Keine goldene Nase

Kreissparkasse plant Kontogebühren für Studenten und Auszubildende

Im Sommer 2016 wird die Kreissparkasse Tübingen Kontogebühren für Studenten und Auszubildende einführen – 2 Euro pro Monat werden fällig. Bei der Tübinger Volksbank bleiben die Konten für junge Leute kostenlos.

27.04.2016

Von Michael Bösel

Tübingen. „Durch Technik und Personal für den Zahlungsverkehr der Kunden entstehen Kosten, die gedeckt werden müssen“, sagt Klaus Rein, Pressesprecher der Kreissparkasse. „Wir bieten eine Dienstleistung an, und normalerweise muss jede Dienstleistung auch bezahlt werden.“ Deshalb halte die Kreissparkasse auch eine Gebühr für Girokonten von Studenten und Auszubildenden für angemessen.

In der Vergangenheit konnten Banken ihre Kosten größtenteils durch Zinsgeschäfte decken oder sogar mit den Guthaben auf den Konten ihrer Kunden wirtschaften. „Die Erträge aus dem Einlagen-Zins-Geschäft der Banken gehen zurück. Aber einen Negativzins auf Einlagen von Privatkunden wird es voraussichtlich nicht geben. Deshalb werden Gebühren erhoben.“ Das sagt Werner Neus, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Tübingen. Dies betreffe dann eben auch Studenten. „Die Sparkasse wird sich daran sicherlich keine goldene Nase verdienen“, sagt Neus, aber dennoch seien es Einnahmen, mit denen sie wirtschaften könne. Ähnlich argumentiert auch Gernot Müller, Professor für „International Macroeconomics and Finance“ an der Uni Tübingen: „Privatkunden werden keine Negativzinsen auferlegt, sonst lässt man das Geld einfach zu Hause, anstatt es auf die Bank zu bringen.“ Deshalb würden Banken das Geld durch Quersubventionen, wie zum Beispiel Kontogebühren, wieder hereinholen.

Die Girokonten bei der Volksbank Tübingen hingegen bleiben für Kunden bis zum 25. Lebensjahr kostenfrei. Für Studenten sogar bis zum vollendeten 30. Lebensjahr. „Wir wollen Jugendliche als Kunden an uns binden und verzichten daher auf Kontogebühren“, sagt Eberhard Heim, Vorstandsvorsitzender der Volksbank. „Studenten haben eher kleinere Guthaben auf ihren Konten, mit denen die Volksbank kaum wirtschaften kann“, sagt Heim. „Durch Online-Banking bleiben die meisten Studenten bei ihrer Heimatbank und müssen gar nicht erst ein neues Konto eröffnen.“ Die Kosten für reguläre Girokonten hat die Volksbank übrigens bereits vor vier Jahren angepasst.

Bei anderen Banken in Tübingen gibt es ebenfalls Angebote für Studenten. Die Postbank bietet ein kostenloses Girokonto bis 22 Jahre, die BBBank bis 27 Jahre und die Targobank und Commerzbank sogar bis zum vollendeten 30. Lebensjahr. Die Sparda-Bank bietet ein kostenfreies Konto für Jugendliche bis 18 an; die BW-Bank erhebt eine monatliche Gebühr von 1,90 Euro ab dem 14. Lebensjahr.

Wann genau die Gebühren eingeführt werden, könne man noch nicht sagen, heißt es bei der Kreissparkasse.

„Giro Digital Young“ der Kreissparkasse Tübingen

Bis zum 18. Lebensjahr des Kunden wird das Girokonto kostenlos angeboten. Danach wird es unter dem Namen „Giro Digital Young“ für Studenten und Auszubildende monatlich 2 Euro kosten. Es bietet neben den üblichen Girokontoleistungen die Kreditkarte „Silber“ kostenlos, die ansonsten zusätzlich 2 Euro monatlich kostet. Wer das Kreditkartenpaket „Gold“ möchte, zahlt als Student 4 Euro im Monat zusätzlich – normalerweise 6 Euro. Die Gebühren für normale Girokonten belaufen sich auf 4,95 Euro (Digital) oder 6,50 Euro (Classic) im Monat. Bei der Goldkarte sind zwölf kostenfreie Bargeldverfügungen im Ausland inbegriffen (bei Silber sechs).