Horb · Landtagswahl

Kandidat aus Horb siegt knapp

Winfried Asprion gewann im ersten Wahlgang die Nominierung zum Landtagskandidaten der Grünen im Freudenstädter Wahlkreis.

19.06.2020

Von Dunja Bernhard

Im weitläufigen Kienbergsaal des Freudenstädter Kurhauses konnten Hygienebestimmungen eingehalten werden.Bilder: Karl-Heinz Kuball

Im weitläufigen Kienbergsaal des Freudenstädter Kurhauses konnten Hygienebestimmungen eingehalten werden.Bilder: Karl-Heinz Kuball

Die Grünen sind die ersten im Kreis Freudenstadt, die ihren Kandidaten für die Landtagswahl im März 2021 bestimmt haben. 30 Stimmberechtigte waren am Mittwochabend in den Kienbergsaal des Freudenstädter Kurhauses gekommen. Wolf Hoffmann – vor fünf Jahren kandidierte der Kassierer des Kreisverbands noch selbst – war zufrieden mit der Teilnahme. 75 Mitglieder hat der Kreisverband derzeit, das sind 50 Prozent mehr als bei der letzten Wahl.

Zum ersten Mal standen mit dem Horber Winfried Asprion, dem Rottenburger Jörg Bischof, dem Kinzigtaler Karl-Heinz Trick und der Freudenstädter Ersatzkandidatin Elisabeth Gebele vier Kandidaten zur Auswahl. Ein Novum, sagte Wolf. Ihm ging es vor allem darum, dass „wir alle an einem Strang ziehen, um einen Vertreter in die Landesregierung entsenden zu können“. Bei der Landtagswahl 2011 lagen die Grünen mit 21,3 Prozent auf Platz zwei hinter der CDU mit 30,3 Prozent.

Mit Bischof hatte Asprion einen ernst zu nehmenden Gegenkandidaten, der alle Tische mit einem Vorstellungsflyer belegt hatte. Der Horber wirkte etwas angespannt, wie er so in einer Ecke an einem Tisch saß, während sein Herausforderer im großen Saal Small Talk machte.

Die Kandidaten-Vorstellung folgte dem Alphabet, und so konnte der Lokalmatador vorlegen. Asprion sieht den Wahlkreis durch die derzeitigen CDU-Abgeordneten „mehr schlecht als recht“ vertreten. Klimaschutz und das soziale Miteinander blieben ziemlich unbeachtet, sagte er. Das Motto, das er zusammen mit Elisabeth Gebele verfolgt, lautet: „Aus dem Landkreis, für den Landkreis.“ Der gebürtige Horber hat vier Kinder und arbeitet als Abteilungsdirektor bei der Kreissparkasse Freudenstadt. „Der Landkreis und seine Entscheidungsträger in den Kommunen sind mir bestens bekannt.“ Auch in die örtliche Wirtschaft habe er gute Kontakte. Ehrenamtlich ist er als Geschäftsführer zweier großer Fotovoltaik-Anlagen tätig.

Politisch eintreten möchte er für ein aktives Herangehen an die Verkehrswende mit höheren Taktzahlen im Bus- und Schienenverkehr, zweigleisigem Ausbau der Gäubahn und einem besseren Radwegenetz. Landkreiskommunen sollten spätestens 2030 CO2-neutral sein, so seine Forderung, und Bürger sollten sich mehr an der Energiewende beteiligen können.

Asprion fordert den Ausbau der Kita-Betreuung und die Beibehaltung des neunjährigen Gymnasiums. Er möchte die ökologische Landwirtschaft zu Lasten der konventionellen fördern. Firmen, die nicht ökologisch handeln, sollten mehr Abgaben zahlen. Unternehmen, die „Green Economy“ betreiben, bräuchten mehr Förderung. Die Staatshilfe für die Lufthansa nannte er einen „ordnungspolitischer Sündenfall“. Kommunaler Innenausbau kommt bei ihm vor Flächenverbrauch.

Asprion gewinnt 16 zu 11

Asprion betonte, dass Rassismus und Nationalismus, wie sie die AfD vertrete, in jeglicher Form bekämpft werden müssen. „Wir alle müssen ein klares Zeichen für Weltoffenheit und gegen Misstrauen, Hass und Hetze setzen.“

Der Rottenburger Herausforderer begann selbstbewusst: „Mein Name ist Jörg Bischof, und ich möchte eurer Landtagsabgeordneter werden.“ Sein Motto: Mut für neue Ideen. Bischof bringt mit einem Studium der Politikwissenschaft und der Erziehungswissenschaft Qualifikationen für eine politische Laufbahn mit. Seit vier Jahren ist der Gymnasiallehrer Mitarbeiter im Landtagsbüro des Reutlinger Abgeordneten Thomas Poreski. Seit 2009 sitzt der 33-Jährige im Rottenburger Gemeinderat. „Ich bin erfahren, aber immer noch jung und hungrig.“ Zu seinen Zielen sagte er: „Wir müssen die Corona-Krise und die Klimakrise zusammen denken.“ Das sei jetzt die einmalige Chance, mit einem grünen Konjunkturprogramm Wirtschaft und Klima zu retten.

In einer Welt des schnellen Wandels müssten die Grünen Veränderungen aktiv gestalten. Er bezeichnete sich als thematischer Vollsortimenter mit Schwerpunkten vom ÖPNV über flächenschonendes Bauen und Bildungspolitik bis zum klimaresistenten Wald. Er versprach im Wahlkampf an „1000Türen zu klingeln, von Baiersbronn bis Eutingen“. Für seine Rede bekam er viel Applaus, aber nicht die nötige Stimmenmehrheit.

Asprion gewann 16 der 30 abgegebenen Stimmen im ersten Wahlgang und damit die Kandidatur auf einen Landtagssitz. Bischof als Newcomer im Kreisverband kam auf beachtliche 11 Stimmen. Karl-Heinz Trick, Geschäftsführer der Firma Stehle Zerspanungs- und Schleiftechnik, spielte am Mittwoch nur eine Nebenrolle. Er erhielt drei Stimmen.

Der Horber Asprion war mit Elisabeth Gebele aus Freudenstadt als Zweitkandidatin angetreten. Die beiden Grünen-Politiker stellten sich als Ost-West-Duo vor. Gebele würde als Ersatzkandidatin einspringen, wenn Asprion das Landtagsmandat bei der Wahl 2021 erringen, dann aber aus irgendwelchen Gründen das Amt nicht für fünf Jahre ausfüllen könnte. „Es wäre schrecklich, wenn etwas wäre und der Landkreis wäre nicht versorgt“, sagte Gebele. Der Kreisverband stimmte mit 29 Stimmen und einer Enthaltung der Zweitkandidatin zu.

Gewinner Winfried Asprion

Gewinner Winfried Asprion

Jörg Bischof, Verlierer mit respektablem Ergebnis

Jörg Bischof, Verlierer mit respektablem Ergebnis

Elisabeth Gebele, Zweitkandidatin

Elisabeth Gebele, Zweitkandidatin

Der andere Wahlkreis

Mit Jörg Bischof aus Rottenburg und Karl-Heinz Trick aus dem Kinzigtal kamen zwei der vier Kandidaten aus anderen Landkreisen. Laut Wahlrecht ist es nicht erforderlich, dass ein Bewerber seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im Wahlkreis hat. Er muss aber in Baden-Württemberg mit dem Hauptwohnsitz gemeldet sein. Ein Bewerber darf sogar in bis zu zwei Wahlkreisen antreten. Bischof nannte als Grund, warum er nicht im eigenen Wahlkreis antritt, dass er dem dortigen Landtagsabgeordneten Daniel Lede keine Konkurrenz machen wollte.