Love & Friendship

Love & Friendship

Verfilmung des Briefromans von Jane Austen über eine Witwe, die einen Versorger für sich und ihre Tochter finden will.

25.09.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Love & Friendship

Die ungebrochene Popularität Jane Austens sorgt dafür, dass auch eher obskure Werke der englischen Schriftstellerin auf die Kinoleinwand drängen – diesmal der zu ihren Lebzeiten unveröffentlichte Briefroman „Lady Susan“, den sie 1794 als 19-Jährige verfasst hat. Dessen Verfilmung durch den Amerikaner Whit Stillman („Metropolitan“) ist jedoch keine aus der Not geborene Resteverwertung: Mit dem Fokus auf eine Frau, die ohne Rücksicht auf Verluste ihre Pläne verfolgt, unterscheidet sich der Plot vielmehr reizvoll von späteren Austen-Stoffen.

Die jungverwitwete, deswegen verarmte, jedoch äußerst attraktive Adlige Lady Susan (Kate Beckinsale) sucht dringend einen neuen Ehemann, der sie finanziell versorgt, ihren anderweitigen amourösen Eskapaden aber möglichst nicht in die Quere kommt. Zu diesem Zweck nistet sie sich auf dem Landsitz von Bekannten ein, wo sie prompt den gutmütigen Schwager des Hausherrn um den Finger wickelt. Plüschige Romantik gibt’s in dieser Geschichte höchstens als Abfallprodukt von Hinterlist und Verstellungskunst, und entsprechend inszeniert sie Regisseur Whitman als bitterböse und zugleich vergnüglich verspielte Gesellschaftssatire.

In deren Zentrum agiert Susan mit einer charmant verbrämten Durchtriebenheit, die beinah Shakespeare’sche Dimensionen erreicht. Nicht dass die Lady über Leichen geht, aber das Unglück anderer nimmt sie bei der Durchsetzung ihrer Interessen kühl in Kauf. So beharrt sie zwecks doppelter Absicherung darauf, das ihre Teenie-Tochter ins Verderben einer Ehe mit einem reichen, aber hohlköpfigen Landadligen (zum Kringeln: Tom Bennett) rennt. Durch Susans Niedertracht schimmert aber auch immer wieder, dass eine Frau ohne intrigante Energie in dieser Epoche ein erbärmliches Schicksal zu erwarten hatte.

Funkelnder Wortwitz, eine bis in kleinste Rollen vor Spielfreude sprühendes Ensemble (inklusive Chloë Sevigny und Stephen Fry) sowie ein raffiniert vergiftetes Happy-end runden „Love & Friendship“ zur bisher wohl besten Austen-Verfilmung.

Das spritzig-witzige Kostümdrama verabreicht Bosheit mit einem verführerischen Schmelz.

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Erstellt:
25.09.2016, 11:59 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 55sec
zuletzt aktualisiert: 25.09.2016, 11:59 Uhr

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