Jubiläum

Magnet für Kultur und Handel

Die gelungene Konversion des einstigen Bundeswehrgeländes zum Wohn- und Gewerbegebiet Neckarwiesen ist am Donnerstagabend gefeiert worden.

27.04.2018

Von Cristina Priotto

In einer kurzweiligen Interview-Runde, die Hauptamtsleiter Hartmut Walter (Mitte) moderierte, sprachen (von links): Anselm Hilsheimer, Stadtbaumeister Reiner Wössner, Bürgermeister Gerd Hieber und Siegbert Koegst über Planung, Bürgerbeteiligung und die Entwicklung der Neckarwiesen seit 1998. Bilder: Priotto

In einer kurzweiligen Interview-Runde, die Hauptamtsleiter Hartmut Walter (Mitte) moderierte, sprachen (von links): Anselm Hilsheimer, Stadtbaumeister Reiner Wössner, Bürgermeister Gerd Hieber und Siegbert Koegst über Planung, Bürgerbeteiligung und die Entwicklung der Neckarwiesen seit 1998. Bilder: Priotto

Wo bis Anfang der 1960er-Jahre Mitarbeiterinnen der Buntweberei Fäden zu Stoffen verarbeiten, zog sich am gestrigen Donnerstagabend die Geschichte des zentral in den Neckarwiesen gelegenen Backsteinbaus wie ein roter Faden durch den Festakt. Gefeiert wurde in der gut besuchten Stadthalle mit Musik, Reden, Fotos und einem Interview der 20. Jahrestag der Unterzeichnung des Kaufvertrags für die Neckarwiesen.

Bürgermeister Gerd Hieber verglich die Veranstaltung mit einem „Klassentreffen“ aller Beteiligten, die in den vergangenen 20 Jahren die Konversion des einstigen Buntweberei- und Bundeswehrgeländes mitgeprägt haben. „Die Kommunalpolitik und die Kommunal-Entwicklungs GmbH hatte ebenfalls großen Anteil an der Entwicklung“, stellte Hieber fest. Die Unterzeichnung des Kaufvertrags am 8. April 1998 nannte der Bürgermeister im Rückblick „einen Meilenstein für Sulz“. Dadurch habe die Stadt die Verfügbarkeit des neun Hektar großen Grundstücks erlangt und so die städtebauliche Entwicklung vorantreiben können. Die Bürger zogen mit: „Es herrschte Aufbruchstimmung in der Stadt“, stellte Gerd Hieber fest und erinnerte an die vielen guten Ideen, die die Bürgerbeteiligung ergab. Dazu gehörte zum Beispiel die Verlagerung der Umgehungsstraßenbrücke um 200 Meter in westlicher Richtung, um eine saubere Trennung zwischen Wohngebiet und Gewerbeareal zu schaffen. „Die Stadt hat die Chance genutzt, rund um den Backsteinbau ein neues Quartier entstehen zu lassen“, fasste Hieber zusammen. Die Neckarwiesen hätten für Menschen aller Generationen ein neues Wohnumfeld, viele Arbeitsplätze und Freizeitangebote geschaffen, listete Gerd Hieber auf.

Anhand von über 120 Bildern veranschaulichte Hauptamtsleiter und Hobby-Fotograf Hartmut Walter den Gästen die Entwicklung der Neckarwiesen von den 1990er-Jahren bis heute. Walter berichtete zudem chronologisch über alle Bauvorhaben in diesem Gebiet (die SÜDWEST PRESSE berichtete am Donnerstag). Die Zeitreise unter dem Titel „20 Jahre Kauf des Bundeswehr-Geländes – noch mehr Jahre Neckarwiesen“ umfasste aber 110 Jahre ab 1908. Die Buntweberei sei „die Keimzelle der Neckarwiesen“ gewesen, betonte Hartmut Walter.

Besonders für die älteren Sulzer war spannend zu sehen, wieviele der auf den Schwarz-Weiß-Fotos abgebildeten Gebäude mittlerweile nicht mehr stehen. Großen Raum in der Präsentation nahm die Geschichte der Buntweberei ein – einschließlich des Endes, das im März 1964 den Abtransport von 600 Textilmaschinen und 300 Webstühlen in 90 Zugwaggons zur Verschiffung nach Uganda zur Folge hatte. Die einstigen Ausmaße der Steeb-Werke in deren Blütezeit zeigte der Hauptamtsleiter ebenso auf wie spektakuläre Bilder vom Bau der neuen Neckarbrücke für die Umfahrung im Jahr 2004 und vom Tunnelbau zwei Jahre später.

Informativ und unterhaltsam gestaltet war das Interview, bei dem Gerd Hieber, Stadtbaumeister Reiner Wössner, Anselm Hilsheimer von der Kommunalentwicklung GmbH und Chefplaner Siegbert Koegst über Planung, Bürgerbeteiligung, Bauen und die Folgen plauderten. Hartmut Walter als Moderator stellte dem Quartett abwechselnd Fragen. Was der nicht-öffentliche Gemeinderats-Beschluss vom 9. Februar 1998 zum Kaufvertrag alles nach sich ziehen würde, habe der neue Bürgermeister Gerd Hieber beim Amtsantritt 1999 nicht absehen können, gestand der Amtsinhaber. „Die Kommunalpolitik stand aber von Anfang an hinter dem Projekt“, betonte Hieber. Reiner Wössner stellte fest, dass mit der Neugestaltung der Neckarwiesen einschließlich des Baus der Umfahrung mit der neuen Neckarbrücke und des Tunnels viele verkehrstechnische Lösungen für Probleme gefunden worden seien, die Sulz zuvor lange beschäftigt hatten. Bürgerbeteiligung? Das sei vor 20 Jahren „noch mega-out“ gewesen, erinnerte sich der langjährige Projektleiter Anselm Hilsheimer. „Wir haben das aber immer sehr ernst genommen, denn ein solch großes Projekt kann man nicht ohne die Bürger umsetzen“. Rückblickend auf das Geleistete stellte Hilsheimer zufrieden fest: „Wir haben unglaublich viel hinbekommen
– auch nach den Wünschen der Bürger. Entstanden sei ein Magnet für Kultur und Einzelhandel. Der Stadtbaumeister schloss sich dem Lob für die Bürgerbeteiligung an: „Die Ergebnisse waren sensationell und haben mit zum Erfolg der Entwicklung des Gebiets beigetragen – obwohl der Gemeinderat anfangs skeptisch war“. Die Beteiligten hätte aber dies motiviert, zu zeigen, was in Sulz möglich sei.

Siegbert Koegst hatte einige interessante Zahlen zusammengetragen: Bis zu zehn Planungsbüros, ebensoviele Bauleitungen, 20 Baufirmen und rund 500 Arbeiter waren an der Konversion beteiligt. „Alle haben mitgezogen“, sagte der Chefplaner anerkennend.

Anselm Hilsheimer wertete 20 Jahre nach dem Kaufvertrag die Erweiterung des Stadtkerns um 5000 Quadratmeter Einkaufsfläche als wichtigstes Ergebnis.

Als drei Zutaten für den Erfolg nannte Hieber das Durchhaltevermögen, das Gemeinderats-Bekenntnis zu dieser Investition und den Mut zum Risiko und erinnerte daran, dass die Finanzierung der Stadthalle anfangs nicht geklärt gewesen sei. „Es ist ein tolles Stadtquartier geworden“, lobte der Bürgermeister das Ergebnis,

Nach dem offiziellen Teil konnten die Besucher die Foto-Ausstellung im Foyer anschauen.

Beim ersten öffentlichen Auftritt waren die 19 Zweit- und Drittklässler der Internationalen Bläserklasse zwar sichtlich nervös, spielten aber dennoch konzentriert und gelungen vor großer Zuhörerkulisse.

Beim ersten öffentlichen Auftritt waren die 19 Zweit- und Drittklässler der Internationalen Bläserklasse zwar sichtlich nervös, spielten aber dennoch konzentriert und gelungen vor großer Zuhörerkulisse.

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27.04.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 21sec
zuletzt aktualisiert: 27.04.2018, 01:00 Uhr

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