Macht Kiffen doof? Nach "Lammbock" hat man fast den Eindruck.

Lammbock

Macht Kiffen doof? Nach "Lammbock" hat man fast den Eindruck.

24.11.2015

Lammbock

Mag sich die Welt auch noch so rasant verändern - die Provinz bleibt immer, wie sie war. Wie ehedem kreist das Leben um Autos, Limbo-Partys und unverbrüchliche Bubenfreundschaften. Es gibt den notorischen Deppen, die Kleinstadtschönheit, auf die alle scharf sind, und natürlich die lokalen Kleindealer mit Marihuana-Plantage im Wald.

Um diese nicht ganz lebensfernen Klischees herum hat Kino-Debütant Christian Zübert mit Starbesetzung (Moritz Bleibtreu) eine Komödie gezimmert, die sich zunächst über den deutschen Klamotten-Sumpf zu erheben scheint. Eine halbe Stunde lang überzeugt sie als relaxt inszeniertes, atmosphärisch dichtes und wenigstens teil-authentisches Sittenbild einer idyllischen Kleinstadthölle. Und der Regisseur, selbst ein Kind vom Land, beweist Talent als ironiebegabter Chronist der jedem Provinzgewächs bekannten Hangelpartie zwischen Vertrautheit und Verzweiflung.

Doch Zübert wollte mehr und verliert alles. Um auch die unreifere Jugend am Kragen zu packen, weicht die sanfte Komik knalligen Zotigkeiten. Zum Gackern gibt es eine verunglückte Masturbations-Szene à la "American Pie" und als Tiefpunkt den inzwischen durch alle Medien geschleiften Monolog über das Geschlechtsteil eines bekannten Fußball-Treters.

Die eigentliche Katastrophe ist aber das Drehbuch, das jedem Filmstudenten im ersten Semester um die Ohren gehauen würde. Da werden ohne Unterlass Personen eingeführt, deren Schicksal sich schleunigst im Nichts verliert. Und Moritz Bleibtreu, dessen pseudophilosophischem Gequassel man anfangs noch amüsiert zuhört, ist wie alle Dauerkiffer am Ende bloß noch ein Nervsack hoch drei. Da ist der Film dann doch wieder realistisch.