Kindsmissbrauch im Licht von Tuntenklamauk und Film noir. Almodóvar schafft das spielend.

La Mala Education - Schlechte Erziehung

Kindsmissbrauch im Licht von Tuntenklamauk und Film noir. Almodóvar schafft das spielend.

24.11.2015

La Mala Education - Schlechte Erziehung

Nach der schrillen Komödien-Phase („Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs?) und der ernsten Melodramen-Phase hat Pedro Almodóvar offenbar ein neues Stil-Kapitel aufgeschlagen. Es zu umschreiben, fällt schwer, denn „La mala educación? ist ein opulentes Potpourri aus Kunst-Stücken und Genre-Brocken; ein Film der andauernd die Richtung ändert; der verwirrt, verblüfft, irritiert und dabei doch großes Vergnügen bereitet. Der harte Kern der Geschichte führt zurück in die sechziger Jahre, in den spanischen Klerikal-Faschismus, den Almodóvar noch selbst hautnah erlebt hat. Der Klosterschüler Ignacio wird von einem schwulen Pater bedrängt, missbraucht und, als er Trost bei dem gleichaltrigen Enrique sucht, von diesem gewaltsam getrennt.

Allerdings betrachten wir dieses Trauerspiel, das Jahre später alle Beteiligten einholt, nur als mehrfach gebrochenes Spiegelbild: Einer Erzählung Ignacios, deren Verfilmung durch Enrique und schließlich der Verfilmung des ganzen Pakets durch Almodóvar. Und in jeder dieser Versionen sieht die Wahrheit ein kleines bisschen anders aus. Die moralisch klar konturierten Figuren stehen am Ende ziemlich grau verschleiert da.

Entsprechend hat sich der Film nach einer Hetzjagd durch Kindheitsdrama, Tuntenklamauk und schwuler Lovestory genüsslich im Film noir eingerichtet. Aus einem solchen, vielleicht Billy Wilders „Frau ohne Gewissen?, kommen ganz zum Schluss der Pater und sein Gespiele. „Ich hatte die ganze Zeit den Eindruck, der Film handelt von uns?, resümiert der eine. Das könnte die Essenz von „Mala educación? sein.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 43sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Morella 13.01.200512:00 Uhr

Einfach excellent!

Jai 16.11.200412:00 Uhr

Ich werde mich hier nicht als Stümper outen und auf die Einstellungen, Kameraführung oder den Soundtrack eingehen. Der Film ist OK. 6Euro ist er Wert. Das Beste an diesem Film ist eigentlich, dass er nicht aus der amerikanischen "Traumfabrik" kommt obwohl man das zuweilen denken könnte.Stoff für die nächste gesellige Runde bietet er. Wem's reicht...

Thomas 06.11.200412:00 Uhr

Einfach nur zu lang und langweilig. Dieser Film hat mir die Lust am spanischen Kino fürs erste verdorben :-(

Ozon 05.10.200412:00 Uhr

Meisterhaft, wie sich so nach und nach der Handlungsdschungel lichtet! Almodovar ist einfach einer der Besten! Und Gael García Bernal war ja schon in "Y tu mama tambien" und in "Amores perros" vielversprechend!

MiesePeter 01.10.200412:00 Uhr

TOP-Ware, alles bestens. Gerne wieder, Danke.

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