Volleyball

Liga-Primus bittet zum Tanz

Allianz MTV Stuttgart steht im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Gegen Hauptrundensieger Schwerin soll es im dritten Anlauf mit dem Titel klappen.

19.04.2017

Von TOM BLOCH

Stuttgarts Diagonalangreiferin Deborah von Daelen hofft nach dem Pokalsieg auch auf den Deutschen Meistertitel. Foto: Tom Bloch

Stuttgarts Diagonalangreiferin Deborah von Daelen hofft nach dem Pokalsieg auch auf den Deutschen Meistertitel. Foto: Tom Bloch

Stuttgart. Horst Wachendorfer, Gesellschafter der Spielbetriebs-GmbH von Allianz MTV Stuttgart, hatte sich nach der bitteren Niederlage in eigener Halle im ersten Playoff-Halbfinale gegen den Dresdner SC beim gemeinsamen Abendessen von seiner Mannschaft mit einem schelmischen Grinsen verabschiedet: „Nicht vergessen: Am 15. April gibt es hier noch einmal so ein gutes Essen.“ Sollte heißen: Mit einem Stuttgarter Sieg in Dresden beim Rückspiel käme es dann eine Woche später zum Entscheidungsspiel um den Einzug ins Finale um die Deutsche Meisterschaft. Horst Wachendorfer, das Orakel. Mit einem ähnlich unerwarteten und knappen Spielverlauf wie in Spiel eins sorgte das schwäbische Team des spanischen Trainers Guillermo Naranjo Hernández tatsächlich im Rückspiel eine Woche später für den ersten Stuttgarter Playoff-Sieg in Dresden überhaupt.

Und die Entscheidung am vergangenen Samstag geriet zu einer Demonstration der Macht. Nach dem deutlichen 3:0-Sieg (25:17, 25:19, 25:16) über den Dresdner SC haben Stuttgarts Volleyball-Frauen nicht nur noch einmal gut gegessen, sondern stehen nun zum dritten Mal in Folge im Finale um die Deutsche Meisterschaft. Dort treffen sie in der Wiederholung des diesjährigen Pokalfinales auf den Liga-Primus SSC Palmberg Schwerin. Das erste Spiel gegen den zehnmaligen Meister und fünfmaligen Pokalsieger findet heute um 19 Uhr in der Palmberg-Arena statt. „Klar können wir jetzt schon zufrieden sein, mit sieben Finaleinzügen hintereinander und drei Titelgewinnen, aber irgendwie gibt es auch noch das Gefühl, eine Rechnung offen zu haben“, sagt Stuttgarts Trainer Hernández. „Schließlich waren wir in den beiden vergangenen Spielzeiten jeweils nur Zweiter. Jeder von uns will mehr, will Meister werden.“

Doch die Schwerinerinnen sind eine andere Hausnummer als der Dresdner SC: Individuell besser besetzt und seit 2013 ohne einen Titel, also entsprechend hungrig. Bundestrainer Felix Koslowski hat im hohen Norden als Vereinstrainer die tragenden Säulen der deutschen Nationalmannschaft vereint, aber ebenfalls eine Rechnung offen. Nun ja, eigentlich gleich mehrere.

In den vergangenen beiden Spielzeiten düpierten die Schwaben jeweils in Schwerin die Gastgeber beim Halbfinal-Aus. Ende Januar beim Pokalfinale in der SAP-Arena in Mannheim fehlten den Nordlichtern nur noch drei Ballpunkte zum Titel, dann drehten die Stuttgarterinnen das Spiel und schnappten dem SSC den Pott vor der Nase weg. Hat Schwerin also ein Stuttgart-Trauma? „Das werden wir sehen. Ich kann mich noch gut an das erste Playoff-Halbfinale in der vergangenen Saison erinnern. Da sind wir nach Schwerin gefahren und haben dort eine üble 0:3-Klatsche kassiert. Anschließend haben wir zweimal 3:0 gewonnen. Gut. Aber daran sieht man, es kommt nicht auf ein einzelnes Spiel an“, sagt Hernández.

„Best-of-Five bedeutet einen langen Weg. Das ist vor allem ein anstrengender Weg. Beide Mannschaften sind im Prinzip durch Europapokal, Deutscher Pokal und Bundesliga in etwa gleich belastet, aber Schwerin hatte zehn Tage zur Vorbereitung. Wir haben gerade mal zwei, dann sitzen wir schon wieder im Bus.“ Aber auch hier hat Horst Wachendorfer schon wieder einen Plan. Am Samstag verabschiedete er breit grinsend sein Team: „Schwerin, Stuttgart, Schwerin, und wir feiern hier in der Scharrena am Samstag, den 29. April.“ Seine Prophezeiung: Stuttgart zurrt im dritten Anlauf die Meisterschaft in vier Spielen fest, um diese dann daheim mit den eigenen Fans zu feiern.