Tennis

Leichter Job, schwerer Job

Das Stuttgarter Turnier nimmt eine unerwartete Wendung: Rückkehrerin Maria Scharapowa trumpft anstatt Angelique Kerber auf.

29.04.2017

Von HELEN WEIBLE

Unerwartete Wendung beim 40. Porsche Tennis Grand Prix, dem Damenturnier in Stuttgart. Die russische Tennis-Queen Maria Scharapowa legt nach langer Pause ein beachtliches Comeback hin, während Angelique Kerber, die heiße Titelfavoritin, in der ersten Runde ausschied. Nach den Siegen über Roberta Vinci und ihre Landsfrau Ekaterina Makarowa zog Scharapowa gestern durch einen 6:3, 6:4-Sieg über die lettische Qualifikantin Anett Kontaveit fulminant ins Halbfinale ein. Hier trifft sie nun heute (16?Uhr) auf Kristina Mladenovic, die völlig verdient erst Kerber und dann Carla Suarez-Navarro aus dem Weg räumte.

Nach dem geplatzten Titelhattrick plant Kerber ein paar Tage Auszeit, bevor es zum Turnier nach Madrid geht. Möglichst schnell wollte sie das desaströse Match hinter sich lassen. Scharapowa hingegen wirkte heiß auf weitere Begegnungen gegen „unterschiedliche Spielertypen“. Nur wenige hätten ihr einen solchen Traumstart zugetraut, schon gar nicht den Sprung ins Semifinale. Nicht nur Kerber hatte es „etwas merkwürdig“ gefunden, dass die wegen Dopings gesperrte Russin eine Wildcard bekommen hatte. Auch Mladenovic wollte noch einmal betont haben, dass sie den Veranstalter zwar verstehe, weil ein großer Name sich gut verkaufen lässt, aber die „Extrahilfe“ im Falle Scharapowas fraglich sei. Pikant: Beide, Kerber und Scharapowa, sind immerhin Markenbotschafterinnen von Porsche.

Doch die eine hatte die zurückliegenden Monate über Mühe, mit dem Job als Gejagte zurechtzukommen. Vor allem waren es die Verpflichtungen drum herum, die so eine Weltranglistenposition mit sich bringt, die Kerber zusätzlich Kraft kosteten. Plötzlich Hauptdarstellerin für zig Sponsoren zu sein, für unterschiedliche Medieninteressen zur Verfügung zu stehen – all das laugte sie offenbar aus. Für ihren Sport, ihr Spitzentennis blieb keine Energie mehr übrig.

Diesen Spagat zwischen Sport, Vermarktung und Präsentation der eigenen Person meisterte Scharapowa, auch ehemalige Nummer eins der Welt, schon vor ihrer Sperre mit Leichtigkeit. Nun hatte die Diva eine Menge Gelegenheit, mal etwas Abstand von diesem Trubel zu nehmen. Jetzt bei ihrer fünften Teilnahme in Stuttgart feierte die dreifache Titelträgerin ihren 14. Sieg. „Sie wirkt frisch und in guter Form“, sagte Mladenovic, die ihre prominente Gegnerin studiert hat.

Kerber war es übrigens, die Scharapowa ihre bislang einzige Niederlage in Schwaben zufügte, 2015 in der Runde der besten 16. Umso unerklärlicher das Scheitern der Deutschen. Jeder Zuschauer, der das Match mitverfolgt hatte, litt mit ihr. „Es lief nichts zusammen“, sagte diejenige, die in den letzten Monaten so sehr an sich gearbeitet hatte. Sichtbar: Kerber hatte abgenommen. Sie hatte, so bekräftigte sie stets, hart und gut trainiert. Aber Scharapowa auch. Und die freut sich nun auf weitere Arbeitstage in Stuttgart.

War es ein rabenschwarzer Tag oder ist es eine allgemeine Krise? Angelique Kerber schuftet momentan erfolglos. Foto: dpa

War es ein rabenschwarzer Tag oder ist es eine allgemeine Krise? Angelique Kerber schuftet momentan erfolglos. Foto: dpa

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Erstellt:
29.04.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 21sec
zuletzt aktualisiert: 29.04.2017, 06:00 Uhr

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