Ärgernis

Hübsch sieht anders aus

Zur Dauerbaustelle Sebastian-Lotzer-Haus gesellt sich nun auch ein Brunnen, der seinen Namen nicht verdient.

24.05.2018

Von Dagmar Stepper

Das Sebastian-Lotzer-Haus und der Brunnen haben eins gemeinsam: Sie ziehen die Blicke auf sich. Aber keine wohlwollenden. Bild: Kuball

Das Sebastian-Lotzer-Haus und der Brunnen haben eins gemeinsam: Sie ziehen die Blicke auf sich. Aber keine wohlwollenden. Bild: Kuball

Der Leser, der sich bei uns meldete, war sehr verärgert. „Haben Sie den Brunnen am Lotzer-Haus gesehen? Dazu passt der Spruch: ‚Horbs Rarität: Ausgewählte Bepflanzung am Brunnen vor dem Tore.‘ Das ist ein Schandfleck.“ Ja, man muss dem Leser Recht geben. Er liegt an zentraler Stelle in Horb, tagtäglich laufen Passanten vorbei. Doch es sprudelt kein Wasser. Auch kein Blumenschmuck ziert ihn. Dafür sprießt Unkraut zwischen den Pflastersteinen empor. Kein schöner Anblick.

Doch das Sebastian-Lotzer-Haus hinter dem Brunnen ist es wahrlich auch nicht. Wie Wunden klaffen die Lücken im Gemäuer. Notdürftig werden sie von Bannern versteckt, die die Stadt im vergangenen Jahr aufgestellt hat. Seit Jahren baut Mayk Herzog das Haus um und liefert sich einen Streit nach dem anderen mit der Stadtverwaltung. Immerhin konnte die noch Mitte vergangenen Jahres angedachte Räumung der 40 Mieter abgewendet werden, die aufgrund von Verletzung der Brandschutzvorschriften im Gespräch war. Seither ist allerdings im ersten und zweiten Dachgeschoss des Lotzer-Hauses eine Wohnnutzung aus brandschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt. Das ist heute auch noch so, teilt die Pressestelle der Stadt Horb auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE mit.

Stadt weiter an Kauf interessiert

Ebenfalls im vergangenen Jahr hat die Stadt Interesse bekundet, das Lotzer-Haus zu kaufen. Denn das Ehepaar Herzog spielt mit dem Gedanken, das Gebäude zu verkaufen. Doch auch hier sind sich die beiden Parteien noch nicht näher gekommen. „Die Stadt ist weiterhin daran interessiert, das Haus zu einem angemessenen Preis zu kaufen“, heißt es dazu von der Pressestelle.

Zum desolaten Zustand des Brunnens befragt, gibt die Stadt folgende Auskunft: „Leider ist aufgrund der Baustelle am Lotzer-Haus momentan auch der Brunnen nicht aktiv.“ Doch für die Horber ist das ein geringer Trost.

Bleibt ein Hoffnungsschimmer: Das mächtige Gebäude wurde im Frühjahr dem Horber Sanierungsgebiet „Fruchtkasten/Innenstadt“ zugeschlagen. Das beschloss der Gemeinderat in seiner Märzsitzung, indem er das Sanierungsgebiet erweiterte. Rund 1,4 Millionen Euro fließen an Fördergelder für die Entwicklung der Innenstadt.

Für das Lotzer-Haus, das städtebauliche Missstände und Mängel im Sinne des Baugesetzbuches aufweist, wurden konkrete Ziele formuliert: Das Gebäude benötigt eine umfassende bauliche und energetische Gebäudemodernisierung. Der Leerstand im Erdgeschoss soll behoben werden. Es sollen bedarfsgerechte, nachhaltig nutzbare Wohnungen entstehen. Das Erdgeschoss, das einst das Restaurant „Belle Arti“ beherbergte, soll für eine attraktive Einzelhandelsnutzung oder Gastronomie genutzt werden. Außerdem sollen die vorhandenen baulichen Funktionsmängel durch eine umfassende bauliche und energetische Modernisierung behoben werden.

Ob durch das Sanierungsgebiet und die entsprechende Förderung das Sebastian-Lotzer-Haus nun wieder zum Blickfang für Horb wird, wird sich in den kommenden Monaten zeigen – auch, ob der Brunnen dann sachte vor sich hin plätschert.

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Erstellt:
24.05.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 23sec
zuletzt aktualisiert: 24.05.2018, 01:00 Uhr

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