Skispringen

Lohn für die Schufterei

Erster, Zweiter und als Krönung das Gelbe Trikot – Traumstart in die Saison für Rückkehrer Severin Freund, der sich in Kuusamo in überragender Form präsentiert.

28.11.2016

Von SID

Der Überflieger: Severin Freund hat sich nach seiner Verletzungspause eindrucksvoll zurückgemeldet.Foto: AFP Foto: AFP

Der Überflieger: Severin Freund hat sich nach seiner Verletzungspause eindrucksvoll zurückgemeldet.Foto: AFP Foto: AFP

Kuusamo. Severin Freund strahlte im Flockenwirbel mit dem Weihnachtsmann um die Wette. „Von so einem Comeback kann man eigentlich nur träumen“, sagte der Skisprung-Weltmeister nach seinem furiosen Start in den WM-Winter, posierte mit dem bärtigen Santa Claus für Fotos und holte sich dann seine verdiente Belohnung ab: „Jetzt freue ich mich auf eine Pizza mit den Jungs.“

Verdient hatte sich Freund ein besonders großes Stück. Trotz langer Verletzungspause feierte der 28-Jährige im finnischen Kuusamo völlig unerwartet den 22. Weltcup-Sieg seiner Karriere, gleichzeitig der erste seit seinem Triumph beim Tournee-Springen in Oberstdorf Ende Dezember. „Diesen Sieg nehme ich wahnsinnig gerne mit. Glauben kann ich das noch nicht so ganz“, sagte der Niederbayer.

Freund hatte schon am Freitag mit Rang zwei die Erwartungen übertroffen, 24 Stunden später setzte er noch einen drauf. Und was für einen: Als Belohnung schlüpfte er in das Gelbe Trikot des Führenden im Gesamtweltcup, mit 180 Punkten liegt er klar vor dem erst 17 Jahre alten Slowenen Domen Prevc (120). „Es fühlt sich immer wahnsinnig geil an, das Gelbe Trikot zu bekommen“, sagte der DSV-Adler.

Ein halbes Jahr ohne Sprung

Von April bis Ende September hatte Freund wegen einer Hüft-Operationen keinen einzigen Sprung absolviert, das Ziel für den Saisonstart war eigentlich „nur“ein Top-Ten-Platz. „Ich habe nicht tief gestapelt, das war so nicht zu erwarten“, sagte auch Bundestrainer Werner Schuster. Entsprechend groß fiel sein Lob aus: „Hut ab, ich gratuliere. Es ist immer wieder faszinierend, ihm zuzuschauen.“

Zumal Freunds Sieg sogar deutlich war. Der Überflieger segelte auf 146,0 und 138,0 m und gewann mit 290,6 Punkten klar vor dem Norweger Daniel Andre Tande (279,0 Punkte). Freund führte schon nach seinem starken ersten Flug, bei dem er nur einen Meter unter dem Schanzenrekord von Gregor Schlierenzauer (Österreich) aus dem Jahr 2007 geblieben war. Dauerrivale Peter Prevc aus Slowenien, der im vergangenen Winter mit 15 Siegen einen Rekord aufgestellt hatte, musste sich in Finnland mit dem siebten Rang begnügen.

„Das war eine schöne Belohnung für die ganze Schufterei. Die Saison hat gerade erst begonnen, und das erste Ziel habe ich schon erreicht“, sagte Freund, der an der Spitze einer starken DSV-Mannschaft stand. neben ihm überzeugte der Oberstdorfer Karl Geiger in Kuusamo mit den Rängen sechs und neun. Richard Freitag (Aue) lag zur Halbzeit auf Rang fünf, am Ende sprang aber nur der 16. Platz heraus.

Die Schlagzeilen gehörten verdientermaßen Freund. „Die Schanze liegte mir einfach“, sagte er über die Rukatunturi-Anlage, auf der er schon 2012 gewonnen und 2014 den dritten Platz geholt hatte. Sollte er nun auch am kommenden Wochenende in dem Heimspiel in Klingenthal auftrumpfen, wird er als Favorit in die anstehende Vierschanzentournee gehen. „Ich bin gespannt, was die Saison noch so alles hergibt“, sagte Freund. Für die Konkurrenten muss es wie eine Drohung geklungen haben. sid