Rekord im Freiluft-Schwimmen: Der Sommer gibt eine Zugabe

So lange wie in diesem Jahr hatte das Tübinger Freibad noch nie geöffnet · Besucher freuen sich

Solange das Freibad noch mitmacht, mache ich auch noch mit.“ Rita Götz ist eine der vielen Besucherinnen und Besucher, die sich über die verlängerte Saison des Tübinger Freibads freuen. „Ich gehe unheimlich gerne ins Freibad, und da ist es natürlich super, dass ich diese Chance jetzt noch nutzen kann.“ Beinahe täglich kommt sie vorbei, um ein paar Bahnen zu ziehen.

13.10.2018

Von Jacqueline Schreil

Bäume statt Kacheln: Vorläufig können die Schwimmerinnen und Schwimmer noch die frische Luft im Freibad genießen. Bild: Faden

Bäume statt Kacheln: Vorläufig können die Schwimmerinnen und Schwimmer noch die frische Luft im Freibad genießen. Bild: Faden

Für die Tübinger Freiluftschwimmer ist normalerweise Mitte September Schluss, aber nicht in diesem Jahr: Das Hallenbad Nord auf Waldhäuser Ost hat momentan wegen Sanierungsarbeiten geschlossen (siehe Kasten). Das soll das Freibad so lange wie möglich abfedern.

Ambitionierte Schwimmer sitzen somit nicht auf dem Trockenen. Dass sich der Herbst gerade von seiner goldenen Seite zeigt, ist der Sache nur zuträglich: „Als es vor kurzem noch so kalt war, habe ich mich gefragt, was für Spinner denn jetzt noch ins Freibad gehen“, sagt Alina Akyrek. „Und heute bin ich plötzlich selber wieder hier.“

Ein weiterer Gast ist Rene Mütz. Er hatte im Sommer wenig Zeit fürs Freibad. „Umso schöner ist es, dass ich das jetzt mit besonderer Atmosphäre nachholen kann.“ Ein wenig seltsam findet er es zwar, seinen Liegeplatz vom Herbstlaub zu befreien, „aber dafür nerven mich jetzt keine Mücken mehr“.

Besonders Sportschwimmer nutzen die Schönwetterphase noch einmal in vollen Zügen. „Eigentlich hätte inzwischen schon meine Hallenphase angefangen“, sagt Tamara Hirrlinger. Sie studiert Sport und freut sich, dass sie „noch ein bisschen länger auf Bäume statt auf Kacheln schauen darf“.

Darüber freut sich auch Susanne Urbanek. Seit fast 22 Jahren ist sie schon bei den Stadtwerken Tübingen (SWT) angestellt, den Betreibern der Tübinger Bäder. „Ich sehe täglich strahlende Gesichter. Alle sind froh, alle sind gut gelaunt.“ Urbanek wechselt saisonal zwischen dem Freibad und dem Hallenbad Nord. „Eigentlich müsste ich inzwischen im Hallenbad arbeiten. Ich finde es cool, dass es dieses Jahr anders läuft.“

Überrascht ist Urbanek von der Sommer-Zugabe aber nicht: „Es war abzusehen. Das Wetter ist top und die Leute haben im September schon gemeckert, dass das Bad bald schließt.“ Wenn man noch die Hallenbad-Sanierung bedenke, sei das eine richtige Entscheidung gewesen. „Ich sehe es ja am Feedback der Gäste.“

Pro Tag kommen an die 800 Besucher. Wie lange der Badespaß noch so weitergeht, entscheiden die Stadtwerke von Woche zu Woche neu. Auch morgen wird das Bad geöffnet haben, die Wassertemperatur des 50-Meter-Beckens liegt zwischen 21 und 22 Grad. Das sind etwa zwei Grad weniger als im Hochsommer.

Damit das 50-Meter-Becken diese Temperatur trotz der kühleren Witterung halten kann, werden das Kinder- und das Nichtschwimmerbecken für den Rest der Saison außer Betrieb genommen. So kann die volle Heizleistung das Sportbecken wärmen. Das sei auch nötig, um die Kosten der sowieso belasteten Tübinger Bäder gering zu halten, sagt Frank Raible, Leiter der Bäderabteilung der SWT. „Die Bäder sind strukturell defizitär. Aber trotz Personal- und Betriebskosten wird das Defizit durch die längere Saison nicht vergrößert.“ Da viele Besucher von außerhalb anreisen, die noch keine Jahres- oder Zehnerkarten haben, kommen zusätzliche Einnahmen rein, die einen Teil der Kosten decken.

Das „Rekord-Freibad“ schlägt inzwischen mediale Wellen: Auch überregional fragt man sich, wie lange die Tübinger die Saison noch ausreizen können. Die meisten anderen Freibäder im Bundesland und in ganz Deutschland haben sich inzwischen in die Winterpause verabschiedet.

Das Karlsruher Sonnenbad ist traditionsgemäß besonders hartnäckig: Dort können Freiluft-Fans dieses Jahr noch bis zum ersten Advent schwimmen und müssen nur eine kurze Winterpause bis Mitte Februar verschmerzen.

Das Hallenbad Nord bleibt vorerst geschlossen

Ende des Jahres wird das Hallenbad Nord auf Waldhäuser Ost seinen Betrieb voraussichtlich wieder aufnehmen können.

In der Sommerpause hatten Fachleute Sicherheitsmängel an tragenden Bauteilen der Halle festgestellt.

Inzwischen haben ein Bauingenieur und ein Statiker ihre Berechnungen und Prüfungen abgeschlossen.

Damit die Sicherheit der Badegäste künftig wieder gewährleistet werden kann, muss vor allem der Deckenbereich erneuert werden.

Für den Sommer 2019 sind weitere Sanierungsschritte geplant.

Wer eine Jahreskarte der Bäder besitzt, kann die Gültigkeit seiner Karte um die Anzahl der Schließtage des Hallenbads Nord bei den Stadtwerken verlängern lassen.

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Erstellt:
13.10.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 55sec
zuletzt aktualisiert: 13.10.2018, 01:00 Uhr

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