Tüftler und Macher

Lizenz zum Stricken

Die Buck GmbH & Co. KG in Bondorf bietet mit ihren technischen Strickereiprodukten Lösungen nach Maß. Ob Dämpfen, Dichten, Filtern oder Schützen: Der Familienbetrieb entwickelt mit seinem hauseigenen Maschinenbau Maßanfertigungen für viele Branchen. Er besitzt quasi die Lizenz zum Stricken.

13.12.2019

Von TEXT: Ralf Flaig|FOTOs: Karl-Heinz Kuball, Privat

Alfred Buck jun. ist ein Tüftler, der ständig neue Ideen hat. Die große Stärke des in Bondorf ansässigen Familienbetriebes ist die schnelle Entwicklung zeitgerechter, pragmatischer Lösungen.

Alfred Buck jun. ist ein Tüftler, der ständig neue Ideen hat. Die große Stärke des in Bondorf ansässigen Familienbetriebes ist die schnelle Entwicklung zeitgerechter, pragmatischer Lösungen.

Angefangen hat die Erfolgsgeschichte im Jahr 1958, als Alfred Buck senior sich in Rottenburg-Hailfingen selbstständig machte. Mit der von ihm entwickelten sogenannten Konträrtechnik kam der Durchbruch: Der Tüftler erfand eine revolutionäre Strickkurve, die einen höheren Arbeitstakt bei niedrigem Verschleiß erlaubt – die Geburtsstunde des Buck-Stricksystems. In den 1970er-Jahren – die Firma Buck war 1974 in das heutige Domizil nach Bondorf gezogen – kam es zum Niedergang der deutschen Strickmaschinenindustrie. Alfred Buck adaptierte seine neue Stricktechnik für die Bekleidungsindustrie und gewann die Firma Mayer & Cie in Albstadt als Lizenznehmer. Aufgrund dieser ersten Krise entstand bei Buck die Idee, auch andere Materialien zu verstricken. Buck modifizierte den Strickkopf und baute eigene Maschinen zur Herstellung von Drahtgestricken für die Automobilindustrie, vor allem Filter und Dämpfungselemente.

Im Jahr 1990 trat Alfred Buck jun. in den Familienbetrieb ein. Er absolvierte eine Ausbildung zum Industriemechaniker bei der Firma Stoll in Reutlingen und machte anschießend seinen Diplom-Ingenieur Textiltechnik an der Reutlinger Hochschule. Seine Diplomarbeit hatte – wie könnte es anders sein – die Stricktechnik zum Thema.

Da die Welt deutsche Autos liebt und die Automobilindustrie boomte, baute Buck 1996 in South Carolina ein zweites Werk. Heute beschäftigt Buck zirka 40 Mitarbeiter, davon acht in den USA.

Als 2008/2009 als Folge der Finanzkrise ein großer deutscher Automobilhersteller einen Auftrag bei Buck kurzfristig stornierte und die Bondorfer Firma daraufhin Kurzarbeit anmelden musste, bewies Buck wieder einmal seine Flexibilität. Aus dem gestrickten Dämpfungsteil für die Gelenkwellenkupplung, so lautete der Auftrag, entwickelte Buck ein neues Kupplungsteil, das allgemein im Maschinenbau einsetzbar ist. „Diese Zeit hat unser Unternehmen geprägt“, erklärt Alfred Buck jun., „und uns wieder mal vor Augen geführt, dass wir flexibel sein müssen.“

Bis heute betritt das innovative Unternehmen immer wieder neue Wege. Dank dem hauseigenen Maschinenbau entwickelt Buck effizient neue Lösungen und liefert schnell erste Muster und Prototypen. „Wir besitzen die Möglichkeit, mit unseren technischen Gestricken auch andere Branchen zu bedienen und neue Konzepte zu entwickeln“, erläutert der geschäftsführende Gesellschafter Alfred Ernst Buck.

Beispiele gefällig? Aufgrund eines europäischen Forschungsprojekts mit der ETH Zürich konnte der Vorteil der guten Drapierbarkeit von Kohlefasergestrick im Composite–Bereich gezeigt werden und findet in der Orthopädie Anwendung, beispielsweise bei Orthesen und Prothesen.

Ebenso entwickelt Buck mit der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und der Firma PSS Pfeiffer Sicherheitssysteme in Hirrlingen einen neuartigen, komfortablen Schnittschutz für Forstkleidung.

Auch im Bereich der Sanitärtechnik ist Buck mit seinen technischen Strickprodukten auf der Höhe der Zeit. So entwickelte Buck in Zusammenarbeit mit der Firma Kaldewei ein Schnittschutzband, um die Silikonabdichtungen bei Badewannen zu schützen.

Auch der Klimawandel treibt Alfred Buck jun. um. So erfand er ein Gestrick aus Basaltfaser, das sich hervorragend für Dach- und Fassadenbegrünungen eignet. „Vor allem Moos hat hervorragende Eigenschaften“, konstatiert Buck, „es ist leicht, geht nicht kaputt, absorbiert Feinstaub, nimmt leicht Wasser auf und ist Brand-resistent.“ Derzeit tüftelt Buck an Gestricken, welche junge Bäume schützen sollen. Viele der Baumwuchshüllen sind noch aus Kunststoff. „Wir wollen in Zusammenarbeit mit der Firma Tecnaro in Ilsfeld verstrickte Naturfasern wie Flachs oder Hanf mit Lignin kombinieren, das biologisch abbaubar ist“, erläutert Buck. Der Firmenname Tecnaro steht synonym für Technologien für die industrielle Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen in der Kunststoffverarbeitung.

In den USA forscht Buck in enger Abstimmung mit der University of Columbia an Katalysatoren bei der Herstellung von Biomasse.

Und auch gestrickte Bremsscheiben hat Buck zu bieten: In Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart entwickelte Buck ein Kohlefasergestrick, welches Keramikbremsen mehr Schlagfestigkeit und eine bessere Wärmeleitfähigkeit geben.

Sie sehen: Im „Bucklab“, dem Forschungslabor der Firma Buck, gibt es fast nichts, was es nicht gibt. „Geht nicht – kennen wir nicht“, meint der Firmenchef, und weiß seine Mitarbeiter hinter sich.

Derzeit entsteht in Bondorf auf einem rund 5000 Quadratmeter großen Grundstück eine neue Betriebs- und Lagerhalle, die im Sommer nächsten Jahres eingeweiht werden soll. „Wir können dann Logistik und Fertigung klar voneinander trennen“, so Buck. In der neuen Faserstrickerei werden dann Grundlagen für neue Entwicklungen gelegt. Zudem kommen in das Gebäude ein neuer Besprechungsraum, drei Büros und eine Kantine. „Unsere Mitarbeiter sollen sich bei uns wohlfühlen, denn sie sind unser wichtigstes Gut“, sagt Buck. Um die Zukunft ist es ihm nicht bang, denn die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Im Herbst 2020 tritt mit Tochter Vanessa, die Betriebswirtschaft studiert hat, und Schwiegersohn Martin Wolz, seines Zeichens Maschinenbauingenieur, die nächste Generation ins Unternehmen ein. Beide haben den Master-Abschluss. Sohn Markus ist Wirtschaftsingenieur und macht derzeit seinen Master in Mittelstandsmanagement. Auch er will später den Familienbetrieb verstärken.

Im Übrigen designt Alfred Buck sogar Krawatten und Fliegen aus technischem Strick. Die männlichen Bucks trugen sie bei der Hochzeit von Vanessa und Martin. Die Firma Buck – so flexibel wir ihr Gestrick.

Die Firma Buck hat über die Jahre eine Vielzahl innovativer Produkte entwickelt und Patente vom Prototyp bis zur Serienreife geführt. Sie ist internationaler Lieferant zahlreicher Branchen, von Automobil bis Medizintechnik.

Die Firma Buck hat über die Jahre eine Vielzahl innovativer Produkte entwickelt und Patente vom Prototyp bis zur Serienreife geführt. Sie ist internationaler Lieferant zahlreicher Branchen, von Automobil bis Medizintechnik.

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Erstellt:
13.12.2019, 07:48 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 32sec
zuletzt aktualisiert: 13.12.2019, 07:48 Uhr

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