La patota

La patota

Die hehren Ideale einer jungen argentinischen Lehrerin werden von einem Verbrechen erschüttert.

12.01.2016

Von Dorothee Hermann

Die Erde leuchtet orange, das Laub und die Felder dunkelgrün. Das sind viel intensivere Farben als in den geordneten Büros von Buenos Aires, wo Paulinas Laufbahn als Topjuristin vorgezeichnet schien. Sonst ist nicht viel los in der ländlichen Provinz Argentiniens, wo die Tochter eines Richters die örtlichen Teenies wieder für politische Bildung interessieren will – wie eine Nachfahrin der Sozialrevolutionäre der siebziger Jahre. Sie hat den Anspruch, mit ihrer Arbeit das Leben anderer Menschen zu verändern.

Mit Fragen wie „Kann einer von euch sagen, was Politik für die bedeutet, die keine Politiker sind?“, zielt Paulina (stark: Dolores Fonzi) ins Zentrum des Promi- und Oligarchenkults. Die unvermittelt aufflackernde Schlägerei in ihrer Klasse beendet eine Kollegin. Als es Paulina gelingt, die politische Lethargie der Jugendlichen ein wenig aufzuweichen, scheint eine brutale Vergewaltigung sie zurück in die Macho-Steinzeit zu katapultieren. Obwohl sie ahnt, wer die Täter sind, weigert sie sich, einfach den Polizeiapparat zu alarmieren. Sie will sich auf ihre Weise mit der Tat auseinandersetzen und bringt mit ihrer Nüchternheit offene und mildere, paternalistische Machos (wie ihren Vater) gegen sich auf.

Der argentinische Regisseur Santiago Mitre (sein vielfach ausgezeichneter Film „El estudiante“ lief beim Cinelatino 2012) zeichnet einfühlsam das Bild einer Frau, die sich weigert, in die Opferrolle zu schlüpfen. Dabei gerät Paulina mitunter so idealistisch, dass sie an eine Madonnenfigur heranrückt.

Porträt einer Frau, die Macho-Strukturen so wenig akzeptiert wie politische Lethargie.