Ein so analytischer wie poetischer Blick hinter die Schlagzeilen der Eta.

La pelota vasca

Ein so analytischer wie poetischer Blick hinter die Schlagzeilen der Eta.

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

La pelota vasca

Es könnte Gewehrfeuer sein. Oder Türen, die in einem großen, hallenden Gebäude zuschlagen. Julio Médem ist ein Meister der Suggestion. Mit den ersten Bildern von La pelota vasca (Samstag, 20 Uhr, Museum) erklärt sich das harte Geräusch. Es sind die Treffer im (Hockey-ähnlichen) baskischen Nationalsport Pelota.

Das martialische Stakkato grundiert gewissermaßen die Psychogeografie des seit Jahrzehnten in einen gewaltsamen politischen Konflikt verstrickten Landes. In Médems Dokumentarfilm wird es in einzelnen Stimmen vernehmbar. Der Regisseur hat Politiker, Künstler, Opfer (der Eta) und gewaltbereite Aktivisten interviewt. Dazwischen ist historisches Bildmaterial montiert, Filmausschnitte von Orson Welles, der Angriff der nazideutschen Legion Condor auf Guernica, die gewaltsame Unterdrückung baskischer Unabhängigkeitsbestrebungen durch Franco.

Aber auch deren nicht erfüllte demokratische Anerkennung nach dem Ende des Franco-Regimes. Eine mäandernde politische Analyse, die sich der schnellen Instrumentalisierung entzieht. Die eingeblendeten Aufnahmen herber Berglandschaften, schroffer Küstenlinien und des boomenden Bilbao, aus dem kurz Frank Gehrys Kunstmuseum aufleuchtet, wirken im Kontrast zu der verfahrenen politischen Situation beinahe verstörend schön. Ein faszinierender Filmessay.