Musik

„Lomba-Liadle“ bevorzugt

Der Dettinger Erwin Bauer will in Sachen Musik nun kürzer treten. Er war Gründungs- mitglied der „Gringos“ und über viele Jahre hinweg Fußball-Torwart.

29.04.2017

Von Willy Bernhardt

Wenn es auf jemanden zutrifft, bekannt zu sein wie ein bunter Hund, dann fällt je nach Gesellschaft recht schnell der Name des bekennenden Wahl-Dettingers und Ur-Freudenstädters Erwin Bauer, noch 59 Jahre alt. Das Schöne daran ist, dass ihm die Bezeichnung „bunter Hund“ nicht einmal etwas ausmacht, auch öffentlich nicht.

Denn dass er einer ist, verdeutlicht allein schon ein schneller Blick auf seine Vita. Wer in der hiesigen Ecke seit Jahrzehnten in Sachen Volks- und Unterhaltungsmusik zugange ist und zudem über Jahrzehnte hinweg auch das Fußballtor verschiedener Sportvereine gehütet hat, den kennt man eben.

Wenn einer wie Erwin Bauer dann plötzlich für sich bestimmt, „etwas kürzer zu treten“, dann interessiert dies viele, die ihn kennen. Solch eine Aussage hat Signalwirkung.

In diesem Jahr werden es zehn Jahre, dass „der Erwin“ bei den von ihm mit aus der Taufe gehobenen „Gringos“ mit eingestiegen ist. An der Seite der legendären früheren Horber „Dominos“ Anton Welk und Hans Schick startete er das „Gringos“-Projekt und erspielte sich in diesen Jahren insbesondere in der Horber Region einen guten Namen und einen noch besseren Ruf.

Sogar beim bekannten Horber „Schütte-Fest“ der katholischen Kirchengemeinde Heilig‘ Kreuz sind die „Gringos“ gern gesehene Unterhalter, und bei diversen Vereinsfesten, wie etwa bei einem Dettinger Klassiker, dem dortigen Fischerfest, sorgen sie mit ihrer Schlager- und Unterhaltungsmusik regelmäßig für volle Läden. Vor wenigen Wochen allerdings gaben die „Gringos“ in der „Linde“ in Vesperweiler ihr Abschiedskonzert – zumindest in der bisherigen Formation.

Weiter geht’s mit Hartmut Hoppe

Da Gitarrist Erwin Bauer künftig kürzer treten will, wurde in der „Linde“ – und auch dort wurden natürlich die beliebten „Lomba-Liadle“ gespielt – schon einmal sein Ersatzmann Hartmut Hoppe vorgestellt, der gleichfalls in der Horber Tanzmusik-Szene der 1960er- und -70er-Jahre eine bekannte Gitarren-Größe ist. The Show must go on – und das auch ohne den Erwin.

Erwin Bauer stammt quasi aus der Gastronomie heraus. Sein Vater betrieb lange die „Krone“ in Schopfloch, und da lag es nahe, dass sich auch der junge Erwin in diese Richtung orientiert. Er erlernte den ehrbaren Beruf des Kochs und stieß während seiner Gesellenjahre in Garmisch-Partenkirchen auf Spieler des TSV 1860 München, die dort im Trainingslager weilten. Die schauten abends gerne im Lokal vorbei, wo Erwin Bauer als Koch arbeitete. Kein Wunder, dass er seither glühender „Sechziger“-Fan ist.

Bei Festen verschiedenster Art ist sein Rat schon seit Jahrzehnten gefragt und wenn Erwin selbst hinterm Grill steht, dann flutscht es. Hin und wieder hilft er auch ihm gegenüber wohlgesonnenen Gastwirten in der Küche aus, wenn gerade mal wieder Not am Mann ist. Die „Krone“ in Schopfloch hat inzwischen geschlossen und Erwin Bauer verdient sich seine Brötchen als Verkaufsmetzger. Da sind die Arbeitszeiten anders als etwa beim Daimler. Seine bisherigen Band-Kollegen Anton Welk und Hans Schick haben da ihm gegenüber einen klaren Vorteil: Beide sind inzwischen Rentner und haben Zeit für die Musik.

Musikalischer Start als Kind

Apropos Musik: Mit dieser fing Bauer in Freudenstadt bereits im Alter von neun Jahren an. Und zwar mit der Piccolo-Flöte. Ein Jahr später nahm er sich des Tenorhorns an, und nach zwei weiteren Jahren widmete er sich der Klarinette. Mit 14 Jahren erlernte er schließlich das Saxophonspielen.

Auch in der Freudenstädter Jugend-Stadtkapelle war er aktiv dabei. Parallel dazu kam bei ihm aber auch der Sport nicht zu kurz. Ab der D-Jugend spielte er bei der legendären Spielvereinigung Freudenstadt alle Jugendklassen nach oben hin durch und wurde gleich in seinem ersten Jahr in der Reserve Meister. Bis 50 hütete er noch den AH-Kasten beim SV Schopfloch, ehe er seine Fußall-Karriere beendete. In dieser begann er als beinharter Verteidiger und endete als Torwart. Sogar auf einen Einsatz in der Landesliga hat er es in seiner aktiven Zeit in Freudenstadt, Betra, Horb und Schopfloch gebracht.

Ach ja, die Gitarre fehlt ja noch. Das ist auch so eine Geschichte. Es könnte 1994 beim Bunten Abend in Betra gewesen sein, als Erwin Bauer mit seinem Narren-Freund Wolfgang Armbruster die Bühne der Hohenzollern-Halle enterte und einen mitreißenden musikalischen Sketch darbrachte und das Duo frenetischen Applaus dafür erntete.

Bei Gitarren-Premiere getrickst

Was das Publikum freilich nicht wusste war dies: „Ich habe nur so getan, als könnte ich Gitarre spielen. Diesen Part hat aber mein Freund Franz Dettling von den ‚Dominos‘ im hinteren Bühnenbereich für mich übernommen und alle haben gedacht, ich hätte gespielt.“ Doch dies stachelte „den Erwin“ um so mehr an und er brachte sich das Gitarrespielen – ein bisschen auch unter kleiner Mithilfe von Franz Dettling – im Grunde genommen selbst bei.

Beste Voraussetzungen also, um zunächst bei den früheren Nachbarschafts-Klassiker-Festen im Freudenstädter Ziegeltal musikalisch mitzumischen. Erwin Bauer gehörte den vor allem von den Mädels umschwärmten „Tweens“ in Oberiflingen an und spielte bei der kultigen Böffinger Bauernkapelle nicht nur die E-Gitarre, sondern steuerte für diese auch noch seinen Gesang bei. Ein Highlight Ende des letzten Jahrtausends waren dann Auftritte im seinerzeitigen Alpirsbacher Volksfest-Zelt in Bad Cannstatt – vor tausenden begeisterter Gäste.

Doch so ganz loslassen kann er dann wohl doch nicht. „Beim Schlager- und Oldie-Abend auf dem Priorberg trete ich mit meinem Freund Rüdiger Schaible aus Effringen vielleicht hin und wieder auf“, macht er seinen diversen Fans etwas Hoffnung. Die dürften dabei dann wohl auch wieder „ein paar Lomba-Liadle“ erwarten.

Doch jetzt freut er sich erst einmal auf den anstehenden 1. Mai. Da nämlich weilt er – ganz privat – mit seiner Sylvia beim Auftritt des „Schwarzen Peters“ auf dem Priorberg.