Nahost-Konflikt im Kleinen: Eine palästinensische Witwe will ihren Zitronenhain vor dem Zugriff israelischer Security retten.

Lemon Tree

Nahost-Konflikt im Kleinen: Eine palästinensische Witwe will ihren Zitronenhain vor dem Zugriff israelischer Security retten.

23.11.2015

Von che

"Schlimmer als die Berliner Mauer", zischelte es bei der Preview im Zuschauerraum. Dabei hat der Sperrzaun zwischen Israel und den Palästinensergebieten fraglos viel Blutvergießen verhindert ? was man vom Berliner Pendant nicht unbedingt behaupten kann.

Trotz­dem sehen viele Israelis, darunter auch Regisseur Eran Riklis (Die syrische Braut), den Trennwall skeptisch, zementiert er doch buchstäblich die Abschottung der beiden Volksgruppen voneinan­der. In „Lemon Tree? taucht die Anlage immer wieder auf: als Symbol der Mauer in den Köpfen, die letztlich beiden Seiten zum Schaden gereicht.

Als Gleichnis auf den großen Nahost-Konflikt darf man auch die Handlung des Films lesen: Ein Zitronenhain ? Lebensgrundlage einer Palästinenserin (Hiam Abbass) ? soll abgeholzt werden, weil er als Sicherheitsrisiko für den daneben residierenden israelischen Verteidigungsminister gilt. Während die resolute Witwe vor Gericht dagegen angeht, zeigt sich die Ehefrau des Ministers zunehmend schockiert von der Unbarmherzigkeit ihres Gatten. Gegen dessen Wunsch bemüht sie sich um einen menschlichen Kontakt über die waffenstarre Grenze hinweg zu ihrer Nachbarin.

Das ist gut gemeint, krankt aber daran, dass die Figuren kaum Charakter haben. Die meisten stehen bloß stellvertretend für eine bestimmte Gruppierung zwischen verbohrten Hardlinern (beider Seiten) und jenen, die in Einfühlung und Kompromissen das Heil sehen. Die plane Politparabel wird überragt von Hauptdarstellerin Abbass, deren verhaltenes Spiel die Wunden des Jahrzehnte alten Konflikts als auch die kleinen Restbestände an Hoffnung sichtbar macht.

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