Mutterschreck lernt Mores. Wirklichkeitsstudie mit Drift ins Märchenhafte.

L'enfant - das Kind

Mutterschreck lernt Mores. Wirklichkeitsstudie mit Drift ins Märchenhafte.

24.11.2015

Von che

L'enfant - das Kind

Ein junges Paar, ein neu geborenes Baby ? kann es etwas Schöneres geben im Kino oder im Leben? Für Sonia und Bruno aus dem kleinkriminellen Lumpenproletariat liegt dieses bürgerliche Idyll indes in weiter Ferne. Zwar keimt bei Sonia (Deborah François) nach der Entbindung erwartungsgemäß die Mutterliebe, doch ihr Partner Bruno (Jérémie Renier) hat schon Schwierigkeiten, dieses runzlige Etwas überhaupt anzufassen. Ohne groß über die Folgen nachzudenken, beschließt der gelernte Straßendieb, den Balg auf dem Adoptions-Schwarzmarkt zu verhökern.

Die moralische Verurteilung spielt in L?enfant (Das Kind), dem Goldene-Palme-Gewinner der Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne, allerdings nur eine Nebenrolle. Eher geht es ihnen um die Verhältnisse, die solchen Irrsinn plausibel machen. Schauplatz ist eine namen- und gesichtslose, Industrie-vernebelte, von Kraftfahrzeug-Kolonnen und penetrantem Verkehrslärm durchwucherte Großstadt, in der sich ein Baby im Kinderwagen wie ein kruder Fremdkörper ausnimmt. Und dennoch gibt es Hoffnung. Aus nicht näher erläuterten Gründen, vielleicht aus Liebe zu Sonia, besinnt sich Bruno plötzlich auf seine Verantwortung und versucht die Übeltat, so recht und schlecht er es eben kann, wieder gut zu machen.

Die notorischen Festivalpreis-Abräumer Dardenne („Rosetta?, „Le fils?) sind wohl die einzigen im Weltkino, die eine harte Sozialreportage und ein Märchen vom guten Kern des Menschen spielend leicht in Einklang bringen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 40sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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