Kontrovers und lebhaft

In einer engagierten und lokalpolitisch interessierten Gemeinde mit vier selbstbewussten Ortsteilen und mehr als 5500 Einwohnern gehören lebhafte Diskussionen zum alltäglichen Umgang unter den Bürgern. Die Gesprächsthemen sind vielfältig, reichen von Entscheidungen des Gemeinderats bis zu Festen der Vereine. Wie eine moderne Lokalzeitung die Aktivitäten im Flecken begleiten soll, wollte die SÜDWEST PRESSE bei „Redaktion vor Ort“ erfahren und hatte deshalb am Donnerstagabend ins Sportheim des SV Eutingen geladen.

Nach einer Einleitung von Redaktionsleiter Gerd Braun wurde schnell klar, dass für die etwa 15 interessierten Bürger trotz neuer Herausforderungen und neuer Konkurrenten wie sozialen Medien die Tageszeitung an ihrer eigentlichen Stärke festhalten muss: der guten Recherche und der Gegenüberstellung von Pro und Contra. Das saubere Aufbereiten von Fakten sei dem Leser ebenso wichtig wie das Einordnen dieser Fakten in den Gesamtkontext. Gerade beim Thema Gewerbegebiet auf dem Flugplatzgelände in Eutingen wurde das deutlich. „Nur einer Partei durch Präsenz in der Zeitung eine Plattform zu geben, ist gerade in dieser frühen Phase, wo noch gar nichts entschieden ist, fragwürdig“, erklärte Gemeinderat Tobias Plaz.

Vergleiche mit Empfingen

Mit dem Nabu, den beiden Flugsportgruppen sowie vielen Bürgern, die sich gegen die Versiegelung von Naturfläche aussprechen, gibt es auch in Eutingen genug Potenzial für Widerstand, ähnlich dem, der sich in Ahldorf formiert. Plaz wundere es jedoch, dass in Empfingen keinerlei Beschwerden der Bürger vernommen werden. „Weil dort auch Firmen kommen, die sich gut im Flecken integrieren und Arbeitsplätze schaffen“, betonte Manfred Feldbinder. Für den Vorsitzenden der SG Rohrdorf-Eckenweiler macht die Ausschreibung neuer Gewerbefläche keinen Sinn, „zumal ja nicht einmal die bisherigen Flächen in den anderen Gewerbegebieten vollständig belegt sind“.

Tempo-30-Zone ohne Auswirkung

Wenig Sinn, beziehungsweise wenig Erfolg habe bislang die Einführung der Tempo-30-Zone in der Ortsdurchfahrt Eutingens gehabt. Für die Anwohner habe sich nichts geändert, erklärten zwei Bürger: „Die Autofahrer bremsen beim Blitzer am Ortseingang ab, beschleunigen dann aber sofort wieder.“ Lärm rund um die Uhr sei die Folge, vor allem durch die hunderten Lastwagen, die täglich durch den Ort müssen. „Im Sommer kann man das Fenster nicht einmal kippen, so sehr stört das“, sagte Tobias Plaz.

Generell sei der Öffentliche Nahverkehr ein Thema, dem sich auch die Zeitung stärker annehmen müsse. Dabei geht es nicht nur um den Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord, sondern auch um die Busverbindungen. „Dass die schnellen Züge nur bedingt in Eutingen halten, das ist Sache der DB“, sagte Feldbinder. „Aber dass es für Schüler und Arbeiter keinen Bus gibt, der morgens pünktlich von Weitingen aus zum Bahnhof fährt, das ist ebenso Gemeindethema wie Überdachungen an den Bahnstationen.“

Das Thema Verkehrsaufkommen in Eutingen erzeugte einen regen Austausch zwischen Redaktion und Leserschaft, der auch nach dem offiziellen Teil von „Redaktion vor Ort“ noch im Kleinen fortgeführt wurde.