Event

Lichter der Kleinstadt

Viele Mössinger nutzten die Lichternacht des HGV für einen illuminierten Einkaufsbummel am Abend.

14.11.2016

Von Susanne Mutschler

Blickfang auf dem Marktplatz: Feuerkünstler Dirk Bastian.Bild: Rippmann

Blickfang auf dem Marktplatz: Feuerkünstler Dirk Bastian.Bild: Rippmann

Ungewöhnlich viele Leute flanierten am Freitagabend durch die Mössinger Geschäftswelt rund um das, was einmal die neue Stadtmitte werden soll. Die Läden hatten sich mit Kerzenbeleuchtung, Laternen und Stehtischen herausgeputzt. Weil die Besucher bei der Einkaufsnacht im vergangenen Jahr fast „verhungert und verdurstet“ seien, wie sich die HGV-Vorsitzende Barbara Muschler erinnerte, hatte sie dieses Mal vorgesorgt. Dort, wo freitagsfrüh der Mössinger Wochenmarkt stattfindet, reihten sich Stände mit Süßem und Saurem neben solchen mit Durstlöschern mit und ohne Alkohol.

Auf der Bühne sorgte der Mössinger Alleinunterhalter Theo Kalich mit Oldies und Evergreens für den musikalischen Rahmen. Feuerkünstler Dirk Bastian aus Esslingen führte Kunststücke mit Fackeln, brennenden Stühlen und Diabolos vor. Er vereine in seinen Professionen zwei gegensätzliche Elemente, sagte er.

Das Gesundheitszentrum imponierte blutrot angestrahlt. Die aufgebauten Buden mit Kunsthandwerk, Schmuck, Kränzen, bemalten T-Shirts, selbstgestrickten Accessoires und der Duft nach Würsten und gebrannten Mandeln nahmen ein wenig von der Stimmung des Weihnachtsmarkts vorweg. Im Deko-Shop „Echt Liebenswert“ von Dagmar Gauger gaben sich die Leute die Klinke in die Hand. Auch im Geschenkeladen „Lilly-Käfer“ war kaum noch ein Durchkommen. Weil die Lichternacht auf dem Freitag verlegt wurde, seien dieses Mal auch Familien mit Kindern unterwegs, begrüßte Gauger die Aktion.

Vor Barbara Muschlers Boutique stauten sich die Schaulustigen bis auf die Straße hinaus. Innen begrüßte die Schauspielerin Dietlinde Ellsäßer „alle Landpomeranzen aus den Flecken rund um Mössingen“ zur Modenschau und hatte für sie ein ebenso einkaufs- wie beziehungsförderliches Gedicht parat: „Trägst du mutige Mode von Muschler, wird der Deine daheim zum Kuschler“. Während im Laden die Models aktuelle Herbst- und Wintergarderobe vorführten, entlud sich oben auf dem Flachdach ein Feuerwerk.

Wesentlich gemächlicher ging es nebenan bei Mode-Steinhilber zu. Sie habe eher ältere Kundschaft, die wolle abends im Dunkeln nicht mehr so gerne raus, erklärte Inhaberin Christa Eberl. „Es kommen sogar Männer mit herein“, staunte dagegen Sylvia Neth im Dessousgeschäft Speidel. Sie berät die Mössinger Damenwelt bei Unterwäschefragen sonst eher separat.

Die Achtklässler der Friedrich-List-Schule stockten mit einem Kuchenverkauf ihre Klassenkasse auf. Ob der Erlös zu einem gemeinsamen Ausflug reichen wird, sehe man bei der Endabrechnung, erklärte Alessandro Barbaro. Der 14-Jährige pries geschäftstüchtig die von den Eltern gestifteten Backwaren an. In ihrer Bilderwerkstatt in der Falltorstraße hatte Dorothea Kubik alles für einen Workshop vorbereitet. Unter ihrer Anleitung bearbeiteten die Teilnehmerinnen rohe Holzrahmen mit Schlagmetall, Rost und Farbe.

Das Mössinger Lichter-Spektakel fand hauptsächlich im abgesperrten Zentrum rund um die Bahnhofstraße statt. Richtung Grabenstraße markierte ein Umzugswagen des Original Steinlachtäler Fasnachtsvereins die Grenze. Gleichzeitig mit der Lichternacht feierten die Heubergzottler den Auftakt in die närrische Saison. Je länger der Abend voranschritt, desto deutlicher waren ihre Blechblasinstrumente zu hören.

In der „Spezialitätenkompagnie“ in der Karl-Jaggy-Straße hielt Karl Heinz Bebensee, der mit Frau und Freunden aus Ofterdingen gekommen war, nach ersten Weihnachtsideen Ausschau. Weiter hinaus in die nächtliche Geschäftswelt Mössingens schafften es weder die Lichter noch die abendlichen Spaziergänger.

Ohne die Einladung zur Lichternacht hätte sie ihr gemütliches Sofa an diesem Abend bestimmt nicht verlassen, gab Birgit Huttenlocher zu. Ihr ging es bei dem abendlichen Rundgang weniger ums Shoppen, als darum, Leute zu treffen, ein Schwätzchen zu halten und die Arbeitswoche ausklingen zu lassen. „An einem normalen Abend kann man ja nicht durch Mössingen bummeln“ findet sie. „Da gibt es nichts zu gucken“.