Karlsruhe

Kriselnder KSC entlässt Manager Todt

Beim kriselnden Karlsruher SC hat sich die angespannte Lage vor dem brisanten Südwestderby gegen den 1. FC Kaiserslautern weiter zugespitzt.

24.11.2016

Von dpa/lsw

Der Karlsruher Sportdirektor Jens Todt. Foto: Uli Deck/Archiv dpa/lsw

Der Karlsruher Sportdirektor Jens Todt. Foto: Uli Deck/Archiv dpa/lsw

Karlsruhe. Der abstiegsbedrohte Tabellen-16. der 2. Fußball-Bundesliga hat sich am Donnerstag mit sofortiger Wirkung von Sportdirektor Jens Todt getrennt. Tomas Oral droht im Fall einer Pleite bei den Pfälzern am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) der Rauswurf, auch wenn sich Vereinspräsident Ingo Wellenreuther noch vor den glück- und erfolglosen Trainer stellt.

Der KSC nannte Todts Weigerung für ein gemeinsames Gespräch über die weitere Zusammenarbeit als Grund für die zum jetzigen Zeitpunkt überraschende Entlassung. Der Manager habe in dem Zusammenhang auch das Ende seiner Tätigkeit zum 30. Juni 2017 erklärt. «Wir hatten Gespräche angeboten. Nach einiger Zeit hat er uns mitgeteilt, dass ein Gespräch keinen Sinn macht. Wir haben dann noch ein paar Tage abgewartet und jetzt kam es eben dazu», begründete Wellenreuther gegenüber der Nachrichtenagentur dpa die Trennung.

Oral steht laut Wellenreuther indes selbst im Fall einer Niederlage bei den «Roten Teufeln» nicht zur Disposition. «Natürlich halten wir am Trainer fest. Jetzt muss die Mannschaft schauen, dass sie in die Spur kommt», betonte der CDU-Politiker. «Da sind wir mit unserem Trainer ganz optimistisch. Und die Mannschaft sieht das, wie wir intern hören, ganz genau so. Aber heute ist nicht Tomas Oral das Thema.»

Das Thema war Todt: Neben dem eh absehbaren Ende der Zusammenarbeit nannte der badische Traditionsclub die unbefriedigende sportliche Situation als Grund für die Entlassung. Die «wichtigen Aufgaben der nächsten Wochen und Monate» könnten nur von einem Sportdirektor wahrgenommen werden, der über das Saisonende hinaus perspektivisch Verantwortung für den KSC übernehme, hieß es in der Mitteilung.

Todt galt als ein Kandidat für den Posten des Sportdirektoren beim Hamburger SV. Ob der 46 Jahre alte ehemalige Profi nun zu dem abstiegsgefährdeten Erstligisten wechseln wird, ist offen.

Ob Oral nach dem traditionell hitzigen Duell mit Kaiserslautern ein noch größeres Thema als aktuell wird, dürfte vor allem vom Ergebnis am Sonntag abhängen. Schon nach dem jüngsten 1:3-Reinfall gegen den nordbadischen Nachbarn SV Sandhausen steigerte sich im Wildparkstadion der Unmut über den sportlichen Niedergang des kriselnden Clubs und den dafür als Coach primär verantwortlichen Oral. Die KSC-Verantwortlichen um Präsident Ingo Wellenreuther und den da noch amtierenden Todt ignorierten allerdings bislang die wütenden «Oral raus»-Rufe.

Doch der Handlungsdruck steigt stetig. Vor knapp zweieinhalb Jahren verpasste der KSC in der Relegation gegen den Hamburger SV denkbar knapp und äußerst unglücklich die ersehnte Rückkehr in die Bundesliga. Nach dem Abgang von Trainer Markus Kauczinski vor dieser Saison zum FC Ingolstadt, wo er inzwischen gehen musste, weist der Verein eine enttäuschende Bilanz auf: Der Drittletzte steckt nach nur vier Punkten aus den zurückliegenden sechs Partien mit mickrigen elf Zählern mitten im Abstiegskampf. Und nur das abgehängte Schlusslicht St. Pauli hat mit acht Toren in 13 Begegnungen weniger Treffer als der abschlussschwache KSC (10) erzielt.

Dies alles steht auch in krassem Widerspruch zu Wellenreuthers großer Erwartungshaltung. Der Club-Chef hatte vor Saisonbeginn angekündigt, der KSC wolle mit attraktiven Fußball die Fans wieder ins Stadion locken. «Und nach Möglichkeit alle Derbys im Land gewinnen», hatte er damals als ein Ziel ausgegeben.

Von mitreißendem Offensiv- und Kombinationszauber ist der KSC allerdings ebenso weit entfernt wie vom erträumten Nr. 1-Status im Land. Gegen den Erzrivalen VfB Stuttgart (1:3), den 1. FC Heidenheim (1:2) und nun Sandhausen (1:3) gingen alle baden-württembergischen Derbys verloren.

Dass nun ausgerechnet Tayfun Korkut Orals Zukunft mit beeinflussen kann, mutet wie eine Ironie des Schicksals an. Schließlich galt der Trainer des 1. FC Kaiserslautern lange Zeit als Todts Wunschkandidat bei der Kauczinski-Nachfolge.

Der Karlsruher Sportdirektor Jens Todt. Foto: Uli Deck/Archiv dpa/lsw

Der Karlsruher Sportdirektor Jens Todt. Foto: Uli Deck/Archiv dpa/lsw