Dosenmilch und Designermantel

Lagerfeld nahm Maß bei Kluck in Bad Bramstedt

Hagen Kluck, früherer Redakteur beim SCHWÄBISCHEN TAGBLATT und heute Vorsitzender der FDP-Fraktion im Reutlinger Gemeinderat, ist mit seinen grauen Anzügen nun wirklich nicht für modische Avantgarde oder stylische Exzesse berühmt.

21.02.2019

Von Thomas de Marco

Hagen Kluck und Karl Lagerfeld. Bilder: privat / Wikimedia: Christopher William Adach CC BY-SA 2.0

Hagen Kluck und Karl Lagerfeld. Bilder: privat / Wikimedia: Christopher William Adach CC BY-SA 2.0

Und doch hat Klucks Familie einen großen Einfluss auf den am Dienstag verstorbenen Modezaren Karl Lagerfeld gehabt – vielleicht hat sie dessen Weltkarriere überhaupt erst möglich gemacht.

Aufgewachsen sind Kluck und Lagerfeld im holsteinischen Bad Bramstedt, wo Lagerfelds Vater Otto die für ihre Dosenmilch bekannte Milchfirma „Glücksklee“ besaß. Der Kondensmilch-Unternehmer wiederum ließ sich laut Hagen Kluck, 75, die Anzüge bei Klucks Vater Bruno nähen. Wenn dieser beim Chef von „Glücksklee“ Maß nahm, war oft auch Lagerfeld-Filius Karl dabei und spielte offenbar gerne mit den Stoffmustern in der Schneiderei.

Vielleicht deshalb – oder weil der Schneidermeister nach Hagen Klucks verblichenen Erinnerungen ähnlich exzentrisch war wie der spätere Jetset-Modedesigner – durfte Karl Lagerfeld ein Praktikum in der Kluckschen Schneiderei machen. Um die 15 Jahre alt müsste Lagerfeld damals gewesen sein, meint Hagen Kluck. Er selbst ist zehn Jahre jünger und kann deshalb nur noch wenig über diese Zeit sagen.

Ein Jugendfreund des späteren Modegiganten weiß freilich, dass Klucks Vater tatsächlich einen großen Einfluss auf die Lagerfeld-Karriere gehabt haben dürfte. „Ich kann mich noch erinnern, dass er in den 1950er-Jahren mit einem Schneider in Bad Bramstedt einen Mantel entworfen hat, mit dem er dann einen Modewettbewerb gewann. Das war - soweit ich weiß - sein Einstieg in die Modewelt“, erzählt Karl Wagner in einem Interview mit „Focus online“ und erinnert sich auch noch gut daran, dass der spätere Designer für die damalige Zeit sehr gut gekleidet war, „immer mit Hemd“.

Hagen Kluck wiederum weiß noch, dass sein Vater und Karl Lagerfeld damals sogar mal gemeinsam in einer Fernsehsendung aufgetreten seien.

Der Reutlinger FDP-Stadtrat begründet seinen fehlenden Hang zur Haute Couture im Übrigen damit, dass er mit seinem grauen Outfit wahrscheinlich immer noch insgeheim gegen die Pedanterie seines Vaters Bruno rebelliere. „Aber immerhin laufe ich nicht in Jogginghosen herum“, sagt Hagen Kluck in Bezug auf eines der berühmtesten Zitate des Modezaren. Der hat mal gesagt: „Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren, und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Straße.“

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Erstellt:
21.02.2019, 02:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 21.02.2019, 02:00 Uhr

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