir blicken optimistisch in die Zukunft“, sagt Klug. „Man merkt deutlich, dass es anzieht.“ Ein wichtiger Grund dafür ist die breite Aufstellung des Unternehmens und der Aufbau und die Pflege einer Kundschaft in verschiedenen Branchen: Vom Automobil, Maschinen- und Anlagenbau, über Behälterbau und Möbelindustrie bis zur Medizintechnik.

Rohstoffe sind knapp und teuer

Mit Sorge betrachtet der Firmenchef die Entwicklung auf den Rohstoffmärkten: „Die Lage ist sehr angespannt.“ Stahlpreise hätten sich gegenüber dem Vorjahr verdreifacht oder vervierfacht, ebenso Aluminium, Edelstahl sei doppelt so teuer.

Doch nicht alleine die Preisexplosionen bereiten der Branche Kopfzerbrechen. Teilweise mangelt es an Rohstoffen, da eine erhöhte Nachfrage aus China und den USA auf reduzierte Kapazitäten auf dem Weltmarkt trifft. Besonders kritisch sei die Lage bei dünnem kaltgewalztem Stahl. Aufgrund des großen Lieferantennetzes und einer entsprechende Einkaufspolitik, habe sich das Unternehmen seine Lieferfähigkeit bewahrt.

Zum Artikel

Erstellt:
13.08.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 13.08.2021, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!