Schicksale im Schmelztiegel, verstrickt zu einer quasi-religiösen Erzählung über die Mühsal der Menschlichkeit.

L.A. Crash

Schicksale im Schmelztiegel, verstrickt zu einer quasi-religiösen Erzählung über die Mühsal der Menschlichkeit.

24.11.2015

Von che

L.A. Crash

Nach Robert Altman („Short Cuts?) und Paul Thomas Anderson („Magnolia?) hat sich mit Paul Haggis, Autor von Eastwoods „Million Dollar Baby?, wieder ein Regisseur darangemacht, die menschlichen Beziehungen in Los Angeles episodisch zu erkunden. Sein Augenmerk gilt dem vermeintlichen Schmelztiegel, dem Neben- und Gegeneinander der verschiedenen Ethnien ? Hispanos, Afroamerikaner, Weiße, Moslems, Asiaten ? in der angeblichen Stadt der Engel. Die Bilanz ist niederschmetternd: Haggis konstatiert ein Gemisch aus Vorurteilen, Missverständnissen, offenem, verstecktem und versehentlichem Rassismus, das jederzeit explodieren kann.

Pars pro toto steht der junge Cop Tom (Ryan Phillippe), den die Übergriffe seines sozial frustrierten Partners anwidern und der dann aus Ungeschick selbst eine Katastrophe heraufbeschwört. Knotenpunkt der Ereignisse ist ein nächtlicher Verkehrsunfall, um dem sich ein rundes Dutzend lose verwobener Kleinschicksale gruppieren. Dabei erweist sich Haggis als begnadeter Erzähler. Wie er jede der kaum zehn Minuten langen Episoden mit Emotionen auflädt ? das verrät eine Kunstfertigkeit, wie man sie selten im Hollywood-Kino antrifft.

Was dabei auf der Strecke bleibt, sind sozialer Realismus und analytische Substanz. Je perfekter die Geschichten ineinander greifen, desto mehr verlieren sie an Bodenhaftung ? zugunsten eines jedes Einzelschicksal weit überragenden Sinnzusammenhangs, in dem noch die traurigsten Momente eine metaphysische Bedeutung haben. Wenn am Ende die Kamera von oben aufs nächtliche Los Angeles blickt, meint man im Hintergrund Gott seufzen zu hören über seine liebenswerte Fehlkreation Mensch.