Lustig, böse und prophetisch

„Die Simpsons“ werden 30 Jahre alt

Sie haben Atomkatastrophen überlebt und sollen Trump vorhergesagt haben. Jetzt werden „Die Simpsons“ 30 Jahre alt. Was die TV-Serie ausmacht und wieso die Figuren in der eigentlich weißen Familie gelb sind.

17.12.2019

Von Anne Pollmann, dpa

Die Mitglieder der Simpsons (von links): Marge, Homer, Maggie, Bart, Lisa mit Hund Knecht Ruprecht. Foto: Fox/ProSieben

Die Mitglieder der Simpsons (von links): Marge, Homer, Maggie, Bart, Lisa mit Hund Knecht Ruprecht. Foto: Fox/ProSieben

Berlin. Paul McCartney, Britney Spears oder Stephen Hawking – sie alle waren schon da. Bekannte Gaststars, abgründiger Humor und ein gnadenloser Blick auf die US-Gesellschaft tragen seit jeher zum weltweiten Erfolg der US-Zeichentrickserie „Die Simpsons“ bei. Schon 30 Jahre lang treibt die fünfköpfige Familie ihr Unwesen in Springfield. Am 17. Dezember 1989 wurde die erste Folge mit Chaos-Vater Homer, Mutter Marge, dem kleinen Flegel Bart, Streberin Lisa und der ewig nuckelnden Maggie in den USA ausgestrahlt. Seitdem haben Zuschauer die Familie in vielen brenzligen Situationen erlebt.

Ursprünglich nur als Pausenfüller für die amerikanische „Tracey Ullman Show“ angedacht, ist „Die Simpsons“ heute einer der größten TV-Erfolge der Welt und ein Export-Hit. 1991 kündigte eine ZDF-Moderatorin dann auch den Start der Serie in Deutschland mit den Worten „Die Simpsons sind da, verehrte Zuschauer“ an. Schon wenige Jahre wechselte die Serie auf Pro?7, bis heute ihre Heimat. Die Macher haben zahlreiche Auszeichnungen abgeräumt. Ein Ende ist nicht in Sicht, 2019 wurde die Show um zwei weitere Staffeln verlängert.

Gezeichnet wird in Südkorea

Neun Monate wird an einer einzigen Folge gearbeitet. Steht der Plot, wird sie in Südkorea gezeichnet. Wie viele Cartoons leben auch die Simpsons von überzeichneten Klischees. Mittelschicht, Kleinstadt, traditionelle Geschlechterrollen: Die Simpsons sollen eine typisch weiße US-Familie darstellen. Schnelle Szenen, unzählige Anspielungen auf Popkultur und viel Parodie sind die Grundzutaten jeder Folge: Ob die Dschungelszene aus „Apocalypse now“, die mordlüsternen Roboter in „Westworld“ oder der Schluss aus von „Einer flog über Kuckucksnest“.

Warum die weiße Familie gelb statt beige oder fleischfarben gezeichnet wird, hat der Simpsons-Drehbuchautor Mike Reiss in seinem Buch „Springfield Confidential“ erklärt. Man entschied sich für Gelb, weil die Kinder keinen Haaransatz haben. Gelb sei ein bisschen wie ein Hautton und ein bisschen wie eine Haarfarbe, schrieb Reiss.

Gelbgesichtig erschienen über die Jahre auch die Cartoon-Alter-Egos einiger Promis in der Show: Der britische Ex-Premier Tony Blair, der Ex-Beatle Paul McCartney, Sängerin Britney Spears, die Schauspielerinnen Kim Basinger und Jennifer Garner oder der ausgesprochene „Simpsons“-Fan Stephen Hawking. Oft sprachen sie die Rollen selbst.

Über die Jahre wurden den Simpsons-Schöpfern immer mal wieder hellseherische Fähigkeiten attestiert. Das prominenteste Beispiel ist wohl der Wahlsieg Donald Trumps. In der Folge „Barts Blick in die Zukunft“ aus dem Jahr 2000 wird Lisa Präsidentin der Vereinigten Staaten und steht vor großen Herausforderungen, weil ihr Vorgänger den Haushalt gegen die Wand gefahren und ihr einen Schuldenberg hinterlassen hat. Fast nebenbei fällt dessen Name: Trump.

Dass die Sendung bis zur Übernahme durch Walt Disney von einem Unternehmen des ausgesprochenen Trump-Unterstützers Rupert Murdoch produziert wurde und in Amerika immer noch auf Fox ausgestrahlt wird, scheint für die Schreiber keinen Maulkorb zu bedeuten.

Ihre Namen haben die meisten Charaktere aus dem Familienumfeld von Zeichner Matt Groening. Vater und Mutter des Simpsons-Erfinders hießen Homer und Margaret.

Eine Achtjährige als Nerd

Der glatzköpfige Serienvater arbeitet in einem Atomkraftwerk und provoziert nicht nur dort regelmäßig Katastrophen. Rettung kommt oft von der hochintelligenten Lisa. Die Achtjährige ist ein Nerd, dabei aber genauso Feuer und Flamme für Umweltschutz, Vegetarismus und Emanzipation wie für Puppen und Ponys. Die Figur bricht daher mit so manchem Klischee.

Für andere Charaktere gilt das Kritikern zufolge nicht. Große Wellen schlug 2018 die Doku „The Problem with Apu“ von Hari Kondabolu. Die Figur Apu ist US-Amerikaner indischer Herkunft, spricht mit starkem Akzent, betreibt den Kwik-E-Mart in Springfield und ist Vater von acht Kindern. Zu simpel und rassistisch sei diese Darstellung, lautet der Vorwurf Kondabolus. Nicht nur US-Amerikanern mit südasiatischen Wurzeln sprach der Dokumentarfilmer aus der Seele.

Die Serienmacher reagierten auf die Kritik. In einer Szene reden Lisa und Marge über „politisch unkorrektes“ Verhalten. Die löste allerdings ihrerseits abermals Kritik aus: Mehrere US-Medien und Komiker erklärten, die Serie habe in der Debatte das Ziel verfehlt. Wie die Serienmacher in künftigen Folgen mit dem Charakter Apu umgehen, bleibt abzuwarten. Am Ende einer Simpsons-Folge jedenfalls steht traditionell ein Happy-End.