Lady Bird

Lady Bird

Oscar nominiertes, intensives Portrait eines amerikanischen Teenagers mit großen Träumen.

19.04.2018

Von Madeleine Wegner

Lady Bird
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„Ich will endlich mal etwas erleben“, sagt Lady Bird. Sie ist 17 Jahre alt und wohnt mit ihrer Familie im kalifornischen Sacramento, „auf der falschen Seite der Bahngleise“, wie sie sagt. Das heißt: dort, wo die armen Leute wohnen. Lady Bird heißt eigentlich Christine. Doch sie möchte nicht nur endlich etwas Außergewöhnliches erleben, sondern auch selbst außergewöhnlich sein. Lady Bird ist der Inbegriff eines jungen Menschen, der um Aufmerksamkeit und mit dem Erwachsenwerden kämpft, angetrieben von Sehnsucht und Suche.

„Das einzig spannende an 2002 ist, dass es ein Palindrom ist“, sagt Lady Bird über das Jahr, in dem der Film spielt. Es ist zugleich ihr letztes Jahr auf der konservativen katholischen Highschool. Danach will sie zum Studieren an die Ostküste, dorthin, „wo es Kultur gibt“. Doch für ein Studium in New York können Christines Eltern nicht das nötige Geld aufbringen. Eigentlich hat es Lady Bird auch nicht so mit der Schule, letztlich traut ihr deshalb kaum jemand zu, dass sie es auf eines der Colleges an der Ostküste schaffen könnte. Außer vielleicht ihr Vater.

Greta Gerwig, die bislang vor allem als Schauspielerin in Erscheinung trat, legt mit „Lady Bird“ ihren ersten, komplett unter eigener Regie entstandenen Film vor, für den sie auch das Drehbuch schrieb und den sie selbst produzierte. Mit Saoirse Ronan hat sie zudem eine großartige Hauptdarstellerin gefunden, die es schafft, den Zuschauer in Lady Birds Welt hineinzuziehen. Und die ist rosa-dunkelbunt, unmittelbar, voller großer Träume und Sehnsüchte.

Der Film schafft es, das Gefühl dieses ganzen intensiven Lebensabschnitts widerzuspiegeln. Dagegen verblassen die Jungs, mit denen Lady Bird erste Erfahrungen sammelt und die gegenüber ihrer Persönlichkeit schnell an Farbe verlieren (in den Nebenrollen: Shooting-Stars Lucas Hedges und Timothée Chalamet).

Im Zentrum des Films steht das ambivalente Verhältnis zwischen Mutter (Laurie Metcalf) und Tochter. Das ist ebenfalls von großen Gefühlen geprägt, die Stimmung jedoch kann von einem Moment auf den nächsten umschlagen. Diese impulsive Beziehung scheint voller Missverständnisse, ausgelöst durch jugendliche Rebellion auf der einen und mütterliche Sorge auf der anderen Seite.

Lady Bird hasst ihre Heimatstadt Sacramento – das glaubt sie zumindest. „Liebevoll und genau hinsehen – ist das nicht das gleiche?“, fragt die Ordensschwester, als es um Christines Aufsatz über ihre Stadt geht. Wenn es diese Parallele gibt, dann ist auch dieser Film sehr liebevoll.

Mehr als ein individuelles Portrait: Spiegelt – aufs Wesentliche komprimiert – das Gefühl eines Lebensabschnitts.

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Erstellt:
19.04.2018, 12:30 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 17sec
zuletzt aktualisiert: 19.04.2018, 12:30 Uhr

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